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HSC-Sportchef nimmt den Fußballverband in die Pflicht: „Alles andere wäre Wahnsinn!“
Fußball
Die Oberliga Westfalen ist schon jetzt überfüllt. Das Problem könnte bald noch größer werden. „Mir macht das alles Sorgen“, sagt Holzwickedes Sportchef Tim Harbott - und fordert Lösungen.
Der Oberliga Westfalen droht aufgrund der derzeitigen Corona-Lage der baldige Abbruch - und damit ein großes Problem. Denn: Schon jetzt ist die Staffel mit 21 Mannschaften übervoll, in der kommenden Spielzeit könnte die Zahl der Klubs weiter ansteigen. „Mir macht das alles Sorge“, gibt Tim Harbott, Sportlicher Leiter des heimischen Fußball-Oberligisten Holzwickeder SC, unumwunden zu.
Abbruch wird für jede Staffel individuell geregelt
Am Montag hatte der Vorstand des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen (FLVW) auf einer Pressekonferenz über die nächsten Schritte informiert. Ein genereller Saisonabbruch steht demnach nicht zur Debatte. „Wir müssen jede Staffel einzeln sehen, jeder einzelne Staffelleiter muss den Zeitpunkt des Abbruchs festlegen, wenn es rein rechnerisch nicht mehr möglich ist, die 50 Prozent der Spiele zu erreichen“, erklärte Manfred Schnieders, Vizepräsident Amateurfußball beim FLVW.
Heißt im Klartext: Die Oberliga wäre wohl die erste Liga, die die Saison offiziell abwinken muss. Zehn Spieltage wurden bislang erst ausgetragen - und das auch nur zum Teil. Holzwickede steht bislang sogar nur bei sechs Partien. Der HSC müsste also bis Ende Juni noch 14 Spiele absolvieren, um die Hinrunde zu beenden. Nur dann könnte die Saison sportlich gewertet werden. Da es zudem keine Englischen Wochen geben soll und die Corona-Zahlen aktuell immer weiter steigen, wird dieses Szenario immer unrealistischer - und schon bald rechnerisch nicht mehr möglich sein.
Es droht weiterer Zuwachs aus der Regionalliga
Wird die Oberliga-Saison also tatsächlich annulliert, gäbe es wohl keine Absteiger - und auch keine Aufsteiger. „Ich wüsste keine Grundlage, nach der wir Regionalliga-Aufsteiger benennen können“, so Schnieders auf der Pressekonferenz am Montag. Gleichwohl wird es aber Absteiger aus der Regionalliga geben. Denn hier wird der Spielbetrieb trotz Corona fortgeführt. Der Oberliga Westfalen droht also weiterer Zuwachs von oben.

„Ich würde es absolut nicht begrüßen, wenn es keine Aufsteiger aus der Oberliga gibt, dafür aber Absteiger aus der Regionalliga. Das ist irgendwann nicht mehr stemmbar“, gibt Tim Harbott zu bedenken. Hier sei der FLVW gefordert, gute Alternativen und Lösungen zu erarbeiten. „Man muss sich in dem Fall Gedanken machen, die Oberliga in zwei Gruppen aufzuteilen. Alles andere wäre Wahnsinn“, findet Harbott.
Arbeitsrecht könnte für Klubs zum Problem werden
Die Entscheidung des FLVW, die Saison nicht über den Juni hinaus zu verlängern, unterstützt der Sportchef des Emscherklubs hingegen voll und ganz. „Das ist absolut richtig. Viele Vereine haben Vertragsamateure gemeldet. Da befänden wir uns dann plötzlich im Arbeitsrecht, die Verträge würden sich irgendwann automatisch verlängern“, gibt Harbott zu bedenken.
Um die eigenen Früchte der Arbeit würde man sich beim HSC, der aktuell auf Rang 2 der Oberliga steht, bei Annullierung der Saison übrigens nicht betrogen fühlen. Dazu sei das Thema Aufstieg noch viel zu weit weg. „Wir in Holzwickede befinden uns ja erst an Spieltag sechs. Hätten wir jetzt Spieltag 34, sähe die Sache wohl anders aus“, sagt Harbott, der hinzufügt: „Jetzt geht es für uns alle erstmal darum, möglichst gesund und unbeschadet durch diese Pandemie zu kommen.“ Das sei schließlich wichtiger als jeder Aufstieg.
2014 als Praktikant in der Sportredaktion erstmals für Lensing Media aufgelaufen – und als Redaktionsassistent Spielpraxis gesammelt. Im Oktober 2017 ablösefrei ins Volontariat gewechselt und im Anschluss als Stammspieler in die Mantel-Redaktion transferiert. 2021 dann das Comeback im Sport, bespielt hauptsächlich den Kreis Unna.
