Nachdem alle Beteiligten die außergerichtliche Einigung – Streitwert: fünf Millionen Euro – unterzeichnet haben, freut man sich beim Regionalverband Ruhr (RVR), „dass wir uns auf Hoheward nicht mehr der Vergangenheit, sondern der Zukunft zuwenden können“, sagt RVR-Sprecher Jens Hapke. Die Einigung sei ein „wichtiger Schritt auf dem Weg zur Sanierung dieser einzigartigen Landmarke im Ruhrgebiet“.
Welche Kosten aus der Vergangenheit – dem langen Rechtsstreit um defekte Schweißnähte und fehlerhafte Wind-Gutachten – nun beim RVR hängen bleiben, steht laut Hapke noch nicht fest. Man warte in der Frage auf Post des Landgerichts Bochum. Nun gehe es darum, Schweißnähte zu reparieren, die Statik noch einmal zu prüfen und vor allem dem Essener Ruhr-Parlament bis zum Sommer 2025 einen kompletten Sanierungs- und Kostenplan zum Beschluss vorzulegen. Dass diese Pläne schon weitgehend fertig in den Schubladen des RVR liegen, wollte Jens Hapke weder bestätigen noch dementieren.
Um eines wird der RVR bei der Reparatur aber nicht herumkommen: Die 45 Meter hoch in den Himmel ragenden Stahlbögen müssen laut Fachleuten am Boden repariert, also erst einmal flachgelegt werden, bevor sie neu verschweißt und standsicher wieder aufgerichtet werden können. Auch dazu gab es am Dienstag (17.12.) noch keine offizielle Bestätigung des RVR, aber auch kein Dementi.

Die nächste Kernfrage: Plant der RVR, die beiden provisorischen Stützen unter den Stahlbögen durch neue zu ersetzen, die sich besser in die Architektur des Horizont-Observatoriums einfügen? Dazu bestätigt RVR-Sprecher Hapke immerhin: Dies sei „eine Option“.
Und wann soll das Konstrukt komplett fertig und nach 16 Jahren Absperrung erstmals wieder begehbar sein? Zur IGA 2027 wie auch die lange gesperrte Tunnel-Direktverbindung zwischen Herten und Recklinghausen unter der Halde? „So weit denken wir heute noch nicht. Erst kommt der Sanierungs- und Kostenplan“, der die Zustimmung des Ruhr-Parlaments brauche. Danach komme der Zeitplan, sagt Hapke.
„Ein besonderes Raumgefühl“
In der Westfälischen Volkssternwarte der Stadt Recklinghausen freut sich derweil einer der geistigen Väter des Horizont-Observatoriums: Dr. Burkard Steinrücken. „Gut, dass endlich eine Lösung gefunden wurde, um das Problem demnächst aus der Welt zu schaffen“, sagt der Physiker. „Ich würde natürlich jetzt selbst gern wissen, wie das Horizont-Observatorium im reparierten Zustand aussehen wird, aber das ist wohl noch in der Schwebe.“
Wichtig sei, „dass die Bevölkerung das Observatorium bald benutzen kann. Und dafür muss man in der Mitte, unter den Bögen, stehen. Nur von dort aus kann man die Beobachtungsmöglichkeiten nutzen, die die Bögen und Markierungen bieten.“
Die geschwungenen Bögen sähen zwar „auch als Landmarke schön“ aus, so Dr. Steinrücken, „aber sie machen letztlich nur Sinn für diejenigen, die unter ihnen in der Mitte der Anlage sind. Außerdem entsteht in der Mitte ein besonderes Raumgefühl. Das Ganze ist ja ein Modell der Himmelskugel, und das spürt man auch.“
Wann erreicht die Sonne ihren Höchststand, wann ist Tag- und Nachtgleiche, wann die nächste Wintersonnenwende – wie in wenigen Tagen: Das komplette Einmaleins um Sonne, Mond und Sterne werde erlebbar, „aber alles an der Anlage ist ausgerichtet auf den Mittelpunkt“, so Dr. Steinrücken.
Und genau das war schon kurz nach der Einweihung das Problem: Die Mitte der Anlage wurde wegen Einsturzgefahr abgesperrt, provisorische Stützpfeiler wurden nachträglich eingezogen, während sich Baufirma, Architekten, Künstler und Bauherr um Schuldfragen und Kosten stritten – 16 Jahre lang.
Wenn Dr. Steinrücken nun einen Wunsch zum Observatorium frei hätte, wäre es dieser: „Bei den Stützen wäre eine Lösung, die architektonisch mit dem Gesamtkonzept im Einklang ist, wirklich wünschenswert.“
Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde ursprünglich am 17. Dezember 2024 veröffentlicht.