Hypnose? Das ist Zauberei, Hokuspokus. Und es ist irgendwie unheimlich. Dieses Bild haben viele im Kopf. Doch mit all dem hat echte Hypnose nichts zu tun. Ein Selbstversuch.

Dortmund

, 16.11.2018, 20:09 Uhr / Lesedauer: 4 min

Ich lege mich gerade hin, die Arme liegen neben meinem Körper, die Beine sind weit ausgestreckt. Der Sand unter mir ist angenehm weich, er wärmt mich. Die Wellen rauschen beruhigend. Das ist pure Entspannung für mich.

Doch das geschieht nur in meiner Vorstellung – in Wahrheit liege ich auf einer gemütlichen und beheizten Liege im Behandlungszimmer von Annika Matern in Dortmund. Leider weit und breit kein Strand in Sicht. Entspannt bin ich trotzdem.

Doch von vorn: Das Thema Hypnose finde ich wahnsinnig spannend. Wieso es nicht einfach mal selbst ausprobieren? Eignet sich doch hervorragend für meinen neuen Selbstversuch. Also begebe ich mich auf die Suche nach jemandem, der Hypnose anbietet. Schnell stoße ich auf Annika Matern, eine Heilpraktikerin für Psychotherapie und zertifizierte Hypnosetherapeutin aus Dortmund. Auf ihrer Seite lese ich, dass Hypnose beim Abnehmen helfen soll, bei der Raucherentwöhnung sowie bei psychischen Erkrankungen wie Ängsten und Phobien, Panikattacken, Depressionen, Schlafstörungen und vielen anderen Dingen.

Entspannungshypnose

Dass es viele Raucher durch Hypnose geschafft haben, die Finger vom Glimmstängel zu lassen, habe ich schon öfter gehört. Doch dass auch tiefere psychische Probleme dadurch gelöst werden können, war mir neu. Da ich aber nicht rauche, nicht abnehmen will und auch sonst keine Phobien oder ähnliches habe, entscheide ich mich für eine Entspannungshypnose. Annika Matern lädt mich in ihre Praxis ein. Vor der Hypnose hat sie mir bereits einen siebenseitigen Infobrief zugeschickt. Dort konnte ich alles über die Hypnose und die Vorgehensweise lesen und mich so mental darauf vorbereiten. Keinen Kaffee sollte ich vorher trinken – zum Glück beinhaltet Kakao kein Koffein.

Annika Matern ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und zertifizierte Hypnosetherapeutin aus Dortmund.

Annika Matern ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und zertifizierte Hypnosetherapeutin aus Dortmund. © Schütze

Doch was ist Hypnose überhaupt? „Hypnose ist nichts anderes als eine Tiefenentspannung. Hypnose bezeichnet den Zustand einer Trance, das heißt, sich nach innen zu kehren“, erklärt mir Annika Matern. „Im normalen Alltag haben wir ja unsere Aufmerksamkeit nach außen gerichtet. Doch wenn man die Augen schließt, verändern sich die Gehirnwellen – das kann man messen. Dann merkt man, dass man nach innen geht. Dennoch ist man ja mit dem Bewusstsein immer noch sehr im Außen, man hört ja während der Hypnose, was da passiert. Hypnose heißt also nichts anderes, als sich immer weiter nach innen zu kehren.“

In tiefer Trance

Zusammengefasst also: Man befindet sich in Trance, schlafen tut man allerdings nicht, man ist bei vollem Bewusstsein und Herr seiner Dinge.

Wenn jemand zum Beispiel Höhenangst hat, funktioniert die Hypnose so, dass das negative Gefühl, welches die Person mit Höhe verbindet, ganz einfach durch ein positives Gefühl ersetzt wird. „Das Unterbewusstsein kann man sich wie einen Setzkasten vorstellen, in dem sich einzelne Gefühle befinden. Man kann ein Gefühl herausnehmen, löschen und gegen ein anderes ersetzen“, erklärt Annika Matern.

Diese Art von Hypnose hat rein gar nichts mit der Showhypnose zu tun, wie wir sie alle aus dem Fernsehen kennen. Annika Materns Kunden werden nicht vorgeführt, ihnen werden auch keine geheimen Kontodaten entlockt. Angst davor haben, dass ich nach der Hypnose eine völlig andere Person bin, muss ich auch nicht. „Wenn das möglich wäre, einen Menschen zu verändern und etwas gegen seinen Willen zu machen, dann hätte es irgendwo in der Geschichte auch schon Straftaten unter Hypnose gegeben – die gab es aber nie“, so die erfahrene Hypnosetherapeutin.

Innerlich mitgehen

Damit die Hypnose bei mir funktioniert, muss ich mich voll und ganz darauf einlassen. Wenn mir Annika Matern etwas erzählt, soll ich innerlich mitgehen und mir die Dinge genauso vorstellen. „Es reicht nicht, dass Sie mir einfach nur zuhören und gleichzeitig daran denken, was Sie morgen noch einkaufen müssen, dann wird es nicht funktionieren“, sagt sie.

Nun gut, das habe ich nicht vor. Ich bin heute hier, um endlich mal meine Gedanken auszuschalten, um mich auf den Moment zu konzentrieren. Ich lege mich also auf die beheizte Liege, ich werde sogar zugedeckt. Meine Augen sollen während der gesamten Hypnose geschlossen bleiben. Es ist anfangs etwas merkwürdig so dazuliegen, während eine für mich fremde Person neben mir sitzt und mir etwas erzählt.

Zum Glück legt sich das schnell, Annika Matern strahlt einfach Ruhe aus, ihre Stimme wirkt beruhigend und vertrauenswürdig. Die Hypnose beginnt damit, dass ich tief und ruhig ein- und ausatmen soll. Dabei soll ich gedanklich auf meinen Bauchnabel achten, der sich beim Atmen hebt und senkt.

Das kriege ich hin. Ich soll mir vorstellen, wie mein Körper von Sand gewärmt wird. Sofort befinde ich mich an meinem Lieblingsstrand. Auch das funktioniert. Und so werde ich immer entspannter, Annika Materns Stimme hilft mir dabei. „Stell dir vor, wie eine Welle der Entspannung über deinen Körper fährt“, sagt sie.

Körper wird immer schwerer

Ich gleite immer weiter in die Trance, „nichts ist mehr wichtig, nur noch dieser Moment“, höre ich Annika Matern sagen. Und das ist auch so. Mein Körper wird immer schwerer, ich spüre nur noch ihn, neben Annikas Stimme blende ich alles andere aus. Meine Hände, die neben meinem Körper liegen, fühle ich mehr als deutlich – es fühlt sich manchmal sogar so an, als würden sie in die Liege eintauchen.

Unsere Autorin ist erstaunt darüber, wie gut Hypnose bei ihr funktioniert.

Unsere Autorin ist erstaunt darüber, wie gut Hypnose bei ihr funktioniert. © Schütze

Das einzige, worüber ich mir zwischendurch trotzdem noch Gedanken mache, ist das Flackern meiner Augen. Unter den geschlossenen Augenlidern bewegen sich meine Augen hin und her – ich kann es einfach nicht kontrollieren. Nach der Hypnose frage ich nach, woran das liegen könnte. „Das ist völlig normal“, sagt Annika Matern. „Das ist ein Zeichen, dass man nach innen gekehrt ist.“

Nun soll ich mir vorstellen, dass mein rechter Arm immer leichter wird, „so als würdest du Helium in deinen Arm einatmen, sodass er wie ein Luftballon aufsteigt.“ Und wie von Zauberhand passiert das auch – natürlich nur in meiner Vorstellung. Meinen linken Arm soll ich mir dagegen schwer vorstellen, so als würde Blei daran hängen. Immer weiter taucht er in die Liege ein, der rechte Arm fühlt sich indes so an, als würde er wirklich immer weiter nach oben steigen. Annika Matern zählt bis drei – bei drei angekommen, tippt sie mir auf den Oberarm – dann sei das Gefühl der Schwere und der Leichtigkeit in meinen Armen weg. Und ja – das ist es dann auch.

Wie kurz vorm Einschlafen

Ich bin völlig erstaunt. Ich fühle mich, als würde ich jeden Moment einschlafen. Es ist so ein wohlig warmes und behagliches Gefühl. Stress? Kenne ich nicht. Auch meine Sorgen soll ich in diesem Moment einfach mal völlig außen vor lassen. Ich soll meine Arme heben und meine Hände zu einer Art Schale bilden. Darein sollen dann all meine Sorgen und Ängste fließen – damit ich frei bin. „Du spürst ein Kribbeln in den Händen, du spürst den Fluss“, sagt Annika Matern. Und auch das klappt.

Dann neigt sich die Hypnose dem Ende entgegen. Annika Matern zählt langsam bis fünf, da soll ich dann meine Augen öffnen. „Du wirst immer wacher und aktiver, du kehrst langsam ins Hier und Jetzt zurück“, sagt sie. Mein Herz klopft schneller. Es sei ein ganz schönes Gefühl, wenn sich die Augen öffnen. Wie soll sich das schon anfühlen – wie das eben so ist, wenn man morgens wach wird. Schön ganz bestimmt nicht, denke ich. „Fünf“, sagt Annika Matern. Ich öffne die Augen. Ich muss grinsen und sogar leise lachen, ich kann es nicht verhindern. Es fühlt sich an wie, naja – irgendwie wie pures Glück.