Insolvenz bei Galeria Karstadt Kaufhof Internes Schreiben: Kette will bis zu 90 Filialen schließen

Insolvenz bei Galeria Karstadt Kaufhof: Kaufhauskette will bis zu 90 Filialen schließen
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Die Insolvenz der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof könnte für deutlich mehr Filialen das Ende bedeuten als bisher angenommen. Das geht aus einem Schreiben des Betriebsrates hervor. Zuerst berichtete das Branchenmedium „Lebensmittelzeitung“. Auch von weiterem Personalabbau von bis zu 30 Prozent sei die Rede.

In dem Schreiben, dass die Beschäftigten per E-Mail erhalten haben, ist die Rede von bis zu 90 Filialschließungen. Galeria-Chef Miguel Müllenbach hatte zuvor gesagt, dass mindestens ein Drittel der 131 Filialen in 97 Städten geschlossen werde. Doppelstandorte stünden nun unter besonderer Beobachtung, so der Betriebsrat.

Derzeit arbeiten mehr als 17.000 Beschäftigte für die Kaufhauskette. Nun macht sie die Angst vor extremen Personalkürzungen breit. In dem Schreiben ist die Rede von weiteren bis zu 30 Prozent.

Galeria Karstadt Kaufhof hatte Anfang November zum zweiten Mal Insolvenz im Schutzschirmverfahren beantragt. Das bedeutet, dass das Unternehmen die Insolvenz selbst verwaltet und versucht, sich zu sanieren. In diesem Zuge wurden auch die Chefetage verkleinert.

Der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz verweist allerdings erstmal auf die laufenden Verhandlungen. Noch sei keine Entscheidung getroffen. Der Betriebsrat ist dennoch besorgt.

Schon in der Vergangenheit war die Kette immer wieder in Schwierigkeiten geraten: Im ersten Corona-Lockdown im April 2020 hatte das Unternehmen ein Schutzschirmverfahren beantragt. Die Warenhauskette schloss rund 40 Filialen, baute Tausende Stellen ab und bekam mehr als zwei Milliarden Euro Schulden erlassen.

Teilweise Übernahme möglich

Doch der Neustart misslang. 2021 und 2022 folgten weitere Schließungen. Auch staatliche Unterstützung wurde beantragt. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit 680 Millionen Euro unter die Arme. Die Kaufhauskette strauchelte aber bereits vor Corona enorm.

Bereits Anfang November hatte die Gewerkschaft Verdi den Immobilien-Milliardär René Benko dazu aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen. Seit 2019 gehört der damals aus Karstadt und Galeria Kaufhof zusammengeführte Konzern zu seinem Unternehmen, der Signa-Holding.

Welche Filialen von einer möglichen Schließung betroffen sind, ist unklar. Ein möglicher Kaufinteressent sei Markus Schön vom Onlinehändler Buero.de. Medienberichten zufolge habe er 47 Filialen quer durch Deutschland ins Auge gefasst. Sie sollen nach einer möglichen Übernahme unter dem Namen „Schön hier“ weitergeführt werden und weiterhin ein Warenhaussortiment anbieten. Dafür will er einen dreistelligen Millionenbetrag investieren. Wie die Finanzierung ablaufen soll, ist allerdings noch offen.

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