
Vor den Augen von Trainer Benjamin Hartlieb im schwarzen T-Shirt vor der HSC-Bank grätscht Moritz Müller einen Ball ab. Der HSC kämpfte in Vreden, verlor aber in Unterzahl dennoch mit 2:3. © Raphael Kampshoff
Holzwickeder SC ist massiv enttäuscht – und greift den Verband nach Schiedsrichter-Ansetzung an
Fußball
Fußball-Oberligist Holzwickeder SC steht kurz vor dem Abstieg in die Westfalenliga. Die Chancen sind am Donnerstag enorm gesunken. Trainer Benjamin Hartlieb machte seinen Frust öffentlich.
Zwischen Untergang und Ungläubigkeit - die Stimmung beim Holzwickeder SC war nach Spielschluss am Donnerstagabend gespenstisch. Gut eine Stunde nach dem Abpfiff kamen die Spieler vereinzelt aus der Kabine, viele mit hängenden Köpfen. Es wurde noch diskutiert und es flossen auch ein paar Tränen nach der 2:3-Auswärtsniederlage bei der SpVgg Vreden. Der Klassenerhalt in der Fußball-Oberliga ist durch die Pleite in ganz weite Ferne gerückt. Auch wenn er rechnerisch auch am Sonntag noch nicht klar sein wird, herrschte nach Vreden eine „Das-war´s-dann-jetzt-wohl-Atmosphäre“.
Die heiß diskutierte Szene war die Rote Karte gegen Nils Hoppe. Immer wieder schauten sich die Holzwickeder die Aktion in der Wiederholung an, wie es zum Kontakt kam, aber auch, wie nah Linksverteidiger Robin Schultze noch zum Ball stand, der womöglich hätte eingreifen können.
„Es kommen verschiedene Komponenten zusammen, bei denen man es in Live-Geschwindigkeit als Foul werten kann. Es ist eine sehr grenzwertige Entscheidung“, bewertete Trainer Benjamin Hartlieb am Freitag, sah aber keine Notbremse in der kniffligen Aktion, über die diskutiert wurde: „Es ist kein absichtliches Foul, Robin Schultze ist noch da. Gelb hätte gereicht.“
Holzwickedes Trainer war mit der Leistung und auch mit dem Auftreten von Schiedsrichterin Lea Bramkamp und ihrem Gespann nicht zufrieden: „Die gesamte Spielleitung war eine Katastrophe. Ich bin felsenfest davon überzeugt - aber das ist jetzt hypothetisch - dass wir das Spiel nicht verloren hätten, wenn wir zu elft weitergespielt hätten.“
Und auch den Verband kritisierte Hartlieb für die Ansetzung von Lea Bramkamp: „Es gibt Spiele, in denen es um nichts mehr geht, wo junge Schiedsrichter Erfahrung sammeln können.“ Lea Bramkamp hatte am Donnerstag zum ersten Mal in der Oberliga gepfiffen. Für das Abstiegsendspiel hätte sich der HSC einen verfahreneren Unparteiischen gewünscht. Bramkamp gab bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme ab.
Massive Enttäuschung und Traurigkeit bei Hartlieb
In Holzwickede herrschte am Tag nach dem Abpfiff Katerstimmung: „Die emotionalen Wogen haben sich ein wenig geglättet. Es war ein emotional intensiver Abend. Nichtsdestotrotz herrschte massive Enttäuschung und Traurigkeit ob der Art und Weise, was da geschehen ist“, sagte Hartlieb.
Die Niederlage in Vreden sei ein Schockmoment gewesen für die Holzwickeder. „Wir wussten, dass wir uns maximal zwei Niederlagen erlauben können in der Abstiegsrunde. Den ersten Joker haben wir dann schon direkt gegen Haltern gezogen. Wie wir aber dann aufgestanden sind, auch nach dem 0:3: Wer der Mannschaft dann noch einen Vorwurf macht, dafür habe ich kein Verständnis“, sagte Hartlieb und erklärte: „Ursache für den wahrscheinlichen Abstieg ist nicht an gestern Abend festzumachen.“
Ob ein Vertreter des HSC nach Hamm fährt, wo Sonntag Clarholz gastiert, wusste er am Freitag noch nicht. Der Fokus sollte am spielfreien Sonntag eigentlich darauf liegen, den SV Preußen Münster II, nächster Gegner des HSC, zu beobachten. „Wenn Hamm und Clarholz unentschieden spielen...“, begann Hartlieb seinen Satz, ohne ihn zu Ende zu bringen, „das dürfen wir nicht komplett aus den Augen verlieren.“ Rechnerisch ist der HSC noch nicht abgestiegen, doch allen ist bewusst: Die Chancen, dass im Montanhydraulikstadion in der nächsten Saison Oberliga-Fußball geboten wird, sind seit Donnerstag in Vreden nur noch minimal.
Sportler durch und durch, der auch für alle Sportarten außerhalb des Fußballs viel übrig hat. Von Hause aus Leichtathlet, mit einer Faszination für Extremsportarten, die er nie ausprobieren würde. Gebürtig aus Schwerte, hat volontiert in Werne, Selm, Münster und Dortmund.
