Im Prozess um einen mutmaßlich von der eigenen Familie geplanten Mordanschlag auf einen Familienvater (55) in Herne hat der 16-jährige Sohn am Bochumer Landgericht jetzt sein Schweigen gebrochen. Der mitangeklagte jüngere Sohn will in Kürze nachziehen.
Die erste Erklärung war kurz und knapp: Über seine Verteidigerin Victoria Grenz (Bochum) räumte der 16-jährige Angeklagte vor der 3. Jugendstrafkammer seine Beteiligung an der Machetenattacke auf den eigenen Vater grundsätzlich ein. Zu mutmaßlichen Mitwissern und Mittätern wollte der Jugendliche aber keine weiteren Angaben machen.
Sein mitangeklagter jüngerer Bruder (15) ließ am Freitag (26.5.) über seine Verteidiger Heinrich Hendricks und Martin Gentz erklären, dass er am nächsten Hauptverhandlungstag (1. Juni) beabsichtige, eine Einlassung zur Sache abzugeben. Es spricht einiges dafür, dass sich die Erklärung in eine ähnliche Geständnis-Richtung wie seinem Bruder bewegen wird.
„Immer krass viel Geld“
Angeklagt sind die Söhne wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung. Nach Gewaltübergriffen auf ihre Mutter sollen die Geschwister die Tötung ihres Vaters beschlossen, ein Mordkomplott geschmiedet und für die Durchführung des Mords ein damals 14-jähriges Mädchen gewonnen haben. Der Schülerin wird separat in Berlin der Prozess gemacht, zuletzt hatte sie in Bochum von ihrem Schweigerecht Gebrauch gemacht. Die Mutter (44) der Brüder ist mitangeklagt, weil sie in die Mordpläne zu jeder Zeit eingeweiht gewesen sein soll.
Wie schlecht es um den Familienfrieden bestellt gewesen ist und warum, ließ die Aussage einer Mitschülerin des 16-Jährigen allenfalls erahnen. Die Zeugin erinnerte sich, dass der 16-Jährige häufig von zu Hause abgehauen, teils im Hotel abgestiegen und immer außergewöhnlich viel Geld bei sich gehabt habe. „Er hatte immer krass viel Geld und ich wusste nicht woher“, sagte die Schülerin. Sie habe spekuliert, dass das Geld offenbar vom Nebenjob im väterlichen Kiosk stamme.
Schusswaffe gezeigt
Aufgefallen, so die Zeugin weiter, sei ihr häufig auch eine regelrecht hasserfüllte Wortwahl, wenn ihr Mitschüler Familienprobleme durchblicken lassen hat. „Ich glaube, er hat auch mal gesagt: Meine Mutter könnte sterben und es ist mir egal“, so die Zeugin weiter.
Auch könne sie sich erinnern, dass der 16-Jährige ihr einmal eine Schusswaffe gezeigt habe.
Bei dem nächtlichen Machetenangriff in der Nacht auf den 24. Oktober 2022 war dem schlafenden Familienvater ein Finger abgehackt worden, der später erfolgreich replantiert werden konnte. Außerdem erlitt der Kiosk-Inhaber multiple Schnittverletzungen im Gesicht.
Der Prozess wird fortgesetzt.
Vergewaltigungsprozess gegen Herner Schwimmlehrer: Neue Kollegin wollte keinen Eklat vor Kindern
Schlafender Familienvater mit Machete attackiert: „Das war schlimmer als Sterben“
Bewerber (27) rastet nach Jobabsage in Castrop-Rauxel aus: Mehrere Gewaltangriffe auf Frauen