Die Fresenius Kabi AG mit mehr als 40.000 Beschäftigten versorgt weltweit Kliniken mit Medizinprodukten und Medikamenten. Gestern räumte der Konzern auf Anfrage unserer Redaktion ein, dass es Lieferengpässe bei Infusionen gebe.
„Fresenius Kabi hat seine Kunden über einen begrenzten Vorrat an Jonosteril 500 ml und 1000ml informiert und sucht im Dialog mit den Kunden nach Lösungen, um Engpässe möglichst zu begrenzen“, antwortete Steffen Rinas
Vice President Issues Management von Fresenius, auf unsere Anfrage.
Man stehe mit der zuständigen Arzneimittelbehörde in Kontakt. „Grundsätzlich können Kunden die Produkte auch von anderen Anbietern beziehen. Wir rechnen damit, dass wir bei Jonosteril 500ml bis Mitte September und für Jonosteril 1000ml bis Ende September begrenzt lieferfähig sind.“
Warum Infusionen für Kliniken so wichtig sind
Nach Informationen unserer Redaktion informierte allerdings die Leitung einer großen Klinik im Münsterland alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darüber, dass Fresenius ihnen Engpässe nicht nur bei Jonosteril, sondern auch für Ringer-Lactat, Ringer-Acetat, Ringer-Lösung und NaCl (0,9 Prozent) gemeldet habe. Diese Engpässe würden bis „mindestens“ Ende September andauern.
Diese Information, so berichtete Fresenius-Sprecher Steffen Rinas auf eine erneute Nachfrage, sei nicht korrekt. Der Engpass beschränke sich auf Jonosteril. Dabei sei es nicht so, dass das Produkt überhaupt nicht verfügbar sei, sondern nur in begrenzter Menge abgegeben werde.
Infusionen werden in Kliniken in großen Mengen benötigt. Sie dienen unter anderem dazu, Flüssigkeitsverluste von Patienten auszugleichen und um als Trägerflüssigkeit für eine gleichmäßige Verteilung von Medikamenten im Körper zu sorgen. Vor allem in der Intensivmedizin und bei Operationen sind sie von extremer Bedeutung.
Der Chef der Krankenhausgesellschaft über mögliche Folgen
Welche Folgen es hat, wenn solche Infusionen nicht mehr in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen, dazu äußerte sich Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, gegenüber unserer Redaktion: „Inwiefern dieser Lieferengpass direkte Auswirkungen auf die Patientenversorgung haben wird, können wir abschließend noch nicht sagen.“
Es komme darauf an, wie lange der Engpass bei Fresenius anhalten werde und ob andere Hersteller in der Lage seien, kurzfristig Alternativen auf den Markt zu bringen oder ihre Liefermenge zu erhöhen. „Wir befürchten aber, dass es zu Problemen kommen kann, die sich die Patientenversorgung auswirken wird“, sagte Gaß und fuhr fort: „Grundsätzlich bedeutet es für die Krankenhäuser einen immensen Mehraufwand und Mehrkosten, weil Alternativen gesucht und zum Teil teurer eingekauft werden müssen. Dadurch wird auch viel Personal gebunden, da Planungen, sowohl bei der Arzneimittelbestellung und Lagerung, als auch im Extremfall bei der OP-Planung von elektiven Leistungen verändert werden müssen.“ Was letztlich nichts anderes bedeutet, als dass im Notfall planbare Operationen verschoben werden müssen.
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