Harrison Ford tritt ab 29. Juni noch einmal an „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“

Von Kai-Uwe Brinkmann
Harrison Ford tritt noch einmal an: „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“
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81 ist nicht unbedingt das Alter für Peitschenschwinger und Gefahrensucher. Wobei der altgediente Archäologie-Dozent („Jäger des verlorenen Schatzes“ datiert von 1981) nicht Gefahr, sondern mythische Artefakte sucht.

Was er 15 Jahre nach dem letzten Indy-Streifen („Das Königreich des Kristallschädels“) wieder tut, im neuen Abenteuer „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“. Dieses Mal kreist die Schnitzeljagd um eine legendäre Apparatur des Tüftlers und Mathematikers Archimedes.

Werk des Archimedes

Ein mechanisches Wunder der Antike, wie es tausend Jahre nicht wieder gebaut wurde. Was Fakt und was Kintopp ist, spielt keine Rolle im Kosmos des Fantastischen, ob man nun auf Indiana Jones oder die Filme nach Dan Brown („Sakrileg“) guckt.

Hauptsache, da ist viel Mystery-Raunen um ein altes Relikt, ein Räderwerk wie eine Taschenuhr. Alle wollen es, keiner weiß, wo es ist. Allerdings gibt es Fingerzeige, versteckte und codierte.

Indy trägt Schlapphut

Man kann nicht behaupten, dass die (vier) Drehbuchautoren von „Rad des Schicksals“ Risiken eingehen mit ihrer Story. Der Film nährt sich von bewährten, man möchte sagen, nostalgisch umflorten Zutaten, die allenfalls leicht variiert wurden.

Indy trägt Schlapphut, schwingt die Peitsche, hat Nazis an den Hacken, tappt durch ein Felsengrab. Und die Szene mit riesigen Tausendfüßlern in einer Höhle kommt einem auch sehr bekannt vor.

Mads Mikkelsen (l.) spielt den Doktor, Thomas Kretschmann (r.) den Oberst, die 1945 Raubkunst verladen.
Mads Mikkelsen (l.) spielt den Doktor, Thomas Kretschmann (r.) den Oberst, die 1945 Raubkunst verladen. © Lucasfilm Ltd.

Ein Prolog katapultiert den digital verjüngten Indy ins Jahr 1945. Das Dritte Reich pfeift aus dem letzten Loch, auf einer Burg lädt die SS unter einem Oberst (Thomas Kretschmann) Raubgut in einen Zug.

„Wir haben Besseres als die Lanze mit Christi Blut“, sagt ein Forscher (Mads Mikkelsen). „Wir haben das Antikythera des Archimedes!“ Das sei viel mächtiger.

Die SS konnte einen Spion in deutscher Uniform fangen, es ist Doktor Jones. Er flieht, folgt dem Beutezug und befreit seinen Kollegen Shaw (Toby Jones).

Ein Loch durch die Zeit

Dann ein Zeitsprung nach 1969, New York: Amerika feiert die Männer, die auf dem Mond waren. Dozent Jones ist Rentner. Als ihn Shaws Tochter Helena (Phoebe Waller-Bridge) auf Archimedes anspricht, ist es vorbei mit dem Ruhestand.

Jones verwahrt eine Hälfte der antiken Apparatur. Schon stehen Schergen auf der Matte, die über Leichen gehen. Ihr Boss ist der Nazi-Forscher aus dem Zug von 1945. Nächste Verfolgung, mitten durch die Apollo 11-Parade in Manhattan.

Ein Loch durch die Zeit?

Unterhaltung für alte Hasen

Nach Stationen in Marokko und Spanien, nach Kabbeleien und mehr Hetzjagden stecken Indy und Helena an Bord einer Heinkel 111, die ein Wolkenloch anfliegt. Führt das Uhrwerk des Archimedes zu Portalen durch die Zeit? Der Nazi-Forscher will im Jahr 1939 landen.

Innovativ ist es nicht, was Regisseur James Mangold (ein solider Handwerker, kein Visionär) hier in Szene setzt. Durchbuchstabiert wird der Motivreigen des klassischen Abenteuerkinos, dem Steven Spielberg einst zu Blockbuster-Status verhalf. In diesem Rahmen funktioniert der Film ganz passabel - Unterhaltung für alte Hasen und junge Hüpfer ab zwölf.

Indy nimmt also seinen Hut und wird durchaus in Ehren verabschiedet.

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