Es ist der 7. Januar 2024. Für 16 Mietparteien in den Häusern Glückaufstraße 9 bis 21 beginnt das Jahr mit einer Katastrophe. Die zentrale Heizung für die beiden Wohnblocks in der Winkelsiedlung streikt. Und das bei zum Teil klirrender Kälte in der Nacht. Niemand der Mieter ahnt zu dem Zeitpunkt, dass das Heizungsdesaster sie lange beschäftigen wird. Im Winter wochenlang ohne Heizung: „Es ist zum Verzweifeln“, sagt Ute Jusczak.

Am 8. Januar informiert Stefan Jusczak die Firma B&O, die für den Vermieter ZBVV (Dortmund) sich um die Heizungsanlage kümmert. Er ruft die Hotline an, meldet das Dilemma. „Am 10. Januar kam dann gegen 13 Uhr der Monteur der Firma. Er hat die Anlage im Keller besichtigt, hat den Wasserdruck erhöht und meinte, die Pumpe hört sich nicht gut an“, berichtet Jusczak am Donnerstag (25.) vor Ort im Gespräch mit unserer Redaktion. Danach sei er in eine Wohnung gegangen, habe an einer Heizung gefühlt, die nur lauwarm war, obwohl das Thermostat auf fünf stand, meinte es läuft wieder und war verschwunden, schildert Jusczak, der in diesem Fall so etwas wie das Sprachrohr der betroffenen Mieter in der Nachbarschaft ist. Weil sich seitens der Wohngesellschaft nichts tut und sich die Mieter im Stich gelassen fühlen, wendet sich der 43-Jährige an unsere Redaktion.

Die Heizungen an der Glückaufstraße kommen auch in den nächsten Tagen nicht über das Stadium lauwarm hinaus. „In der Zeit mit dem strengen Frost hatten wir morgens neun bis zehn Grad in den Wohnungen“, sagt Stefan Jusczak. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Er und andere Mieter versuchen nahezu täglich, beim Vermieter ZBVV telefonisch oder per Mail irgendwelche Infos zu bekommen. Schildern immer wieder die Notlage. Ohne Erfolg. Stefan Jusczak hat nach eigener Schilderung inzwischen Kontakt zu Annika Krauße, die sei offenbar bei ZBVV als Verwalterin für diese Wohnungen an der Glückaufstraße verantwortlich, sagt der 43-Jährige. Er gibt auch seiner Mutter Ute die Nummer weiter. Auch sie ruft dort an. „Die Frau wurde richtig sauer und meinte zu mir, das mit den Anrufen grenze schon an Belästigung“, erzählt Ute Jusczak unserer Redaktion. Die Rentnerin ist perplex über solche Reaktionen. „Ich möchte doch nur, dass uns geholfen wird.“ Am 17. Januar kommt es zum Super-Gau. „Da wurde die Heizung komplett außer Betrieb genommen“, erzählt Jusczak.
Mini-Heizlüfter zeigen keine Wirkung
Inzwischen steht fest, die Heizungspumpe ist kaputt. Seitens der Firma B&O habe es die Info gegeben, dass die wohl 2000 Euro koste und man wegen der Kosten auf Angebote warte, so Jusczak weiter. Elvira Höfener, eine weitere der frierenden Mieterinnen, hat dafür kein Verständnis. „Und wenn die 3000 Euro kostet, wir zahlen doch auch pünktlich unsere Miete.“ B&O hängt derweil einen provisorisch zusammengeschusterten Zettel an die Tür von Haus Nummer 11 mit dem Hinweis, man könne einen Heizlüfter ordern. „Warum wurden diese Zettel nicht an alle Haustüren geklebt“, zeigt Stefan Jusczak wenig Verständnis für die Vorgehensweise. Denn das hat zur Folge, dass nur wenige sich bei B&O melden. Aber was dann an Miniatur-Heizlüfter geliefert wird, sorgt bei den Mietern für Fassungslosigkeit. „Mit dem Mini-Ding kann man nicht mal ein Gäste-WC beheizen“, ärgert sich der Dattelner.

Er stellt seiner Mutter einen privaten, deutlich größeren Heizlüfter ins Wohnzimmer. Wenn der den ganzen Tag läuft und die Wohnzimmertür geschlossen ist, gibt es maximal 18 Grad in der guten Stube von Mutter Ute. Die Seniorin sitzt trotzdem eingemummelt auf einer Heizdecke. Selbst Hündin Ella macht es sich auf der Couch neben ihr unter einer Decke gemütlich. Der Rest der Wohnung ist eiskalt. Aber diese Selbsthilfe-Aktion verbraucht natürlich reichlich Strom. „Die Mieter haben auch Angst, dass es wegen niedrigen Temperaturen in der Wohnung zu Schimmelbildung kommt“, schildert der 43-Jährige ein weiteres Problem. Ohne Heizlüfter sind aktuell maximal 13 Grad drin.

Stefan Jusczak zeigt uns eine E-Mail von ZBVV. Darin versichert das Unternehmen, dass „sämtlich Maßnahmen ergriffen wurden, um bei der Firma B&O auf die Dringlichkeit hinzuweisen“. Man warte eine schnelle Materiallieferung für den Austausch der defekten Pumpe. ZBVV bittet darin um Verständnis, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass „Hotelkosten nicht übernommen werden“.
„Da bräuchte man einen Arsch in der Hose“
Stand Donnerstag (25.) wissen die betroffenen Mieter immer noch nicht, wann es wie weitergeht mit dem Heizungsdrama. „Wir fühlen uns verarscht. Wir würden uns wünschen, dass wenigstens mal jemand von ZBVV persönlich hier auftaucht und sich unseren Fragen und Sorgen stellt und uns vernünftig informiert“, ärgert sich Stefan Jusczak. Aber dafür brauche man halt einen „Arsch in der Hose“. Am kommenden Montag beginnt Woche vier ohne funktionierende Heizung. „Vielleicht schalten wir einen Rechtsanwalt ein“, nennt Jusczak eine Option.
„Unsere Wohnung brennt, kommt sofort raus“: Familie sucht nach Brand in Waltrop dringend ein Zuhause
Martina bricht alle Brücken ihres alten Lebens ab: „Ohne die Diakonie wäre ich gescheitert“
Westnetz schaltet Strom ab: Am Westring folgt ein „Massensterben“ von Elektrogeräten