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Glänzende Corona-Zahlen für Deutschland, aber Großbritannien als warnendes Beispiel
Corona-Wochenbilanz
In anderen Ländern – wie in Großbritannien, Spanien und Portugal – steigen die Corona-Infektionszahlen wieder rasant. Die Wochenbilanz zeigt: In Deutschland ist die Lage ganz anders – noch.
Wie schnell sich die Einschätzung der Corona-Situation ändern kann, lässt sich aktuell am besten in Großbritannien verfolgen. Seit Anfang des Jahres war die Zahl der Neuinfektionen rapide gesunken. Es wurde rascher und mehr geimpft als in Deutschland. Ausgerechnet Boris Johnson schien als strahlender Sieger über die Pandemie dazustehen. Am 9. April wurde nicht eine einzige Neuinfektion gemeldet. Das Ende der Pandemie schien gekommen.
Dann stockte der Sinkflug, vor allem die aus Indien herüberschwappende Delta-Variante verbreitete sich rasend schnell. Mitte Mail lag die 7-Tage-Inzidenz bei 17,1. Die Briten öffneten weiter, nahmen nach und nach immer mehr Schutzmaßnahmen zurück. Die Folge: Stand heute liegt die 7-Tage-Inzidenz bei 252,7 – so hoch wie zuletzt im Februar. Es gibt täglich deutlich mehr als 20.000 Neuinfektionen.
Die Daten im Detail
Diese Daten sollten uns beim Blick auf die aktuelle Wochenbilanz für Deutschland mahnen, trotz der hervorragenden Zahlen nicht leichtsinnig zu werden. Trotzdem dürfen wir uns natürlich über die guten Daten in allen maßgeblichen Bereichen freuen.
Das gilt zunächst für die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus. In der Woche zwischen dem 28. Juni und dem 5. Juli meldete das Robert-Koch-Institut in Deutschland 4.198 neue Fälle. Es ist noch nicht lange her, da wurden so viele neue Fälle an einem einzigen Tag gemessen – wohlgemerkt, nicht in ganz Deutschland, sondern allein in Nordrhein-Westfalen. Weniger gab es zuletzt vor fast einem Jahr – in der Woche vom 20. bis 27. Juli 2020, als 3.786 neue Fälle gezählt wurden.
Auch die Zahl der an oder mit einer Coronainfektion gestorbenen Menschen ist weiter gesunken. In der vergangenen Woche wurden insgesamt 269 Corona-Tote registriert. Weniger waren es zuletzt in der Woche zwischen dem 19. und 26. Oktober, als es 267 Tote zu beklagen gab.
Auch auf den Intensivstationen ist die Entwicklung sehr erfreulich. Stand heute werden dort 533 Covid-19-Patientinnen und Patienten behandelt, von denen 358 beatmet werden. Eine so niedrige Zahl gab es zuletzt in der ersten Oktoberwoche 2020 zu vermelden.
All das sind gute Daten, die noch unterstützt werden durch die guten Fortschritte bei der Impfkampagne. Inzwischen haben 46.249.449 Menschen in Deutschland zumindest eine Corona-Schutzimpfung erhalten. Das sind 55,6 Prozent der Bevölkerung. 31.487.487 sind bereits vollständig geimpft – 37,9 Prozent.
Sicherlich bietet eine möglichst hohe Impfquote den besten Schutz gegen eine neue Corona-Welle. Deshalb ist die sich langsam auch in Deutschland ausbreitende Impfmüdigkeit eine große Gefahr für die bisher gute Entwicklung.
Die zweite große Gefahr heißt Sorglosigkeit, denn: Auch hier zeigt der Blick auf Großbritannien, dass eine gute Impfquote allein nicht reicht, um ein erneutes Aufflammen der Pandemie zu verhindern. Dort sind nämlich bereits 49,9 Prozent der Bevölkerung – mehr als in Deutschland – vollständig geimpft – und trotzdem geht die Zahl neuer Fälle durch die Decke.
Ulrich Breulmann, Jahrgang 1962, ist Diplom-Theologe. Nach seinem Volontariat arbeitete er zunächst sechseinhalb Jahre in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten, bevor er als Redaktionsleiter in verschiedenen Städten des Münsterlandes und in Dortmund eingesetzt war. Seit Dezember 2019 ist er als Investigativ-Reporter im Einsatz.
