Die B224 ist hochbelastet, häufig kommt es zu Staus. Der Ausbau zur A52 mit Tunnel in Gladbeck soll die Situation verbessern.

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Pendler genervt - aber wenigstens steht der Zeitplan für den A52-Ausbau

rnAutobahnbau in Gladbeck

2035 soll freie Fahrt herrschen zwischen Gelsenkirchen-Buer-West und Essen-Nord. Aber zwei Bauabschnitte können vorher schon für den Verkehr geöffnet werden.

Gladbeck, Gelsenkirchen, Marl

, 16.12.2021, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Im März 2002 hat der FDP-Bezirksverband Ruhr bei einem Parteitag in Oer-Erkenschwick den Ausbau der B224 zur A52 gefordert und damit eine kontroverse Diskussion eingeläutet. Fast 20 Jahre später ist die Autobahn auf der B224-Trasse zwischen dem Autobahnkreuz Essen-Nord (A42) und dem A52-Anschluss Gelsenkirchen-Buer-West immerhin in der konkreten Planung. 2035 soll sie dann nach den Vorstellungen der Autobahn GmbH durchgehend befahrbar sein. Klagen gegen die Planfeststellungsbeschlüsse könnten die Bauarbeiten aber noch einmal um Jahre zurückwerfen. Ein Autobahn-Projekt in der gefühlten Ewigkeitsschleife.

„Jahrhundert-Chance“ für die Stadtentwicklung

Dabei warten Berufspendler und Spediteure sehnlichst auf freie Fahrt in Richtung Essen und zurück. Die B224 ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen des Ruhrgebiets und mit mehr als 40.000 Fahrzeugen täglich überlastet. Regelmäßig kommt es zu erheblichen Staus. Seit Dezember 2016 ist die 7,6 Kilometer lange Strecke im Fernstraßenbedarfsplan des Bundes mit der höchsten Dringlichkeitsstufe („Engpassbeseitigung“) versehen. Der Stadt Gladbeck ist dabei ein 1,5 Kilometer langer Tunnel zugestanden worden, der der Kommune die Chance gibt, die jahrzehntelange Zerschneidung Gladbecks durch die B224 zu überwinden. Bürgermeisterin Bettina Weist (SPD) spricht von einer „Jahrhundert-Chance“ für die Stadtentwicklung.

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Ein Autobahnkreuz wie der „Spaghettiknoten“ Kaiserberg

Doch bis dahin fließt beziehungsweise schleicht noch viel Verkehr die B224 rauf und runter. Das Projekt ist in drei Teile aufgeteilt.

  • Ende 2023 soll der Ausbau im Bottroper Abschnitt zwischen dem Kreuz Essen-Nord (A42) und der heutigen Anschlussstelle Essen/Gladbeck (A2) starten (3,6 Kilometer).
  • Zeitgleich soll die Anschlussstelle Essen/Gladbeck zum Autobahnkreuz umgebaut werden (1,4 Kilometer). Es wird ein Bauwerk, das sich in seinen Dimensionen mit dem „Spaghettiknoten“ Kaiserberg in Duisburg messen kann. Für das Autobahnkreuz muss sogar ein Gewässer, der Wittringer Mühlenbach, verlegt werden. Für beide Abschnitte läuft das Planfeststellungsverfahren bereits. Erst wenn dieses rechtskräftig abgeschlossen ist, liegt Baurecht vor. Geschätzte Bauzeit: vier Jahre.
  • Besonders umstritten ist der nördliche, 2,6 Kilometer lange Abschnitt in Gladbeck, der sich an das neue Autobahnkreuz Richtung Gelsenkirchen und Marl anschließt. Die Autobahn Westfalen hofft, die Kritiker, die es in Bürgerschaft und Politik gleichermaßen gibt, mit dem Zugeständnis eines Tunnels auf ihre Seite zu ziehen. Mit den Bauarbeiten, die acht Jahre dauern werden, soll erst begonnen werden, wenn die beiden anderen Teilstücke fertiggestellt sind.

Hoher Grundwasserstand lässt Kosten explodieren

Die Gesamtkosten für das Projekt, die 2016 noch mit 220 bis 240 Millionen Euro taxiert wurden, sind förmlich explodiert. Allein der Gladbecker Abschnitt mit dem Tunnel wird sich nach Angaben der Autobahn Westfalen von 130 Millionen auf 384 Millionen Euro verteuern. Der Grund ist der hohe Grundwasserstand, der im Bereich des Tunnels den Bau von langen Betontrögen erforderlich macht.

Die Bauarbeiten sollen unter rollendem Verkehr erfolgen. Eine Sperrung der B224 ist nicht geplant, zusätzliche Verkehrsbehinderungen aber absehbar.

Planung muss einer juristischen Überprüfung standhalten

Sollen Verzögerungen durch langwierige Gerichtsverfahren vermieden werden, müssen die Planfeststellungsbeschlüsse einer juristischen Überprüfung standhalten. Doch dieser Anspruch kostet die Straßenplaner viel Zeit. Denn regelmäßig muss nachgearbeitet, müssen Daten und Prognosen aktualisiert werden. Dabei gilt es, eine Vielzahl widerstreitender Interessen auszugleichen. Natur und Landschaft oder der Schutz der Anwohner spielen dabei eine entscheidend Rolle. Kommt es zu Klagen, schauen die Gerichte genau darauf, ob diese Aspekte im Abwägungsprozess ausreichend berücksichtigt worden sind.

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