In der Hertener Lokalpolitik herrscht derzeit Uneinigkeit, ob in den nächsten Jahren dringend neuer Wohnraum geschaffen werden muss. Eine von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebene Analyse der Hertener Immobilienlandschaft nahm so viel Zeit in Anspruch, dass die enthaltenen Zahlen mittlerweile wieder veraltet sind. Trotzdem sind zurzeit einige Bauprojekte entweder im Gange oder es laufen deren Vorplanungen. Hier der Überblick.
Dieses Neubaugebiet entsteht gerade
Im Umfeld der Erlöserkirche in Herten-Mitte rollen die Bagger bereits seit einiger Zeit. Auf einer Gesamtfläche von ca. 4857 Quadratmetern ist mit der Realisierung von neuer Wohnbebauung begonnen worden. Konkret befindet sich das Neubaugebiet am Dietrich-Bonhoeffer-Weg, wo es hinter dem Gebäude der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen eine Sackgasse gibt.
Insgesamt entstehen dort vier Mehrfamilienhäuser mit 42 Wohneinheiten. Bauherr ist die Firma Kreativ Bauen und Wohnen GmbH aus Schermbeck, die die Wohnungen auch vermarktet.

Diese Neubaugebiete sind im Aufstellungsverfahren
„Derzeit befinden sich zwei Bebauungspläne für neue Wohngebiete im Aufstellungsverfahren: Das Wohnbaugebiet ‚Im Böckenbusch‘ im Stadtteil Bertlich und das Wohnbaugebiet mit Kita im Umfeld des ehemaligen real-Marktes am Hoppenwall in Bertlich“, erklärt Corina Plötz von der städtischen Pressestelle auf Nachfrage unserer Redaktion. Bei beiden Projekten ist allerdings damit zu rechnen, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis die eigentliche Bauphase beginnt.
Um die Errichtung von Einfamilienhäusern im Schatten der Türme der benachbarten Neuen Zeche Westerholt gibt es schon seit mehreren Jahren ein Ringen. Im Straßendreieck Im Böckenbusch, Marler Straße und Geschwisterstraße erstreckt sich derzeit noch eine große Grünfläche, die ursprünglich komplett den Immobilien weichen sollte.

Nach Anwohnerprotesten wurde 2022 allerdings ein neuer Bebauungsplan aufgestellt, der einen grünen Angerbereich im Zentrum des Geländes unberührt lässt. 27 Wohngebäude sind als Einzel- und Doppelhäuser geplant. Laut einer von der Stadtverwaltung veröffentlichten Grafik sollen fünf Einzelhäuser zur Geschwisterstraße hin entstehen, 22 Doppelhaushälften verteilen sich auf dem Rest des Geländes.

Auch am Hoppenwall in Bertlich gab es Verzögerungen bei den Plänen der Stadt. In direkter Nachbarschaft zum neuen Marktkauf-Supermarkt sollen ebenfalls Wohnhäuser mit direkter Kita-Anbindung entstehen. Habib Kaya, der Projektmanager des verantwortlichen Unternehmens Ten Brinke aus Bocholt – vielen Menschen auch als Fußballer von Westfalia Langenbochum und des VfB Hüls bekannt – war Ende 2022 völlig überraschend im Alter von nur 39 Jahren verstorben. „Der Verlust des geschätzten Kollegen hat ein großes Loch bei uns hinterlassen“, sagt Dominik Diehl, der das Projekt beim Bauherren übernommen hat.
Er musste sich zunächst in die Unterlagen einarbeiteten und einen Überblick über das Grundstück südlich des Marktkaufs verschaffen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht aktuell noch das völlig heruntergekommene, frühere Real-Nebengebäude, in dem unter der Bezeichnung „SchwarzMarkt“ früher Getränke, Elektronik, Autozubehör und Ähnliches verkauft wurden. Dieser Komplex wird für die Wohnbebauung und die Kindertagesstätte abgerissen.

Diese Neubaugebiete sind noch geplant
Nach Angaben von Corina Plötz „wird in Kürze der Aufstellungsbeschluss im Rahmen des Bauleitverfahrens für ein kleines Wohngebiet an der Bergstraße dem Rat vorgelegt. Weiterhin sind in Rahmen der Flächenentwicklung Neue Zeche Westerholt auch im Hertener Gebiet Flächen für den Wohnungsbau vorgesehen.“
Außerdem bestünde im rückwärtigen Bereich der Siedlungsstraße und Westerholter Straße Planungsrecht für eine ergänzende Wohnbebauung. „In dieser Aufzählung sind Baugenehmigungen in Baulücken mit bestehendem Planungs- und Baurecht nicht berücksichtigt“, erklärt die Stadt-Sprecherin.
Dieser Bedarf an neuer Wohnbebauung besteht für Herten
Die Zahl an neuen Immobilien, die nötig sind, um den Bedarf der Hertener Bevölkerung an Wohnraum zu decken, kann die Stadt aktuell nicht genau bestimmen. Im Mai 2023 hatte sie der Lokalpolitik zwar ein „Handlungskonzept Wohnen“ zur Beschlussfassung vorgelegt. Dessen Ziel war es, auf Grundlage einer Analyse des Wohnungsbestandes und der Wohnungsbedarfe politische Ziele, Handlungsfelder und Strategien zu definieren, die die Grundlage für die künftige Entwicklung des Wohnstandortes Herten bilden.
Doch in den zuständigen Ratsausschüssen gab es von vielen Seiten Kritik an dem Papier – in erster Linie an der Datenlage, die nicht mehr als aktuell angesehen wurde. „Die Datengrundlagen stammten aus dem Jahr 2021/2022“, räumt Corina Plötz im Namen der Stadt ein. Das Handlungskonzept solle auf Wunsch der Politik noch einmal vorgelegt werden: „Die Verwaltung plant, eine aktualisierte Version des Handlungskonzeptes in der zweiten Jahreshälfte 2024 erneut zur Beratung in den Rat einzubringen.“
(Hinweis der Redaktion: Dieser Text erschien ursprünglich am 15. April 2024)