Nach den Krawallen im Marler Stadtkern äußern sich auch viele Leser zu dem Dauerproblem. „Da ist jeden Tag Halloween“, schreibt ein Nutzer unserer Facebook-Seite, der in der Stadtmitte wohnt. Eine Pflegefachkraft (46) aus Marl äußert einen ähnlichen Eindruck. Sie hält sich häufig abends am Busbahnhof auf, weil sie viele Nachtschichten leistet, kein Auto hat und auf Bus und Bahn angewiesen ist. Auch an Wochenenden und Feiertagen fährt sie zu Patientinnen. Aus ihrer Sicht sind die Halloween-Krawalle Auswüchse von Auseinandersetzungen zweier Jugendgangs. Wir haben die Frau gebeten, ihre Eindrücke zu schildern und geben sie hier wieder.
„Seit 2020 kriege ich mit, wie sich da Jagdszenen abspielen, hauptsächlich am Taxistand oder unter der Brücke“, erzählt die Marlerin: „Jugendliche in Kapuzenpullis laufen im Dunkeln herum, schreien, treten und schlagen sich. Sie werfen Böller aufeinander wie an Halloween, nur dass die Polizei nicht da ist.“ In den Cliquen habe sie auch Mädchen beobachtet und Jungs, die vielleicht sechs Jahre alt sein könnten: „Die rauchen schon und fühlen sich wie die Allergrößten.“

Meistens werden die Fahrgäste am Busbahnhof in Ruhe gelassen, aber sicher fühle sie sich dort nicht, erzählt die 46-Jährige: „Meiner Meinung nach bekriegen sich da zwei Jugendgangs gegenseitig. Ich achte darauf, dass ich denen nicht in die Quere komme. Man weiß ja nicht, ob sie Schlagstöcke oder Messer dabei haben. Ich hab schon beobachtet, wie sie Frauen Böller hinterher geschmissen haben. Die können sich alle nicht benehmen, denen ist furchtbar langweilig. Treffpunkte gibt es hier ja nicht. Das alles geht mir so auf die Nerven. Polizei kommt eh nicht. Ab und zu sind ein paar Streifen unterwegs. Manchmal denkt man, die haben Angst, da reinzugehen oder zu wenige Wagen.“
Die Marlerin hat den Eindruck, dass es Probleme gibt zwischen Jugendlichen aus Ländern, in denen der muslimische Glaube dominiert und solchen, die aus dem russischen oder osteuropäischen Sprachraum stammen: „Das war immer schon eine Problemsiedlung, da sind zu viele Leute aus unterschiedlichen Kulturen. Man sieht auch, wie viel Sperrmüll hier herumliegt. Ich bin keine AfD-Wählerin und werde auch nie eine sein. Aber um den heißen Brei sollte man nicht herumreden.“
„Boris Pistorius hatte die Lage im Griff“
Lange hat die 46-Jährige in Hannover gelebt. Die niedersächsische Hauptstadt habe viel mehr Probleme mit Kriminalität gehabt, erzählt sie: „Trotzdem hatte man dort großen Respekt vor der Polizei. Die kam mit Reiterstaffeln und Wasserwerfern. Pistorius hat das als Innenminister im Griff gehabt, da gab es ein Sicherheitsgefühl.“