„Weißt du noch, als er damals im Ruhrstadion nur einmal ‚Bochum‘ gespielt hat? Da gab es doch richtig Ärger!“ Nein, der Gesprächspartner erinnerte sich nicht. Gut erinnerte er sich aber an Grönemeyers Ruhrstadion-Konzert, bei dem die Fans skandiert hatten: „Ohne Bochum gehen wir nicht nach Haus!“
Und das, obwohl Herbert damals schon einmal Bochum gespielt hatte. Das war bei der Mensch-Tour und es war eines von vielen legendären Konzerten, die Herbert Grönemeyer im Ruhrstadion gegeben hat.
Am Mittwoch standen die Vorzeichen gut, dass es zweimal „Bochum“ geben würde. Denn schließlich spielte Herbert Grönemeyer zum 40. Geburtstag seines gleichnamigen Albums. Vier Konzerte im Ruhrstadion, in Herberts Heimat, alle ausverkauft. Und Herbert, das darf man hier im Ruhrgebiet sagen. Selbst vom Sänger bestätigt, an diesem ersten der vier Abende selbst.
Doch zum Auftakt standen viele zumindest etwas jüngere Hits: „Vollmond“, „Was soll das?“, „Halt mich“ und einiges mehr, das hier nicht verraten wird - für alle diejenigen, die sich am Donnerstag, Samstag, Montag noch überraschen lassen möchten.
Und dann, nach diesen 40 Minuten, die Herbert selbst „eine Ouvertüre des Ganzen“ nannte? Ging der besondere Teil des Abends erst so richtig los.

Das gesamte „4630 Bochum“-Album von 1984 spielte Herbert jetzt. Inklusive der drei Lieder, von denen er selbst heute nicht allzu begeistert ist, die man nach seinen eigenen Aussagen schon vor 40 Jahren nur hinzugefügt hatte, weil man noch ein paar Stücke brauchte für das Album. Die Darbietung garnierte Grönemeyer mit selbstironischen Bemerkungen, etwa bei Texten, die er heute eher als unglücklich empfindet: „Jetzt kommt ne ganz besondere Zeile: ...“
Doch wir wollen nicht vorgreifen. Denn er begann den „Bochum-Teil“ mit dem Lied, das das Album eröffnet hatte und das ihm bis heute in seiner Heimatstadt einen Legenden-Status sichert, mit „Bochum“ selbst: „Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt.“ Aber dann spielte er die Platte nicht weiter so, wie er sie einst aufgenommen hatte, es folgten „Für dich da“ und „Amerika“, Lieder, die er wohl seit Jahrzehnten nicht mehr live gespielt hatte vor dieser Tour. Aber es fehlten eben auch nicht die anderen Hits des „Bochum“-Albums: Flugzeuge im Bauch, Mambo, Männer.
Große Spiellaune
Doch vorbei war der Abend noch lange nicht. Dass er nach dem ersten Abschied von der Bühne noch lange weitermacht, das kennen seine Fans. Aber in der Vergangenheit hatte Herbert sich auch schon mal länger feiern lassen oder mehr geredet, zum Beispiel über die politische Lage. Und an diesem Mittwoch? Befand er sich offenkundig in großer Spiellaune.
34 Stücke bot er. Vierunddreißig. Kaum einen seiner Hits blieb er schuldig. Zuschauerinnen und Zuschauer waren begeistert von Herbert. Und Herbert begeistert von ihnen. „Klar“, könnte man jetzt sagen, „was soll er auch sonst sagen?“. Mag stimmen, aber man hatte das starke Gefühl, er meinte es vollkommen ernst. „Deswegen lebt man!“, rief er seinem Publikum zu, als es ihn wieder einmal feierte.
Herbert Grönemeyer übrigens erinnerte sich sehr wohl an den Ärger, den es damals gab, als er „Bochum“ nur einmal gespielt hatte. Diesmal blieb er seinem Heimatpublikum die Wiederholung nicht schuldig. Und die „Currywurst“ servierte er auch.
Herberts Heimkehr, sie wurde zum Triumph, den er nach vollen drei Stunden eher unwillig beendete. Aber: „Wir haben einen Deal mit der Stadt!“
Ein großartiger Abend!