Politiker können prägende Persönlichkeiten sein. Heinz Steffen gehörte ohne Zweifel in diese Kategorie. Der Sozialdemokrat, der aus Unna-Königsborn stammte, bestimmte über mehr als vier Jahrzehnte an entscheidenden Stellen die Geschicke der Stadtpolitik in seiner Heimatstadt und besonders des Kreises Unna mit.
Heinz Steffen, geboren am 29. August 1938, war Spross einer Arbeiterfamilie. Das hinderte ihn nicht, zu einer Zeit, als die Universitäten vielen gesellschaftlichen Schichten noch verschlossen blieben, erfolgreich ein Studium aufzunehmen, das er als Elektroingenieur beendete.
SPD-Fraktionsvorsitzender im Kreistag
Im Berufsleben brachte es der Familienvater schließlich gar zum Berufsschuldirektor. Sein beruflicher Ehrgeiz und sein Durchsetzungsvermögen zeigten sich spiegelbildlich auch bei seiner kommunalpolitischen Karriere, die ihn schließlich von 1994 bis 2008 zum langjährigen Fraktionsvorsitzenden der SPD im Kreistag beförderten; ein Amt, das er viele Jahre auch im Rat der Stadt Unna bekleidete.
Wer Heinz Steffen begegnete, war anschließend von einer starken Persönlichkeit beeindruckt. Geschliffen in der Rhetorik und scharfsinnig in der Argumentation gelang es Steffen, nicht nur in den eigenen Reihen größtes Vertrauen aufzubauen, vielmehr vermochte er auch, politische Mitbewerber zu überzeugen.
Ein Mann des Ausgleichs ist er genannt worden, der stets antrat, wichtige Weichenstellungen im Konsens zu erzielen. Dieses politische Wirken begann 1979, als der Unnaer zugleich in Kreistag und Stadtrat in Unna einzog.
Schulterschluss im Ruhrgebiet
Schnell verdiente sich Heinz Steffen wegen seiner Sachkenntnis hohe Anerkennung. Dabei war der passionierte Pfeifenraucher zum einen der nüchterne Finanzpolitiker, der angesichts des Strukturwandels den Schulterschluss mit seinen Kollegen in der Nachbarschaft, ob Dortmund oder Bochum, suchte, um für gleichartige Probleme gemeinsam Lösungen zu finden. Die Stimme des Mannes aus dem Kreis Unna hatte in den Metropolen des Ruhrgebiets Gewicht.

Zum anderen engagierte sich Heinz Steffen auch mit Leidenschaft in der Kultur- und in der Umweltpolitik. Nicht zuletzt auf den SPD-Fraktionschef im Kreistag, der zumindest nach der Wahl von 1994 noch eine Mehrheitsfraktion anführte, geht die Gründung der Gesellschaft für Abfallverwertung des Kreises zurück. Als Aufsichtsratsvorsitzender der UKBS saß Heinz Steffen zudem am Steuer des sozialen Wohnungsbaus in den Mitgliedskommunen der Baugesellschaft.
Ging es in Streitfragen hoch her, blieb Heinz Steffen ein ruhender Pol. Nur einmal bekannte er sich öffentlich zu einer von seiner Fraktion abweichenden Meinung – und das war ausgerechnet beim „Stiftungsskandal“ 2017. Als einziges Mitglied seiner Fraktion enthielt er sich damals gegen die Absprachen der Stimme, als eine Abstimmung über die Annahme einer Stiftung für Haus Opherdicke abermals vertagt worden war.
Träger des Bundesverdienstkreuzes
Damals war Heinz Steffen, der das Amt 2008 an Brigitte Cziehso weitergereicht hatte, längst nicht mehr Fraktionschef der SPD. Das Urgestein des Kreistages machte aus seiner persönlichen Meinung in dieser Angelegenheit daher erst recht keinen Hehl.
Bis 2009 gehörte Heinz Steffen, Träger des Bundesverdienstkreuzes, dem Rat der Stadt Unna an, bis 2020 gar und damit 41 Jahre lang blieb Heinz Steffen Mitglied des Kreistages. Geradezu tragisch nahm sich ein Ereignis am letzten Tag seines Mandats aus: Am 31. Oktober 2020 erlitt der damals 82-Jährige einen Schlaganfall, der auch sein Sprachzentrum traf und von dem er sich bis zuletzt nicht mehr erholen konnte.
Am Abend des 22. Februar 2024 ist der Witwer im 86. Lebensjahr gestorben. Heinz Steffen hinterlässt seine Tochter Birgit.