Inside Der Dieb steckt in der Wohnung, die zur Falle wird

Von Kai-Uwe Brinkmann
Inside: Der Dieb steckt in der Wohnung, die zur Falle wird
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Die Logistik hinter diesem Einbruch und Kunstklau scheint perfekt. Der ausführende Dieb Nemo (Willem Dafoe) ist verbunden mit einem Mann, der ihm Türcodes ins Ohr flüstert, damit die Alarmanlage im Luxus-Penthouse außen vor bleibt.

Nemo betritt den Wohnbereich, kann aber das Selbstporträt Egon Schieles an keiner Wand finden. „Greif, was Du kannst und raus“, befiehlt die Stimme im Funkgerät.

Leichter gesagt als getan. Just in dem Moment, wo Nemo den Öffnungscode eintippen will, gibt es einen Systemfehler. Das Penthouse verriegelt sich, und Nemo hockt „Inside“, wie der Film von Vasilis Katsoupis auch heißt.

Die Räume sind einbruchsicher und ausbruchsicher. Schöner Mist. Unser Mann sitzt in der Falle, in einem goldenen Käfig voller Designermöbel und teurer Kunst.

Willem Dafoe in "Inside"
Willem Dafoe als Nemo in einer Szene des Films "Inside". Der Film kommt am 16.03.2023 in die deutschen Kinos. © dpa/Focus Features

Kein Internet und Telefon

Der Eingang verrammelt, Telefon tot, Internet tot, Funkgerät platt. Langsam dämmert Nemo, dass er hier länger feststecken könnte. Sein Mittelsmann ließ ihn wissen, der Besitzer der Wohnung sei geschäftlich in Kasachstan.

Dumm gelaufen, der Coup. Es folgt ein existenzialistisches Kammerspiel, „Indoor-Survival“ im modernen Smart Home. Wo ein leerer Kühlschrank den Hit „Macarena“ dudelt und eine freundliche Ansage Nemo ermahnt, er möge wegen der Vorräte den Administrator kontakten.

Was essen und trinken?

Dies sind nun die wirklich wichtigen Fragen: Was habe ich zu essen, wie viel Wasser gibt es eigentlich? Nicht viel, der Wasserhahn will nichts ausspucken. Was nützt es, dass vorm Fenster eine Metropole glitzert? Auf einmal ähnelt das Penthouse einem Mausoleum.

Eine originelle Passionsgeschichte. Der Bart des Diebes wird länger, er labt sich an Hundefutter, Restkaviar, Wasser aus der Beregnung. Er werkelt an Fenstern, verliert sich in Kunstbetrachtung. Fast verliert er den Verstand.

Im Subtext ist das eine Parabel über Mensch und Welt, Wert und Wichtigkeit, Leben und Kunst. Sehenswert ist sie auch wegen Willem Dafoe, dessen ausgezehrte Züge sowieso nach Leidens-Jesus aussehen.

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