Gruppenzwang beim Rasenmähen Was „man“ so machen sollte

Gruppenzwang beim Rasenmähen: Was „man“ so machen sollte
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Die vermeintliche Freiheit als Hausbesitzer endet ganz schnell, wenn das Haus in einer Straße steht, in der „man“ entweder Gärtner hat oder Zeit genug, sich um gepflegte Grünflächen und Hauseingänge zu kümmern. Wer beides nicht hat und es nicht so ganz genau nimmt, muss sich den einen oder anderen Kommentar anhören.

Das reicht von „Stört Euch das nicht?“ bis hin zu „Morgen kommt unser Gärtner, soll ich den mal fragen?“. Sogar das seit der Kindheit verhasste „Was sollen die Leute denken?“ kommt schonmal vor.

Wertevorstellungen

Da prallen dann konservative Vorstellungen über die Eingangsgestaltung mit Laissez-Faire-Ansichten aufeinander. Die hochbetagte Dame aus der Nachbarschaft reklamiert dann schon einmal, dass das „morgens ein unerfreulicher Anblick“ sei, um dann schnell zu versichern: „Aber ich achte da nicht drauf, geht mich ja nichts an.“ Genau.

Diesen Sommer ist es ganz besonders „schlimm“ um unseren handtuchgroßen Vorgarten und den Garten bestellt: wir lassen es einfach wuchern, aus verschiedenen Gründen. Ja, auch unsere Blumen blühen. Aber auch die allgemein als Unkraut verunglimpfte Flora nimmt sich ihren Platz. Das bringt uns abschätzig-mitleidige Blicke und oben erwähnte Kommentare ein.

Wie höhnische Kommentare klingen die regelmäßigen Rasenmäher-Geräusche aus den Nachbarsgärten, unser direkter Nachbar schaut immer verkniffener auf unseren Wildwuchs, schiebt demonstrativ seinen Rasenmäher herum und gab uns schon scherzhaft den Tipp, doch einmal einen Rasenmäher-Führerschein zu machen.

Auch immer wieder lustig zu beobachten: Die Abfolge der Mäharbeiten. Kaum ist es trocken, fängt einer an. Es dauert nicht lange, dann beginnt der Rasenmäher-Reigen. Als gäbe es eine geheime Choreographie oder als sei die Grünpflege ein Wettbewerb unter dem Motto „Welcher Rasen ist der Kürzeste“.

Es gibt Wichtigeres

Auch wir haben diesen „Wettbewerb“ durchaus schon mitgemacht. Aber mit etwas Abstand: Es gibt nun wirklich Wichtigeres.

Und vielleicht sollten wir alle auch hier toleranter werden. Ein nicht gemähter Rasen muss nicht gleich die Ratte, die offenbar in den Gärten wohnt, anlocken, und verwilderte Büsche können auch nützlich und schön sein. Es muss nicht immer die seit einigen Jahren gesellschaftlich anerkannte Wildblumenwiese sein.

Vorgärten und Hauseingänge sind, ebenso wie der Zustand hinter der Haustür, Privatsache. Zumindest, solange kein stinkender Müll alle anderen terrorisiert oder die wuchernde Pflanzenwelt auf andere Gärten übergreift. Das sollte auch so akzeptiert werden, wenn, aus welchen Gründen auch immer, keine Nagelschere genutzt wird und dem „Unkraut“ Platz geboten wird.