Grimme-Institut in Finanznot Sparkurs soll Kündigungen verhindern - Direktorin geht

Sparkurs soll Kündigungen im Grimme-Institut verhindern
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Nach Informationen unserer Zeitung und der dpa sollen die Beschäftigten auf ihre Tariferhöhung verzichtet haben. Ausgaben für freie Kräfte sollen eingespart werden. Dadurch sollen betriebsbedingte Kündigungen von sieben festen Mitarbeitenden vermieden werden. Aktuell beschäftigt das Institut 13 Vollzeit- und 9 Teilzeitkräfte.

Gesellschafter und Aufsichtsrat tagen am Freitagabend hinter verschlossenen Türen und besprechen weitere Sparmöglichkeiten. So sollen Beschäftigte häufiger im Home Office arbeiten werden, um Heizkosten zu sparen. Möglicherweise werden die Stadt Marl oder ihre Volkshochschule Räume im Grimme-Institut übernehmen - ebenfalls um die Heizkosten zu senken.

Grimme-Preis feiert Jubiläum

Der Rat der Stadt setzte am Donnerstag ein Zeichen. Er bewilligte außerplanmäßige zusätzliche Mittel in Höhe von 20.000 Euro für das Marler Medieninstitut. Im Gegenzug will die Stadt 2024 bei den Honorarausgaben der insel-Volkshochschule sparen. Darüber hinaus zahlt sie jedes Jahr einen Zuschuss in Höhe von 165.000 Euro an das Institut und stellt Theater und Rathaus für die Grimme-Preisverleihung und Party zur Verfügung.

NRW-Medienminister Nathanael Liminski (CDU) hatte dem TV-Sender 3sat angekündigt, dass am Grimme-Preis nicht gerüttelt wird. Das Land finanziert ihn weiter, zahlt aber nicht mehr als bisher (rund eine halbe Million Euro). Die Vorbereitungen für die 60. Grimme-Preisverleihung am 26. April sind in vollem Gang. Geplant ist zum Jubiläum eine gewohnt professionelle Gala - trotz aller Sparzwänge. Auch die Moderation steht nach Informationen unserer Redaktion bereits fest.

Der Grimme-Preis feiert am 26. April 2024 Jubiläum: Zum 60. Mal wird der begehrteste deutsche Fernsehpreis verliehen.
Der Grimme-Preis feiert am 26. April 2024 Jubiläum: Zum 60. Mal wird der begehrteste deutsche Fernsehpreis verliehen. © Caroline Seidel/dpa

Die Zukunft des Grimme-Instituts müssen Gesellschafter und Aufsichtsrat ohne Direktorin Dr. Frauke Gerlach (59) planen. Der Fünfjahresvertrag der Juristin läuft zum 30. April 2024 aus. Sie will ihn nicht verlängern. Das bestätigte das Institut unserer Redaktion. Die Nachfolge wird am Freitagabend Thema der Gremiensitzungen von Aufsichtsrat und Gesellschaftern sein. Durch eine Geschäftsführung mit journalistischer Erfahrung könnte das Grimme-Institut wieder eine lautere Stimme bekommen.

Trotz aller Sparpläne bleibt es strukturell unterfinanziert. Das Minus von 430.000 Euro (bei einem Jahresetat von gut drei Millionen Euro) entstand durch höhere Tarifabschlüsse sowie höhere Veranstaltungs- und Energiekosten. Grimme-Gesellschafter sind neben dem Deutschen Volkshochschulverband das Land NRW, das 80 Prozent des Etats trägt, WDR und ZDF, Landesmedienanstalt, Medienstiftung NRW und die Stadt Marl. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur haben die Gesellschafter bisher nicht signalisiert, dieses Defizit für 2024 zu decken. Eine sichere Finanzierung wird also Thema bleiben.

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