Hertener verleiht Hochzeitspaaren Flügel Holger Timmers (45) ist auf die Taube gekommen

Hertener verleiht Flügel: Holger Timmers bietet Hochzeitstauben an
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Schon sein Großvater habe Tauben gehalten, der Vater habe Kanarienvögel gezüchtet. „Mit Vögeln bin ich groß geworden“, erzählt Holger Timmers und lacht. Nachdem er zunächst seinem Vater nachgeeifert habe, sei auch er auf die Taube gekommen. „Ich hatte zunächst nur ein paar Tauben“, berichtet er. „Doch wenn man einmal damit anfängt, will man mehr …“ Heute ist er erster Vorsitzender der Reisevereinigung Herten – des Brieftaubenvereins der Stadt –, hält rund 80 Brieftauben in seinem Garten und verleiht Paaren, die sich das Ja-Wort geben, in Herten und Umgebung weiße Flügel.

Der Taubensport sei sehr zeitintensiv. „Die Tiere werden von klein auf trainiert, damit sie immer wieder in ihren Taubenschlag zurückkehren“, erzählt Timmers. Die Käfige säubern, die Tiere füttern und regelmäßig fliegen lassen … – für all das könnten schon mal vier Stunden am Tag draufgehen. „Das schaffen hauptsächlich Rentner“, sagt der Hertener. „Für Berufstätige wie mich ist das kaum zu stemmen.“ Früher habe er an Wettbewerben teilgenommen, bei denen die Tiere Strecken von bis zu 700 Kilometern zurücklegen müssen, um den heimischen Stall zu erreichen. „Ich habe auch mal eine Goldmedaille und ein paar Pokale gewonnen.“ Doch derlei Freizeitaktivitäten seien für ihn nun Geschichte.

Jedoch hat er einen Nebenerwerb für sich entdeckt, der ihm zumindest das Tierfutter finanzieren soll – und der bei Brautpaaren für leuchtende Augen sorgt. „Vor ungefähr fünf Jahren habe ich öfter Anfragen aus meinem Bekanntenkreis bekommen“, erinnert er sich. Die Enkelin heirate – ob er nicht auch weiße Tauben habe, die er bei der Hochzeit fliegen lassen könne, hätten die Bekannten wissen wollen. „Ich hatte damals zwei weiße Exemplare und habe aus Gefälligkeit zugesagt.“ Er befasste sich näher mit dem Thema, holte die notwendigen Genehmigungen vom Kreisveterinäramt ein – und bietet seitdem Hochzeitstauben für den „schönsten Tag des Lebens“ an.

Zwölf Tauben und ein roter Teppich

Nun können Hochzeitspaare zwei bis zwölf Tauben buchen – roter Teppich inklusive. „Wenn die Trauung beginnt, fange ich an aufzubauen“, erzählt Holger Timmers. Sobald sich die Zeremonie ihrem Ende zuneige, kämen die Tauben aus ihrer Transportbox in einen Käfig. „Wenn das Brautpaar dann aus dem Standesamt oder der Kirche kommt, sage ich immer ein paar Worte.“ Dann zeige er den Liebenden, wie sie die Tauben zu halten hätten, um die Tiere nicht zu verletzen. Zwei Tiere dürfe das Brautpaar auf diese Weise fliegen lassen – die weiteren Tauben starteten hinterher.

Holger Timmers sitzt an einem Holztisch, auf dem drei Medaillen liegen und ein Pokal steht. Er blickt auf einen weiteren Preis, den er in Händen hält.
Der Taubensport ist für ihn Geschichte: Bei diversen Wettbewerben hat Holger Timmers bereits Preise geholt. © André Przybyl

Es gebe auch „schwarze Schafe“ in der Branche. „Bei mir kommen keine Zier-, sondern nur Brieftauben zum Einsatz“, erklärt Timmers. Hintergrund: Tierschützer kritisieren oft, dass Ziertauben nach einem gebuchten Hochzeitsflug irgendwo draußen verenden. Timmers: „Die Brieftauben haben aber einen guten Orientierungssinn, sodass sie wieder in den heimischen Schlag zurückfinden.“ Wer Tauben für eine Hochzeit buchen wolle, sollte auf diesen Unterschied achten, rät der Hertener.

„Außerdem ist wichtig, dass der Züchter eine Genehmigung nach Paragraf elf des Tierschutzgesetzes hat.“ So sei sichergestellt, dass die Tauben artgerecht gehalten werden. Und sie müssen beringt sein – so können sie ihrem Züchter zugeordnet werden. „Bei der Hochzeit muss der Züchter immer anwesend sein“, nennt der Hertener einen weiteren Punkt. Von Anbietern, die Tauben einfach so herausgeben, sollten Interessenten die Finger lassen.

Nicht nur bei Braut und Bräutigam ist die Freude groß, wenn Holger Timmers‘ Tauben in den Himmel aufsteigen. „Mir macht das richtig Spaß.“ Er lächelt. „Ich finde es schön, wenn sich das Brautpaar freut und alle lachen.“ In einem Umkreis von 30 Kilometern bietet er seine Dienste an. „Die Tauben sind meistens schneller zu Hause als ich mit meinem Auto“, erzählt Timmers. Und nicht nur Brautpaaren verleiht der Hertener Flügel. „Ich mache auch Beerdigungen. Aber eine Hochzeit ist natürlich der schönere Anlass.“