Hagens „Bohème“ spielt auf buntem Jahrmarkt Publikum feierte Puccini-Oper mit Ovationen

Hagens „Bohème“ spielt auf buntem Jahrmarkt
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Zeitlos inszeniert Holger Potocki im Theater Hagen die Geschichte der vier Bohemiens. Das Premierenpublikum feiert am Samstag im sehr gut besuchten Haus Sänger, Orchester und das Regieteam mit Ovationen im Stehen. Nicht nur musikalisch ist die Hagener „Bohème“ toll, darstellerisch ist sie am Schluss so erschütternd wie eindrucksvoll.

Die vier Künstler Rodolfo, Marcello, Schaunard und Colline hausen auf einem Steinfelsen mit kleinem Tipi unter einem Segeldach (Bühne und Kostüme: Lena Brexendorff) und wärmen sich am Lagerfeuer.

Bunte Silvesterparty

Sie sind Menschen des 21. Jahrhunderts, die zeigen, wie aktuell Puccinis Oper 127 Jahre nach der Uraufführung ist. Einen Vermieter gibt es für diese Unterkunft außerhalb der Gesellschaft nicht, aber einen Hausmeister (toller Komödiant: Mario Klein).

Das zweite Bild inszeniert Potocki nicht auf einem klassischen Weihnachtsmarkt, sondern in einem Las-Vegas-bunten, neonbeleuchteten Markt. Der spielfreudige Kinderchor des Hagener Theaters, Opernchor, Extrachor und Statisten wirken wie Faschingsfiguren in dieser Szenerie, die an eine Silvesterparty erinnert.

Szene aus "La Bohème"
Neonbunt ist der Weihnachtsmarkt im zweiten Bild. Und die Bühne mit Solisten, Bühnenmusikern. Opernchor, Extra- und Kinderchor voll. © Beushausen

Generalmusikdirektor Joseph Trafton gibt am Pult des Philharmonischen Orchesters Hagen zu Beginn richtig Gas, führt sein kraftvoll und glühend musizierendes Orchester flott durch Puccinis Partitur und sorgt auch für eine gute Balance zu den Sängern.

Jongwoo Kim hätte sich als Rodolfo auch über ein doppelt so großes Orchester mühelos hinwegsetzen können. Der Südkoreaner singt einen ganz starken Rodolfo – mit dem viel Puccini-Schmelz, strahlender Tenor-Kraft und berührend leisen Tönen. Und wie er am Schluss um Mimi trauert, ist große Schauspielkunst. Insu Hwang ist ihm als Marcello fast ebenbürtig und hat besonders starke Momente im dritten Bild, das in einem kargen Hinterhof von Musettas Bar spielt.

Sprungbrett Opernstudio

Anna Pisareva ist eine Mimi, die bis kurz vor ihrem Tod eine starke Frau ist und das mit klarer Stimme auch zeigt. Am Schluss findet die Hagener Sopranistin dann schöne fragile Töne.

Mercy Malieloa singt eine kesse Musetta mit viel Ausstrahlung. Die Südafrikanerin hat das Opernstudio NRW absolviert und zeigt, was für tolle Sänger das Studio hervorbringt. Kenneth Mattice war als Schaunard bei der Premiere etwas leise, aber lustvoll im Spiel – ebenso wie Dong-Won Seo als Colline.

Diese Hagener „Bohème“ macht Spaß – auch, wenn ihr etwas die Weihnachtsstimmung fehlt.

Termine: 24. 11., 6. / 13. /21. / 26. 12., 20. / 28. 1., 10. 3., 6./13. 4.; Karten: Tel. (023 31) 207 32 18 oderwww.theaterhagen.de

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