
Wer im Kreis Unna traditionell grün wählt oder für wen die Bündnisgrünen zumindest eine Wahlalternative sind, dürfte diese Nachricht mit Enttäuschung aufgenommen haben: Die einmal als Gegenentwurf zu den Etablierten gegründete Partei wird bei der Landratswahl im September auf eine eigene Kandidatur verzichten.
Gefallen kann diese Entscheidung niemandem, der oder die sich im politischen Wettbewerb größtmögliche Vielfalt wünscht. Das ist es doch überhaupt, was Wählerinnen und Wähler wollen. Vielfalt – ist es nicht gerade ein grünes Credo?
Bundesweite Suche nach Kandidaten als Option
Die Leerstelle bei den Grünen legt zunächst die große Herausforderung für Parteien offen, geeignete und dazu auch noch bereite Anwärter für politische Wahlämter zu finden – dieses handfeste Problem ist auch angeführt worden und den Grünen zuzugestehen, doch hat man wirklich alles versucht?
In Menden hat die örtliche SPD kürzlich einen Bürgermeisterkandidaten per bundesweiter Stellenausschreibung gesucht. Dieses durchaus legitime Mittel haben die Kreisgrünen nicht bemüht. Die SPD in Menden wurde übrigens in Essen fündig: männlich, 45 Jahre, Politikwissenschaftler, Sozialdemokrat – und gebürtiger Mendener.
Diese Option hätten auch die Grünen im Kreis Unna ziehen können, um im Wettstreit am 14. September vielleicht doch mit einer Persönlichkeit aufzutrumpfen, die nicht ausschließlich für grüne Stammwähler attraktiv gewesen wäre. Reine Zählkandidaten zu nominieren, die nicht ernst genommen werden, würden einer Partei dagegen sicherlich eher schaden, denn nützen.
Ein-Personen-Wahl wäre Dilemma
Die Grünen haben sich selbst ins Knie geschossen und die Chance, im Wahlkampf noch viel präsenter zu sein, vertan. Stattdessen bauen sie einen gekünstelt wirkenden Gegensatz auf: Denn das parallele Antreten mit einem Team für den Kreistag und einer charismatischen Person für das Landratsamt ist einem Wahlerfolg ganz sicher nicht abträglich – wenn sich alle Kandidaten respektieren und dem anderen den eigenen Raum in der öffentlichen Debatte lassen.
Es waren bislang noch Ausnahmen, aber es kam schon vor, dass auf dem Wahlzettel nur eine Person bei Bürgermeister- oder Landratswahlen stand – man kann dann sein Kreuzchen bei „Ja“ oder bei „Nein“ setzen. Eine echte Wahl ist das dann nicht. Dieses Dilemma muss sich jede Partei vor Augen halten.
So weit wird es im Kreis Unna diesmal nicht kommen, wo es mit Mario Löhr (SPD) und Marco Morten Pufke (CDU) bereits zwei Bewerber um das Amt gibt. Etwas mehr Auswahl am 14. September würde dem Wahlkampf und dem politischen Diskurs aber ohne Zweifel guttun. Das kann ja noch kommen – bis zum 7. Juli, 18 Uhr, werden noch Vorschläge beim Wahlleiter im Kreishaus angenommen.