Geplantes Baugebiet unter Wasser Warnsignal fürs Wohnen am Fluss in Kamen

Geplantes Baugebiet unter Wasser: Warnsignal fürs Wohnen am Fluss
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Das betrifft vor allem den westlichen Bereich des künftigen Baugebiets, das sich zurzeit im Planungsverfahren befindet. Die früher als Fußballplatz genutzte Fläche steht zu großen Teilen unter Wasser.

Sichtbar wird das durch Aufnahmen einer Drohne, die Ende vergangener Woche Bilder von dem Gelände lieferte. Dadurch wird deutlich: Durch die unmittelbare Nähe zum Fluss muss der Hochwasserschutz sorgfältig geplant werden. Das geschieht zurzeit offenbar auch. Der Lippeverband, der für die hiesigen Gewässer zuständig ist, arbeitet zurzeit entsprechende Pläne aus.

Die östliche Fläche des künftigen Baugebiets, das an dem Plateau fürs Solarhaus der UKBS liegt, ist nicht überflutet worden.
Die östliche Fläche des künftigen Baugebiets, das an dem Plateau fürs Solarhaus der UKBS liegt, steht nicht unter Wasser. © Stefan Milk

Bis zu 140 Wohneinheiten in citynaher Lage

Vor allem die heikle Nähe zum Fluss ist Ursache dafür, dass das schon vor über zehn Jahren geplante Baugebiet, geführt unter dem Bebauungsplan Nr. 78 Ka „Wohnen am Fluss“, noch immer nicht erschlossen werden kann. Auf dem 6,3 Hektar großen Areal an der Seseke sollen in absehbarer Zeit 100 bis 140 Wohneinheiten entstehen. Die Sportplätze des Kamener SC, auf dem gebaut wird, werden seit dem Umzug zur Gesamtschule im Jahr 2015 nicht mehr genutzt. Voriges Jahr wurde ein Teil der Fläche mit Erdaushub der benachbarten Schwimmbad-Baustelle aufgeschüttet.

Bei Interessenten, die sich für Baugrundstücke interessieren, wuchs zuletzt die Unzufriedenheit. „Steigende Baukosten, höhere Zinsen – wir können uns das bald nicht mehr leisten“, äußerte ein Kamener Bürger gegenüber unserer Redaktion seine Sorge. Mit welchen Auflagen dort zu rechnen ist – beispielweise mit einer wasserundurchlässigen Bauweise, auch „weiße Wanne“ genannt, oder ganz ohne Keller – steht noch nicht fest.

Zwischen Seseke und Wilhelm-Bläser-Straße soll unter dem Titel „Wohnen am Fluss“ eine ehemalige Sportanlage bebaut werden.
Zwischen Seseke und Wilhelm-Bläser-Straße soll unter dem Titel „Wohnen am Fluss“ eine ehemalige Sportanlage bebaut werden. © Stadt Kamen

Lippeverband untersucht, wie Schutz gewährleistet werden kann

Die Neuaufstellung des Bebauungsplanes wurde nicht ganz acht Jahren – am 28. Juni 2016 – beschlossen. Eine sogenannte „Klimaökologische Untersuchung“ mit Blick auf ein künftiges Baugebiet liegt seit November 2013 vor. Es folgten unter anderem eine Baugrundvoruntersuchung (2013), eine gutachtliche Stellungnahme zu den Geruchsimmissionen (2017), ein Lärmgutachten (2020), ein geotechnischer Bericht (2020) und eine Artenschutzprüfung (2021). Die Schriftwerke sind abrufbar unter der Kamener Stadtplanungsseite o-sp.de/kamen/start.

Zurzeit untersucht der Lippeverband, wie der Hochwasserschutz gewährleistet werden kann. Denn schon beim nahezu 2,30 Meter hohen Seseke-Pegel der vorigen Woche (Messstelle Maibrücke) ist das Areal überspült worden. Der Fluss kann allerdings noch weitaus höher steigen – bis weit über drei Meter. Wann das Ergebnis der Untersuchung vorliegt bzw. öffentlich vorgestellt wird, ist nicht bekannt.

Zusätzliche Rückhaltezonen im neuen Baugebiet

Bestandteil dieser Untersuchung ist, wie das Wasser bei Hochwasser umgelenkt oder zurückgehalten werden kann – Stichwort: „Schwammstadt“. Der Lippeverband will dabei beispielsweise über Rückhaltezonen sicherstellen, dass noch stärkere Hochwasserereignisse nicht zur Gefahr für die dortigen Anwohner werden.

Das Areal entfalle schließlich als sogenannte Retentionsfläche, wenn dort gebaut wird, so der Lippeverband in einem früheren Gespräch gegenüber unserer Redaktion. Man benötige also alternative Rückhalteräume, durch die der Hochwasserschutz sichergestellt und verbessert werde.

Fragen zum neuen Wohngebiet in Kamen: „Ist der Erdaushub unbedenklich?“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 9. Januar 2024.