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Rudi Assauers Millionen: „Umfassende Ermittlungsaufträge“ erteilt
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Seit fast vier Jahren geht die Staatsanwaltschaft Essen der Frage nach, ob das Vermögen von Rudi Assauer veruntreut wurde. Der ehemalige Manager des FC Schalke 04 war in seinen letzten Lebensjahren schwer dement, wurde von seiner Tochter Bettina Michel betreut. Am 6. Februar 2019 verstarb er in Herten an den Folgen seiner Erkrankung. Zu diesem Zeitpunkt war von den 2,3 Millionen Reinvermögen, die Assauer noch im Jahr 2010 besaß, nur noch ein Bruchteil übrig: 15.000 Euro Bargeld, Firmenanteile in Höhe von 25.000 Euro sowie ein alter Opel Meriva – das geht aus einer Vermögensaufstellung hervor. Wo also sind die Millionen geblieben, die Assauer größtenteils in Immobilien gesteckt hatte?

Die Ermittlungen der Essener Staatsanwaltschaft konzentrierten sich zunächst auf seine Tochter Bettina Michel sowie zwei Generalbevollmächtigte von Assauer. Anfang dieses Jahres geriet dann auch ein Fußballtrainer und langjähriger Weggefährte Rudi Assauers in den Fokus der Ermittler. Auffällige Kontobewegungen machten die Staatsanwaltschaft stutzig. Medienberichten zufolge habe er 260.000 Euro mit dem Verwendungszweck „Rückzahlung Darlehen“ erhalten, wovon Bettina Michel anschließend 119.000 Euro etappenweise abgeholt haben soll.

Der Mann wurde dreimal als Zeuge vorgeladen, sagte die beiden ersten Termine entschuldigt ab. Kurz vor dem dritten Termin hatte er laut Staatsanwaltschaft aber einen Anwalt eingeschaltet und von seinem Auskunftsverweigerungsrecht als Zeuge Gebrauch gemacht. Die Behörde führt den ehemaligen Assauer-Vertrauten nach eigener Aussage seitdem als Beschuldigten. Es bestehe ein Anfangsverdacht wegen „Untreue durch Zurverfügungstellung seines Kontos für Transaktionen aus Immobiliengeschäften“, hieß es seinerzeit von der Staatsanwaltschaft.

Noch im März dieses Jahres hatte die Staatsanwaltschaft angekündigt, die Ermittlungen bis Jahresende abschließen zu wollen – doch daraus wird nichts. „Sicher werden die Ermittlungen nicht in 2024 abgeschlossen sein“, erklärt Staatsanwalt Dr. Leif Seeger, Sprecher der Essener Ermittlungsbehörde, schriftlich auf Nachfrage. Wie lange das Verfahren noch dauere, sei laut Seeger schwer vorherzusagen. Seine Behörde wolle noch mehrere „Ermittlungsmaßnahmen von größerem Umfang“ durchführen. Somit werde das Verfahren wohl nicht vor Sommer 2025 abgeschlossen sein.

Weiterhin vier Beschuldigte im Fokus der Ermittler

„Das Ermittlungsverfahren richtet sich weiterhin gegen vier Beschuldigte“, so Seeger. Gegen das Quartett werde immer noch wegen Untreue beziehungsweise Betruges ermittelt. „Die Ermittlungsakte befindet sich mit umfassenden Ermittlungsaufträgen seit Mitte September bei dem Polizeipräsidium Gelsenkirchen“, berichtet Dr. Leif Seeger. Außerdem müssten noch eine ganze Reihe von Dokumenten gesichtet und ausgewertet werden. Und danach würden „mehrere weitere Ermittlungsmaßnahmen, zum Teil durch auswärtige Polizeibehörden“ anstehen, erklärt der Staatsanwalt. Und ist dann mit einer Anklage zu rechnen? „Eine rechtliche Bewertung erfolgt zum Abschluss des Verfahrens“, so Seeger.

Rudi Assauer läuft im Jahr 2014 an Männern in blau-weißen Schalke-Trikots vorbei, die Pauken vor dem Bauch tragen.
Bereits von der Demenz gezeichnet: Mit einer Gala in Herten feierte Rudi Assauer im Jahr 2014 seinen 70. Geburtstag. © Bernd Thissen/dpa

Ein anderer Rechtsstreit um den Nachlass von Rudi Assauer ist mittlerweile entschieden. Mitte dieses Jahres hatte das Oberlandesgericht (OLG) Hamm die Testamente des Ex-Managers für ungültig erklärt. Der Grund: Wegen seiner Demenz sei Assauer testierunfähig gewesen, als er die Papiere unterschrieb. In dem Verfahren ging es um ein Testament aus dem Jahr 2012, das Bettina Michel zur Alleinerbin gemacht hätte. Dagegen hatte Rudi Assauers jüngere Tochter Katy Assauer geklagt – und Recht bekommen. Ein weiteres Testament aus dem Jahr 2011 erklärte das Gericht ebenfalls für ungültig. Somit trat die gesetzliche Erbfolge in Kraft, wonach beide Töchter zu jeweils gleichen Teilen erben. Der Beschluss ist inzwischen rechtskräftig.

Staatsanwaltschaft nimmt Entscheidung des OLG zur Kenntnis

Für die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Essen spiele das Urteil jedoch keine Rolle, so Staatsanwalt Seeger: „Die Entscheidung des OLG Hamm, nach der die Testamente für ungültig erklärt wurden, ist hier zur Kenntnis genommen worden.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 15. Dezember 2024.