Immobilienflaute in Herten Dramatische Kaufzahlen: Grundstücksmarkt liegt am Boden

Grundstücksmarkt am Boden: Dramatische Zahlen bei Immobilienkäufen
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Der Grundstücksmarktbericht des Gutachterausschusses für Grundstückswerte ist sozusagen das Barometer der Immobilienbranche im Kreis Recklinghausen. Wenn man sich die aktuelle Auflage für die Städte Herten, Castrop-Rauxel, Haltern am See, Datteln, Oer-Erkenschwick und Waltrop ansieht, ziehen – um im Fachjargon der Meteorologen zu bleiben – düstere Wolken über unserer Stadt auf. Denn 2023 registrierten die Experten einen nie dagewesenen Einbruch in der Hertener Kaufbilanz.

Die Gesamtanzahl der Kauffälle bei bebauten und unbebauten Grundstücken im Stadtgebiet lag nur bei 416 – das waren 273 weniger als noch 2022. Damals zeigten sich die Bürgerinnen und Bürger noch deutlich kauffreudiger und schlossen mit 689 fast so viele Verträge ab wie zu Vor-Corona-und absoluten Niedrigzins-Zeiten: 2019 hatte es mit 692 ein Rekordjahr gegeben.

Im vergangenen Jahr war Herten aber mit einem Minus von rund 40 Prozent bei den Kauffällen trauriger Spitzenreiter in der Statistik. Ein deutlicher Rückgang war zwar auch in vier der fünf anderen Städte zu verzeichnen, er fiel dort aber trotzdem viel geringer aus – in Castrop-Rauxel gab es etwa eine Verringerung um 17 Prozent. Insgesamt war in 2023 mit 1983 eingegangenen Kaufverträgen die niedrigste Anzahl der Kauffälle der letzten zehn Jahre zu verzeichnen. Völlig gegen den Negativtrend entwickelten sich die Zahlen allerdings in Haltern: In der Stadt stieg die Anzahl der Kauffälle um 15 Prozent stark gegenüber dem Vorjahr an.

Nullnummer beim „Geschosswohnungsbau“

Der Gutachterausschuss für die sechs Städte zieht in seinem Werk auch eine Jahresbilanz der noch unbebauten Grundstücke und differenziert dabei zwischen den Kategorien „Individueller Wohnungsbau“ (dabei handelt es sich um voll erschlossene baureife Grundstücke, zumeist Ein- oder Zweifamilienhäuser mit einer oder zwei Etagen) und „Geschosswohnungsbau“ mit in der Regel drei- oder mehrgeschossigen Gebäuden. Diese können neben Eigentumswohnungen auch für Mietwohnungen oder gemischte (teilweise gewerbliche) Nutzung dienen.

Während in der ersten Kategorie in Herten die Zahl der Kauffälle im Vergleich mit 2022 von 5 auf 2 zurückging, gab es in der zweiten sogar eine Nullnummer: Es wurden keinerlei Kaufverträge im „Geschosswohnungsbau“ geschlossen, 2022 waren es immerhin noch zwei gewesen.

Mehrere weiße Wohnhäuser stehen nebeneinander in einem Neubaugebiet in Herten.
Im vergangenen Jahr sind in diesem Neubaugebiet an der Feldstraße acht Doppelhaushälften entstanden. © Oliver Prause

Der private Immobilienmarkt in Herten lag 2023 also regelrecht am Boden. Neue Häuser und Wohnungen entstanden nur an sehr wenigen Stellen, beispielsweise an der Feldstraße, wo das Unternehmen KD Komplettbau acht Doppelhaushälften schaffte, die allerdings angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Lage der potenziellen Käuferschicht nur schwer zu vermarkten waren.

Aber auch in diesem Jahr fällt die bisherige Bilanz kaum besser aus. Aktuell rollen nur wenige Bagger, wie beispielsweise im Neubaugebiet am Dietrich-Bonhoeffer-Weg in Herten-Mitte. Dort entstehen durch die Firma Kreativ Bauen und Wohnen GmbH als Bauherr auf einer Gesamtfläche von 4857 Quadratmetern vier Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 42 Wohneinheiten.

Gewerbliche Bauflächen sind viel begehrter

Bei gewerblichen Bauflächen stellte der Ausschuss für Herten dagegen im vergangenen Jahr einen Aufwärtstrend fest. Es gab mit sechs Kauffällen sogar die höchste Anzahl aller sechs Städte im Zuständigkeitsbereich. Das waren fünf mehr als noch 2022. Allerdings muss man dabei auch berücksichtigen, dass die Preise für gewerbliche Bauflächen im Jahr 2023 laut der Gutachter leicht gefallen sind.

Für private Bauherren ist das Risiko dagegen ungleich höher, durch unerwartete Verzögerungen und weiterhin hohe Zinslasten sowie Handwerker- und Materialkosten bei der Finanzierung ihres Bauvorhabens ins Schlingern zu geraten.