Haemmer tickt anders Swarovski veredelt Mega-Uhren aus Kamen

Haemmer tickt einfach anders: Swarovski veredelt Mega-Uhren aus Kamen
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Diese Firma tickt buchstäblich anders. Der Uhren-Hersteller Haemmer, vor 15 Jahren in Kamen gegründet, ist mit schrillen Designs seiner Zeit im wahrsten Sinne des Wortes voraus. Holger Bohne (56) und Jeroen Opdam (57) haben die Marke vom Firmensitz an der Güldentröge erfolgreich am umkämpften Armbanduhren-Markt positioniert und sind damit auf Wachstumskurs.

Antriebsfeder ist ein Image-Wechsel: Mit limitierten Auflagen und frechen Slogans wie „Don’t touch“ hinein ins Luxus-Segment, veredelt durch geschliffenes Swarowski-Glas. „Wir haben unser Produkt immer weiter verbessert und setzen noch mehr hochwertige Materialien ein. In dem neuen Segment fühlt sich die Marke richtig wohl“, sagt Bohne zufrieden.

In der Regel sind die markanten Armbanduhren ab 750 Euro erhältlich – bis etwa 1400 Euro aufwärts. „Es gibt mittlerweile viele Fans und Sammler, die mehr als zehn Modelle haben“, berichtet Opdam.

Renate Rapp ist Uhrmachermeisterin und in der Werkstatt an der Güldentröge für den Kundendienst zuständig. „Es ist selten, dass Reparaturen notwendig sind“, sagt sie.
Renate Rapp ist Uhrmachermeisterin und in der Werkstatt an der Güldentröge für den Kundendienst zuständig. „Es ist selten, dass Reparaturen notwendig sind“, sagt sie. © Stefan Milk

Corona-Pandemie erzeugte einen heftigen Break

Dabei verursachte die Corona-Pandemie zwischenzeitlich einen heftigen Bruch. „Von jetzt auf gleich war der Stecker gezogen, alle Läden wurden geschlossen“, sagt Bohne mit Blick auf die bundesweit 50 Fachhandelspartner, in denen Haemmer-Uhren in den Schaufenster liegen – darunter Juwelier Becher an der Weststraße in Kamen.

Nach einer „knochenharten Analyse“, so Opdam, sei der Entschluss gereift, deutlich stärker ins Online-Geschäft zu gehen und das Verkaufsportal www.haemmer-shop.com aufzubauen. „Ein Schritt, von dem wir heute noch profitieren.“

Trotz der zwischenzeitlichen Corona-Krise verzeichnet die Firma ein jährliches Wachstum von kontinuierlich 10 bis 20 Prozent. Da ziehen die Unternehmer zuweilen selbst die Bremse, damit die Firma nicht schneller wächst als ihre Uhren ticken.

Als die renommierte Otto-Group, bekannt durch den gleichnamigen Katalog, die Uhren in ihr Sortiment aufnahm, gingen die Bestellungen durch die Decke. „Wir konnten kaum noch liefern, so groß war die Nachfrage“, berichtet Bohne. Der Vertrieb läuft in zwölf Ländern; Österreich und die Schweiz zählen im Ausland zu den stärksten Haemmer-Märkten.

Holger Bohne, Gründer und Geschäftsführer der Kamener Uhrenfirma Haemmer, mit einer der markanten Uhren und dem frechen Werbeslogan „Don‘t touch“.
Holger Bohne, Gründer und Geschäftsführer der Kamener Uhrenfirma Haemmer, mit einer der markanten Uhren und dem Werbeslogan „Don‘t touch“. © Stefan Milk

Stückzahl und Namensgebung als Markenzeichen

Was ist so besonders an den Uhren? Die Zeitmesser mit dem übergroßen Ziffernblatt, bis zu 50 Millimeter groß, haben eine linkspositionierte Stellkrone, die den Tragekomfort erhöhen soll. Die Auflagen sind limitiert, so dass im Jahr nicht mehr als fünf bis zehn neue Modelle auf den Markt kommen, die eine maximale Stückzahl von 999 haben.

Es gibt auch kleinere Auflagen von 99, 333 oder 666 – eine Art Schnapszahl als Markenzeichen ebenso wie die cool klingende Endung der Uhren-Namen jeweils mit dem Buchstaben y.

Da gibt es die Typen Spunky, Taffy, Hartly, Cidney und Candy mit schrillen Armbandfarben und Zifferblättern. Eine Ausnahme bildet die Damen-Uhr „White Swan“, die mit leichten Veränderungen schon mehrfach aufgelegt wurde – in weißer Optik und poppig glitzernden Swarowski-Kristallen. „Die Nachfrage reißt nicht ab“, so Opdam.

Jeroen Opdam (l.) und Holger Bohne entwickeln die Designs ihrer Uhren zusammen.
Tüfteln an jedem Detail: Jeroen Opdam (l.) und Holger Bohne entwickeln die Designs ihrer Uhren zusammen. © Stefan Milk

Uhren als Schmuckstücke

Opdam und Bohne habe unzählige Stunden an ihren Schreibtischen verbracht, um die ungewöhnlichen Designs der Uhren zu entwickeln. Skizzen, Risszeichnungen und Vorentwürfe liegen parat, um an ihnen weiter zu arbeiten – oder im Detail zu verändern.

Sie wissen, dass die Uhr ihren funktionalen Charakter nahezu verloren hat, weil über Smartphones oder eine Smartwatch jeder schnell gucken kann, wie spät es ist. „Wir kreieren also Schmuckstücke. Es geht nicht mehr nur darum, die Zeit abzulesen. Es geht vor allem darum, ein geiles Teil am Handgelenk zu haben“, so Bohne.

Nach jetzt nahezu 15 Jahren, in der die Marke Haemmer immer mehr Gewicht bekommen hat, ist er selbst geflasht von der Erfolgsgeschichte „made in Kamen“. Er sagt: „Manchmal ist das wie ein Traum.“

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