Größte Krippe der Region entsteht in Stuckenbusch Besucher kommen sogar mit dem Reisebus

 Besucher kommen sogar mit dem Reisebus zur Krippe nach Stuckenbusch
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Das Glück der ungezählten Menschen aus der ganzen Region, die ab Heiligabend bis Ende Januar zur Kirche St. Franziskus in Recklinghausen pilgern, ist all die Mühe wert. Ihr Staunen und Bewundern, ihre Begeisterung und Entdeckerfreude, aber auch gerade ihr Innehalten und Nachdenken beim Blick auf die 60 Quadratmeter große Krippe: Für die Krippenbauer aus Stuckenbusch ist das der schönste Lohn ihrer wochen- und teils auch monatelangen Arbeit. Dass diese ihnen selbst sehr viel Freude macht, muss hier nicht verschwiegen werden – und ist dem liebevollen Ergebnis natürlich auch anzusehen. Die steigenden Besucherzahlen sind ein weiterer Dank, im vergangenen Jahr fuhr sogar schon ein Reisebus aus Wesel vor.

In der Woche vor Heiligabend wird das Arbeitstempo nochmal angezogen, damit am 24. Dezember alles fertig ist. Der Bau beginnt schon lange vorher. „Am ersten Adventswochenende stellen die jungen, starken Männer der Gemeinde den Unterbau auf“, erklärt Günter Drax, sozusagen der „Polier“ der biblischen Baustelle. Schließlich muss die Konstruktion, unter der unter anderem der Altar verschwindet, nicht nur zentnerweise Sand, viele Gebäude und noch mehr Figuren aufnehmen. Der Bautrupp muss sich auf dem Podest, das den gesamten Altarraum bedeckt, auch sicher bewegen können.

Krippenbauer Siggi Sander aus Recklinghausen nimmt kritisch die Figur ins Visier und prüft, ob der Hirte standfest ist.
Krippenbauer Siggi Sander nimmt kritisch die Figur ins Visier und prüft, ob der Hirte standfest ist. © Jörg Gutzeit

In diesem Jahr ist am Horizont der biblischen Landschaft sogar ein Berg gewachsen, nämlich kein Geringerer als der geschichts- wie symbolträchtige Tempelberg. Darauf thront natürlich auch der berühmte Felsendom, dessen Modell Heiko Schulz, der Tüftler und Mann für besondere Fälle im Team der Krippenbauer, nach eigenen Entwürfen maßstabsgetreu gebaut hat.

Dass die in der Realität knapp zehn Kilometer von Bethlehem entfernt liegende und fast sieben Jahrhunderte nach Christi Geburt gebaute Pilgerstätte Aufnahme in die Stuckenbuscher Krippenlandschaft findet, hat natürlich einen Grund. Denn jedes Jahr überlegen die Krippenbauer sich einen aktuellen Bezug. „Der Felsendom ist gleichermaßen ein heiliger Ort für Christen, Juden und Moslems und darum ein Symbol des Friedens in diesen schweren Zeiten“, erklärt Siggi Sander den tiefsinnigen Hintergrund. Dass der Nahostkonflikt durch Ruinen von ausgebombten Häusern ein Gesicht bekommen wird, wurde im Team erst kontrovers diskutiert. „Aber am Ende waren wir uns einig, denn Weihnachten ist nun mal nicht Friede, Freude, Eierkuchen“, so Sander weiter, „auch wenn wir alle uns natürlich genau das wünschen.“

Eine Szene aus der Krippe St. Franziskus in Recklinghausen.
Royals im Oratorium: Der Gebetsraum wurde zum Palast des Herodes umfunktioniert, wo der Herrscher die drei Könige empfängt. © Jörg Gutzeit

„Mensch, Josef, bleib doch stehen“

Die Wünsche und vor allem die Hoffnung der Menschheit – dafür steht die Heilige Familie. Maria und Josef sind an diesem geschäftigen Vormittag bereits in dem einfachen Lehmverschlag angekommen, der in Stuckenbusch natürlich wie die meisten Aufbauten aus Pappmaschee besteht. Während Eva Hentze ein wenig Stroh darin verteilt, fällt ihr der Zimmermann quasi in die Arme. „Mensch, Josef, bleib doch stehen“, ruft sie ihm zu. Siggi Sanders verfolgt das Geschehen mit einem breiten Lächeln. Diese einseitige Kommunikation zwischen Mensch und Figur ist gerade an der Tagesordnung.

Und noch etwas ist neu an der Krippe 2024: Das Oratorium der Kirche wurde zum Palast des Königs Herodes umfunktioniert. Die Säulen, der Balkon und die bleiverglasten Fenster trennen an den elf anderen Monaten des Jahres den Gebets- vom Altarraum und werden von den Besuchern kaum wahrgenommen. Durch die Krippe werden sie ins Rampenlicht gerückt. „So schön hätten wir das nicht bauen können“, gesteht Siggi Sander. Hinter den Schmuckscheiben empfängt Herodes bereits die Könige, die auf der Suche nach dem neugeborenen König logischerweise beim Herrscher persönlich nachfragen und damit die mehr als 2000 Jahre alte Geschichte von Flucht und Verfolgung auslösen. Der Stern von Bethlehem weist ihnen schließlich den Weg zur Krippe, und dort kommen die Figuren am 6. Januar selbstverständlich auch an.

Eine Szene aus der Krippe St. Franziskus in Recklinghausen.
Ochs, Esel und vor allem das hochheilige Paar sind noch in freudiger Erwartung. Das Kind wird schließlich erst Weihnachten geboren. © Jörg Gutzeit
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Besucher sind täglich willkommen

- Eröffnung: Dienstag, 24. Dezember 2024, 16 Uhr, Krippenspiel. Heiligabend folgen noch um 18 Uhr der Familiengottesdienst und um 24 Uhr die festliche Mitternachtsmette mit Chorgesang.

- Die Krippe in St. Franziskus, Friedrich-Ebert-Straße 231, ist danach bis zum 26. Januar geöffnet: werktags von 11 bis 17 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr; Musik an der Krippe, sonntags, 5., 12., 29., 26. Januar, jeweils um 17 Uhr, donnerstags um 16 Uhr zehnminütige Krippenandacht.

- Führungen für Gruppen und Schulklassen können gebucht werden unter: Tel. 02361/24110.
- Der Eintritt ist frei. Wer kann und mag, spendet etwas für die Materialkosten der Krippe.