Nach dem Zugunglück mit einem getöteten Lokführer bei Geseke (NRW) müssen sich Bahnreisende auf einige Wochen mit Einschränkungen im Nah- und Fernverkehr einstellen. Es werde bis mindestens Ende nächster Woche dauern, die Gleise an der Unfallstelle freizuräumen, sagte ein Bahnsprecher am Mittwoch. Erst danach beginnen die Reparaturarbeiten, deren Dauer noch nicht absehbar sei. „Fest steht allerdings, dass die Schäden an der Infrastruktur massiv sind“, so der Sprecher.
Die Strecke zwischen Lippstadt und Paderborn ist seit der Zugentgleisung am Sonntag komplett gesperrt. Die auf dem Abschnitt ausfallenden Regionalzüge werden durch Busse ersetzt. Die IC-Züge aus Gera in Thüringen Richtung Köln werden umgeleitet und brauchen daher bis auf Weiteres 40 Minuten länger.
Laut Bahn bereitet auch der an der Unfallstelle verteilte Zement Probleme: Einiges habe man absaugen können. Nach dem Regen härte die Masse aber teilweise aus und müsse abgebaggert werden. Unklar sei, wie tief der Zement eingedrungen sei. Auch die Oberleitung und die Gleise sind beschädigt.

Warum war der Zugführer nicht vorne in der Lok?
Die Polizei geht der Frage nach, warum der später getötete Lokführer während der Fahrt nicht vorne in der Lok gewesen ist. Ein zufällig aufgenommenes Video zeigt, wie der Mann kurz vor der Unfallstelle zwischen zwei Waggons sitzt. Möglicherweise sei er da nicht mehr weggekommen, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag in Soest. Es sei zwar nicht unüblich, dass sich Lokführer in gewissen Situationen auf einem langsam fahrenden Zug bewegten und ihn fernsteuerten. Der Zug war dem Handyvideo zufolge aber relativ schnell unterwegs gewesen. Möglicherweise habe es einen technischen Defekt gegeben.
Die Frage, warum der Zug wohl schneller als 30 Stundenkilometer fuhr, sei Gegenstand der Ermittlungen, sagte der Polizeisprecher. Die Lokomotive werde nun untersucht und der Fahrtenschreiber ausgewertet. Ob es sich um menschliches Versagen oder einen technischen Fehler gehandelt habe, könne man noch nicht sagen. „Wir ermitteln in alle Richtungen.“

Zugunglück im Kreis Soest: Aufwendige Bergung des Toten
Bei dem Unglück am Sonntag war der 30 Jahre alte Lokführer gestorben, sonst war niemand an Bord des entgleisten Güterzuges, der mit Zement beladen war. Einsatzkräfte befreiten am Montag zunächst den unter einem Waggon eingeklemmten Toten, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Dafür wurde die Ladung des mit Zement gefüllten Kesselwagens abgepumpt, um den Waggon für die Bergung der Leiche zu heben. Seit dem Unglück am Sonntag waren mehrere Kräne wegen des hohen Gewichts der Waggons daran gescheitert.
Der mit Zement beladene Güterzug war in der Kleinstadt westlich von Paderborn etwa sieben Kilometer nach der Abfahrt von einem Zementwerk entgleist. Nach ersten Erkenntnissen sprangen sowohl die Lok als auch mehrere Waggons aus den Gleisen. Der Unfall sei im Bereich einer Weiche passiert, sagte ein Polizeisprecher. Gemeinsam mit Fachleuten der Deutschen Bahn sollen der Unfallhergang rekonstruiert und die Ursache ermittelt werden.
dpa/seh