Infektionswelle hat Konsequenzen Kinderklinik nimmt vorerst keine Jugendlichen mehr auf

Infektionswelle: Krankenhäuser im Kreis helfen der Kinderklinik Datteln
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Nicht zuletzt wegen der Welle von Atemwegserkrankungen arbeitet die Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln am absoluten Limit. Jetzt soll sie Unterstützung erhalten von anderen Krankenhäusern der Region.

Das Gesundheitsamt des Kreises und alle Kliniken im Vest haben verabredet, dass Jugendliche ab 15 Jahren in den nächsten Wochen in den regulären Krankenhäusern und nicht in der Kinderklinik behandelt werden sollen. Ausgenommen von dieser Regelung sind Jugendliche, die aufgrund von Vorerkrankungen in der Kinderklinik besser aufgehoben sind.

Die Vestische Kinderklinik wird aktuell gleich von zwei Seiten in die Zange genommen. Das RS-Virus, eine Atemwegserkrankung, die vor allem kleinen Kindern Probleme bereitet, ist ein Grund dafür, dass das Dattelner Krankenhaus gerade einen Ansturm von Patienten erlebt. Die meisten von ihnen seien im Säuglings- und Kleinkindalter, erklärt Prof. Dr. Michael Paulussen, Ärztlicher Direktor der Kinderklinik.

Auf der anderen Seite geht auch das Pflegepersonal gesundheitlich am Stock. Infektionen und Erkältungen machen vor den Krankenschwestern und Pflegern nicht Halt, die zum großen Teil selbst Eltern sind und sich bei ihren eigenen Kindern anstecken. Der Klinik-Chef spricht vom „höchsten Krankenstand der letzten Jahre, obwohl unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Dienst durchgängig FFP2-Masken tragen“.

„Jedes Bett ist Gold wert“

Aber wie groß fällt nun durch die kreisweite Verabredung die Entlastung für die Vestische Kinder- und Jugendklinik aus? Das Krankenhaus, dessen Einzugsbereich weit über den Kreis Recklinghausen hinausgeht, nimmt nach eigenen Angaben täglich ein bis zwei Dutzend Patienten stationär auf. Darunter seien ein bis zwei Jugendliche. Das hört sich erst einmal nicht nach einem großen Wurf an. „Aber jedes Bett, welches wir noch zur Verfügung haben, ist Gold wert“, betont Prof. Paulussen.

Der Klinik geht es in dieser kritischen Phase darum, Platz für die Kinder zu haben, die die Hilfe am dringendsten benötigen. Auf der anderen Seite sei es vertretbar und unproblematisch, wenn Jugendliche mit bestimmten Krankheitsbildern auf den Erwachsenen-Stationen regulärer Krankenhäuser behandelt würden. Paulussen nennt als Beispiele Kreislaufprobleme oder Lungenentzündungen.

Die Regelung gilt ab sofort

Landrat Bodo Klimpel, Chef der Kreisverwaltung und damit auch des Kreisgesundheitsamtes, sagt, er sei „sehr dankbar, dass alle Kliniken im Kreis Recklinghausen in dieser besonderen Lage an einem Strang ziehen“. Die Regelung gilt nach Angaben des Kreises ab sofort. Die einweisenden Ärzte würden über diese Absprachen informiert.

Verabredet ist, dass die Unterstützung für die Kinderklinik so lange dauern wird, wie die ausgeprägte Infektionswelle bei den Kindern anhält. Dr. Jutta Hullmann, Leiterin des Gesundheitsamtes, rechnet nicht vor Februar oder März des nächsten Jahres mit einer Entspannung. Das sieht auch der Dattelner Klinik-Chef Prof. Paulussen so. „Es liegt noch eine harte Zeit vor uns“, sagt er.

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