Sie haben gesiegt mit dem Projekt „safespace.offiziell“ auf TikTok: Saphira Siegmund (v.l.), Ariane Böhm, Sali El Mohands, Malina Sternberg und Lea Wessels. Foto dpa

Sie haben gesiegt mit dem Projekt „safespace.offiziell“ auf TikTok: Saphira Siegmund (v.l.), Ariane Böhm, Sali El Mohands, Malina Sternberg und Lea Wessels. Foto dpa © dpa

Grimme Online Awards vergeben: Internet kann auch schlau machen

rnTikTok-Projekt „safespace“ gewinnt

Der „Grimme Online Award 2022“ ist der wichtigste Preis für Publizistik im Netz. Gewonnen haben am Donnerstagabend Projekte zur seriösen und originellen Themen.

von Kai-Uwe Brinkmann

Marl

, 24.06.2022, 18:13 Uhr / Lesedauer: 2 min

Böse Zungen behaupten, im Netz gäbe es nur seichte Unterhaltung und krauses Zeug von Spinnern. Mitnichten. Jährlich prämiert das Grimme Institut herausragende Internet-Projekte mit dem „Grimme Online Award“: am Donnerstag auf einer Gala in Köln, zu sehen per Live-Stream.

Acht Jurypreise und eine Publikumsentscheidung

Vergeben wurden acht Jury-Awards und der Publikumspreis. Die Qualität von Nominierten und Gewinnern demonstriert, dass das Internet sehr wohl ein Medium ist, das kluge, seriöse Inhalte und journalistische Sorgfalt transportiert.

Nehmen wir das Format „safespace.offiziell“ (Sieger in der Kategorie „Wissen und Bildung“) , ein TikTok-Kanal des rbb, wo sich Teenager zu Körper und Sexualität schlau machen können. Junge Frauen sprechen dort wie beste Freundinnen zu Themen wie „Warum ist meine Unterhose orange?“, „Kann man mit Tampon pinkeln?“, über Intimhygiene und Verhütung. Sexualkunde unkomplizierter Art, ehrlich, offen, lässig. So will man aufgeklärt werden!

Die Geschichte der Atomtechnologie

Frauke Gerlach, Direktorin des Grimme Instituts, lobte die präsentierten Arbeiten als wichtigen Beitrag zu einer „robusten Zivilgesellschaft“: „Sie helfen mit, uns krisenfest zu machen gegen die Desinformation und Hetze im Internet.“

Viele Preisträger bereiten ihre Fakten innovativ und spannend auf. Im Stil eines Comics, interaktiv animiert, spürt „Nuclear Games“ (vom Schweizer SRG und Studio Docmine) der Geschichte der Atomtechnologie nach. Die MDR-Doku „Umwelt in Ostdeutschland“ zeigt den Zustand der Biosphäre, man scrollt vom Himmel bis in den Boden. Datenjournalismus, meisterlich visualisiert.

Georg Restle moderierte die Verleihung.

Georg Restle moderierte die Verleihung. © dpa

Investigative Recherche liegt auch weiteren Grimme-Siegern zugrunde: „Cui bono: WTF happened to Ken Jebsen“ (u.a. von NDR und rbb) zeichnet den Weg eines Verschwörungstheoretikers nach. Der NDR-Podcast „Slahi – 14 Jahre Guantanamo“ bringt einen Ex-Häftling mit seinen Folterern zusammen.

Kunst mit der Taschenlampe entdecken

Wie können Lokaljournalisten investigativ arbeiten? Das Team von „Correctiv.Lokal“ (Sieger des „Spezials“) stellt das Recherche-Rüstzeug, um Politikthemen ortsspezifisch anzugehen.

Bei Kultur und Unterhaltung gewann die Stuttgarter Staatsgalerie mit „Im Dunklen – ein Leuchten“. Kunstbetrachtung per Taschenlampe, erstaunlich erhellend. „Kandvala“ ist eine prämierte Multimedia-Reportage über Flüchtlinge im Kosovo, auf Augenhöhe mit den Menschen. Der Publikumspreis geht an „Scobel“, Gert Scobels YouTube-Kanal.