Der Wechsel der Eigentümerin zahlreicher Wohnungen an der Blumenstraße und der Karl-Arnold-Straße in Kamen kommt überraschend. Einige der dortigen Wohnhäuser, teilweise leer stehend, sind von einer großen Immobiliengesellschaft übernommen worden, die nach eigenen Angaben Immobilien im Wert von 271 Milliarden Euro verwaltet.
Das Immobilienkonsortium „Brookfield“, ein börsennotiertes kanadisches Vermögensverwaltungsunternehmen mit Firmensitz in Toronto, ist demnach in 30 Ländern auf fünf Kontinenten vertreten. Nunmehr auch in Kamen. Darunter die zwei geräumten Hauser an der Blumenstraße. Zuvor waren die Objekte im Besitz der Wohnungsgesellschaft Silver Wohnen Fünfte GmbH. Die Umstände des Immobilien-Deals sind nicht bekannt.

Geschätzte 3600 Quadratmeter Wohnraum
Mehr als ein Jahr ist es her, als die großen Wohnhäuser mit den Hausnummern 2 und 8 in Kamen zwangsgeräumt wurden. 60 Wohnungen mit geschätzt deutlich über 3000 Quadratmetern Wohnraum sind seitdem nicht mehr nutzbar. „Sie stehen weiter leer. An der Situation hat sich nichts geändert“, sagt Kamens Beigeordnete Hanna Schulze. Die Stadtverwaltung hatte die Räumung nicht nur wegen erheblicher Baumängel angeordnet, sondern wegen gravierender Missstände, durch die für Mieterinnen und Mieter eine erhebliche Gefährdung gegeben war.
Hanna Schulze und ihre Kollegen aus der Bau- und Wohnungsaufsicht halten den Kontakt vor allem über die Hausverwaltungsgesellschaft MGVM, die sich um die Objekte kümmert – bzw. nicht immer zuverlässig kümmert. Im Umfeld der geräumten Häuser, so Schulze, seien zwei weitere Objekte, die unter Beobachtung stehen. „Es werden dort von den Mietern immer wieder Defizite gemeldet.“

Defekte Heizungsanlagen und Schimmelbildung
Die Mängel, die von Mietern nicht geräumter Häuser gemeldet werden, sind laut Schulze vielfältig. Es reiche von defekten Heizungsanlagen bis zur Schimmelbildung durch zu viel Feuchtigkeit. „Es ploppt immer wieder was auf“, sagt sie. Die Stadtverwaltung fordere dann die Vermieterin bzw. deren Verwalter auf, tätig zu werden und den Mangel zu beseitigen.
Seitdem die Situation an der Blumenstraße vor über einem Jahr mit der Zwangsräumung eskalierte, steht die Stadtverwaltung in regelmäßigem Austausch mit der Verwaltungsgesellschaft. „Das ist ein mühsames Geschäft“, sagt Schulze. Immerhin habe es sich eingespielt, dass alle zwei Wochen ein Gespräch zustande komme. „In den meisten Fällen klappt das.“
Wiederbelebung des Wohnraums ohne Perspektive
Die Stadt Kamen, so betont Schulze, sei sehr daran interessiert, dass die jetzt für Mieter verlorenen Wohnungen wieder auf den Markt kommen. „Weil wir attraktiven und bezahlbaren Wohnraum benötigen.“ Wann aber die geräumten Häuser wieder nutzbar sein könnten, vermag die Beigeordnete nicht zu sagen. Schulze: „Das liegt außerhalb unserer Entscheidungsmacht.“ Was dort passiere, hänge vermutlich davon ab, was der Eigentümer investieren wolle.
Zudem arbeitet die Verwaltungsgesellschaft an einem Renovierungsplan, wie eine MGVM-Sprecherin im Mai 2024 auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte. Ob das auch nach dem Eigentümerwechsel gilt, ist nicht bekannt.
Mit der Räumung zweier Häuser Anfang Januar vorigen Jahres ließ die Stadtverwaltung einer früheren Warnung Taten folgen, nachdem erhebliche Baumängel festgestellt worden waren, die für die Mieter Lebensgefahr darstellten. Zahlreiche Heizungen waren wegen zu hoher Kohlenmonoxid-Werte stillgelegt worden. Davor hatte die Bauaufsicht der Stadtverwaltung in anderen Wohnblocks an der Karl-Arnold-Straße und der Blumenstraße eingegriffen und dabei 20 Gasthermen stillgelegt, davon zwölf in Wohnungen der Silver Wohnen Fünfte GmbH und acht Wohnungen eines privaten Eigentümers an der Blumenstraße 9.