Als Chris Howland nach Kamen kommt, um das neue Ikea-Haus zu eröffnen, ist das nicht nur deswegen eine Sensation, weil der bekannte Schauspieler zuvor im Western „Winnetou“ für Furore sorgte: Das Haus des schwedischen Möbelriesen, eröffnet am am 5. Mai 1978 im Gewerbegebiet Zollpost, hat eine nicht minder große Anziehungskraft wie die Winnetou-Stars Pierre Brice und Lex Barker. Denn es handelt sich zu der Zeit um den erst achten Ikea-Markt bundesweit.
Besonderheit: Zur Eröffnung werden zwei Tage lang echte Kohlestücke als Zahlungsmittel akzeptiert. Danach wird am verkehrsgünstigen Standort am Kamener Kreuz auch im übertragenen Sinne Kohle gemacht. Das Haus hat einen Einzugsbereich sowohl vom Sauerland bis Münsterland als auch Ostwestfalen bis ins tiefe Ruhrgebiet. Und das über viele Jahre.

Bällebad und Billy-Regale – kaum eine Familie aus der Region, die nicht Ikea Kamen kennt. 26 Jahre lang bleibt das Haus an dem Standort ein zugkräftiger Einkaufsmagnet, bevor wegen Platzknappheit die Umsiedlung ins benachbarte Gewerbegebiet angestrebt wird. Im November 2004 erfolgt im Kamen-Karree die Eröffnung eines deutlich größeren Hauses. Die Schweden investieren rund 30 Millionen Euro auf dem 86.000 Quadratmeter großen Grundstück. Das Möbelhaus hat nun eine Fläche von 29.100 Quadratmetern. „Nach 45 Jahren sind wir raus aus den Kinderschuhen, aber alles andere als angestaubt“, sagt jetzt Einrichtungsleiterin Jutta Iskalla.
Weil viele Kunden schon als Kind bei Ikea waren, gibt es nun am 5. Mai ein besonderes Angebot: Ein Bällebad für Erwachsene. Abtauchen ist dort ab 19 Uhr für jene möglich, die sich unter IKEA.de/events anmelden. An diesem Donnerstag waren auf der Anmeldeplattform für die drei Zeit-Slots noch 88 Plätze frei.

Der Umzug Ikeas als Teil einer Kettenreaktion
Nicht nur an diesem Wochenende, Freitag, 5. Mai, und Samstag, 6. Mai, gibt es zahlreiche Aktionen zum kleinen Jubiläum, wie am Donnerstag Sprecherin Melanie Wenzel ankündigte. Auch die Ansiedlung im Jahr 1978 wurde groß gefeiert. Mit einem Sprung durch die gläserne Eingangstür hatte Aktionskünstler Armin Dahl das Einrichtungshaus eröffnet, bevor Chris Howland, verschrobener Lord Jefferson Tuff Tuff in „Winnetou I“, das Musik- und Unterhaltungsprogramm moderierte. 110 Mitarbeiter hatten die Kunden empfangen, die bis dahin noch nach Köln fahren mussten, um ein Ikea-Möbelhaus zu besuchen.
Heute sind in dem Ikea-Haus im Kamen-Karree etwa 350 Mitarbeiter beschäftigt. Durch die Corona-Krise gab es einige Veränderungen im Haus. Der Click-und Collect-Bereich wurde deutlich ausgebaut – und erstmals ist es über eine App möglich, schon während des Einkaufens abzurechnen – lange Warteschlangen, wie man sie bei Ikea kennt, sollen so umschifft werden.

Chris Howland moderierte das Musik- und Unterhaltungsprogramm
Als der Elch vor 20 Jahren den Absprung aus dem Zollpost plante, hatte sich ein wahrer Wirtschafts-Krimi entwickelt. Der Möbelkonzern, so hieß es damals, würde auch mit anderen Flächen in der Region liebäugeln. Im Juli 2003 dann die Nachricht: „Ikea Kamen bleibt in Kamen“. Der damalige Bürgermeister Manfred Erdtmann verkündete: „Der rote Teppich liegt aus.“
Durch den Rückkauf des gesamten Kamen-Karrees außer des heutigen Mercure-Hotelgrundstücks hatte es die Stadtverwaltung mithilfe der Gemeinschaftsstadtwerke Kamen-Bönen-Bergkamen (GSW) am Ende geschafft, ein akzeptables Konstrukt für die Umsiedlung zu schaffen und Ikea in Kamen zu halten.

Umzug Ikeas löste Kettenreaktion aus
Der Umzug Ikeas vom Zollpost ins Kamen-Karree löste eine Kettenreaktion im Kamener Einzelhandel aus. Ikea rückte an den Standort des Baumarkts „Casto-Depot“ bzw. „Castorama“, der sich im Jahr 2003 nicht nur aus Kamen zurückzog, sondern all seine Märkte in Deutschland aufgab, wie Castrop-Rauxel, Koblenz, Regensburg und Kassel.
Der verwaiste Standort am Zollpost wurde erst Jahre später vermarktet, als sich die Baumarktkette „Max Bahr“ entschied, sich dort niederzulassen. Nach dem Abriss des alten Ikea-Hauses im Jahr 2008 eröffnete Max Bahr in einem großzügigen Neubau im März 2010. Nur drei Jahre später vermeldete die insolvent gegangene Kette, dass sie sich bis März 2014 aus Kamen zurückziehen werde. Im Oktober 2014 feierte Hornbach als Nachfolger Eröffnung. Trotz der vielen Wechsel in den örtlichen Gewerbegebieten ist eine Konstante geblieben: Ikea in Kamen.
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