Tausend Tiere aus dunklem Stall im Sauerland geholt Schülerin (13) aus Unna rettet Hühner

Tausend Tiere aus dunklem Stall geholt: Sinja (13) rettet Hühner
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236 Hühnereier verbrauchen die Deutschen pro Kopf im Jahr. Um den Bedarf zu decken, gibt es riesige Betriebe mit Millionen von Tieren. Oft werden die Legehennen in der Massentierhaltung nur eineinhalb Jahre alt. Dann werden sie geschlachtet, zu Tierfutter und Brühwürfeln weiterverarbeitet. Eine 13 Jahre alte Schülerin aus Unna hat jetzt ein Dutzend Tiere vor einem solchen Ende gerettet.

„Rettet das Huhn“ holt 1000 Tiere ab

Rund 1000 Tiere hat „Rettet das Huhn“ am Samstag (6. April) aus einem Stall im Sauerland abgeholt. „Das war der dunkelste Stall, den ich bisher gesehen habe“, sagt Irene Müller vom Verein. „Die Tiere hatten kein Tageslicht.“

In Unna hat ein Teil der Tiere ein neues Zuhause bekommen. Rund 100 Hühner hat der Verein in Lünern an Interessenten abgegeben, weitere 100 wurden beispielsweise in Oberhausen verteilt.

Lehrerin Claudia Keßler (hinten rechts) und Schülerin Sinja haben zwölf Hühner für den kleinen Zoo der Peter-Weiss-Gesamtschule mitgenommen.
Lehrerin Claudia Keßler (hinten rechts) und Schülerin Sinja haben zwölf Hühner für den kleinen Zoo der Peter-Weiss-Gesamtschule mitgenommen. © Udo Hennes

Als der Anhänger des Vereins in Lünern vorfuhr, warteten bereits etliche Menschen auf die Tiere. Sie hatten sich angemeldet, wollten die ausrangierten Legehennen übernehmen. Darunter befand sich auch die 13-jährige Schülerin Sinja und ihre Lehrerin Claudia Heßler von der Peter-Weiss-Gesamtschule (PWG).

Zwölf Hühner haben sie dem Verein abgenommen. „Die Tiere kommen in unseren Zoo“, sagt Claudia Heßler. Ziegen, Ponys und Hühner hält die Schule auf ihrem Gelände an der Herderstraße.

Sinja zählt zu dem kleinen Kreis an Schülern, die sich um die Tiere kümmern – während der Schulzeit, an Wochenenden, Feiertagen und in den Ferien. Das mache ihr Spaß, sagt die 13-Jährige. „Wir misten die Ställe aus, sammeln die Eier ein und füttern die Tiere.“

30 Hühner habe die Schule bereits gehabt. Zwölf weitere sind am Samstag dazugekommen. Seit 2003 gibt es den kleinen Zoo am PWG schon. Seit rund acht Jahren übernehmen die Schüler und Lehrer Legehennen, die zuvor in großen Betrieben „gearbeitet“ haben. „Bei uns leben sie dann noch zwei, drei Jahre“, sagt Claudia Keßler. Aber auch Rassehühner gehören zum Schulzoo dazu.

Sinja und ihre Lehrerin waren aber nicht die einzigen, die mit Käfigen Hühner abgeholt haben. Zwei, drei oder sechs Hühner – die Anzahl der Tiere, die die verschiedensten Menschen vom Verein übernommen haben, variierte.

Eines ist aber gleich: Die Tiere erwartet ein Lebensende in Freilandhaltung. Voraussetzung sei, dass die Hühner nicht geschlachtet werden, sagt Irene Müller. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie die Tiere verteilt.

Zehn Quadratmeter pro Huhn

Mindestens zehn Quadratmeter pro Huhn müsse man vorhalten, wenn man ein Tier vom Verein übernehmen möchte. „Bei zehn Hühnern sind das 100 Quadratmeter“, rechnet sie vor.

Viele Menschen, die am Samstag in Lünern in der Schlange stehen, kennt Irene Müller persönlich – darunter auch Claudia Keßler. Dennoch wird genau protokolliert, wer wie viele Hühner mitgenommen hat. Nach rund einer Stunde waren die Tiere schließlich verteilt. Und Irene Müller glücklich. Es sei ein gutes Gefühl zu wissen, dass es den Tieren jetzt gut gehe.