Die Praxis von Hausarzt Dr. Thomas Huth war Mitte März gut gefüllt: Erkältungskrankheiten aller Art beherrschten seine Diagnosen. Der Geschäftsführer von „Mein Gesundheitsnetz Unna“ nimmt daneben gehäufte Fälle von Lungenentzündung und Gürtelrose wahr und rät dringend zu Impfungen.
Der Mediziner aus Fröndenberg kann an der Scheide von Winter und Frühling eine nicht ganz untypische Bestandsaufnahme machen: Infektionen der oberen Atemwege dominierten das Bild bei den Infektionskrankheiten.
Keuchhusten
Während die meisten Kleinkinder wegen der Dreifach- oder Vierfachimpfung [Tetanus, Diphterie, Pertussis, (Polio)] gut durchgeimpft seien und der Keuchhusten (Pertussis) nicht übermäßig stark durchschlage, seien derzeit mehr Erwachsene betroffen. „Das überrascht und ist früher nicht so häufig aufgefallen“, berichtet Dr. Huth aus seinem Praxisalltag.
Zahlen des Kreisgesundheitsamtes in Unna belegen diesen Befund: Waren 2024 bis zur elften Kalenderwoche lediglich 9 Infektionen mit Keuchhusten gemeldet worden, waren es bis zum 17. März dieses Jahres 32 Fälle.
Huth warnt davor, „Husten“ auf die leichte Schulter zu nehmen. Man solle unbedingt einen Arzt aufsuchen, „wenn ich merke: Ich huste immer noch nach zwei Wochen.“ Es handele sich um eine bakterielle Erkrankung, die nach einer Blutuntersuchung festgestellt werden könne. Es hilft die Einnahme eines Antibiotikums.

Lungenentzündung
Eine deutliche zahlenmäßige Zunahme registriert das Gesundheitsamt auch bei Lungenentzündungen: 26 Infektionen bislang in diesem Jahr stehen nur 7 im Vergleichszeitraum des Vorjahres gegenüber.
„Ein schweres Krankheitsbild“, sagt Dr. Huth, das sich aber tückischer Weise „langsam entwickelt.“ Infizierte hätten nur einen „dezenten Husten“, fühlten sich vielmehr äußerst schlapp. Erst beim Abhören ließen sich die sogenannten Rasselgeräusche, die typisch für Pneumokokken sind, feststellen. Zur Vorbeugung sei eine Impfung durchaus zu empfehlen, rät der Allgemeinmediziner.
RSV-Infektion
Laufende Nase, Husten Atembeschwerden – dabei kann es sich um eine Infektion mit dem RSV-Virus handeln. Vielfach ist es aus Kindergärten bekannt. Die Zahlen in diesem Jahr sind ebenfalls viel höher als im Vorjahr: 263 zu 155 Fälle.
Dr. Thomas Huth spricht von einer „gravierenden Viruserkrankung“, die in Einzelfällen auch stationäre Einweisungen erforderlich mache. Auch sie befalle aber nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene.
Influenza und Corona
Deutlich mehr Fälle gibt es in diesem Jahr im Kreis Unna auch bei der Grippe. Während die Saison im Vorjahr relativ mild verlief – 622 Fälle vom 1. Januar bis 17. März 2024 – registriert das Gesundheitsamt aktuell 1.441 Infektionen.
Dagegen haben die Corona-Infektionen abgenommen: 355 zu aktuell 172 Fällen. Im November und Dezember seien die Zahlen zwar noch höher gewesen, „aber mit deutlich gelinderter Symptomatik“. Die jährliche Impfung, besonders für Personen über 60 Jahre und mit chronischen Erkrankungen, sei von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlen und werde recht gut akzeptiert.
Windpocken und Gürtelrose
Die landläufig immer noch als Kinderkrankheit bezeichneten Windpocken haben zumindest Stand 17. März zahlenmäßig abgenommen. Es gab 15 Fälle im Vergleich zu 24 im Vorjahr bis zu diesem Zeitpunkt.
Für ungleich schwerwiegender hält Dr. Thomas Huth die Infektion mit dem Herpes-zoster-Virus, viel besser bekannt als Gürtelrose. Es handelt sich um denselben Erreger wie bei den Windpocken, betroffen sind Erwachsene.
„Diese Infektionen haben zugenommen“, hat Huth beobachtet. Wer betroffen ist, leidet nach der akuten Infektion nicht selten unter der Post-Zoster-Neuralgie, „die stärkere Nervenschmerzen auslösen“, so Huth, besonders im Gesicht. Er empfehle es durchaus, sich dagegen impfen zu lassen.