„Wenn du der Mama was erzählst, bringe ich sie um“ Prozess um häusliche Gewalt in Gelsenkirchen

Frau und Kinder tyrannisiert: „Das ist alles gelogen“
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Wenn die Anklage stimmt, dann ist eine Mutter aus Gelsenkirchen über das Internet an einen Mann geraten, der seine eigene Familie jahrelang tyrannisiert hat. Seit Montag steht der 48-Jährige vor Gericht. Die Anklage lautet auf Vergewaltigung, Kindesmissbrauch und gefährliche Körperverletzung. Er selbst bestreitet die Vorwürfe.

Es war Anfang 2017, als die beiden zusammenkamen. Der Angeklagte wohnte zwar in Frankfurt, fuhr aber mindestens jedes zweite Wochenende nach Gelsenkirchen. Von Liebe war die Fernbeziehung laut Staatsanwaltschaft allerdings nicht geprägt.

Müssen über den Fall entscheiden: Die Richterinnen der 17. Strafkammer am Essener Landgericht.
Müssen über den Fall entscheiden: Die Richterinnen der 17. Strafkammer am Essener Landgericht. © Jörn Hartwich

Der Angeklagte soll seine neue Partnerin, die bereits drei Kinder aus einer früheren Beziehung hatte, mehrfach vergewaltigt, bedroht und geschlagen haben. „Er wollte, dass sie schwanger wird und verbat ihr die Pille.“ Zwei Kinder wurden in der Folgezeit geboren. Beide soll der 48-Jährige laut Anklage beim Wickeln sexuell missbraucht haben.

Auch die Kinder wurden angeblich geschlagen und in Todesangst versetzt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte mit einem Nudelholz zugeschlagen und auch ein Bügeleisen nach einem der Mädchen geworfen hat. Die Narbe an ihrem Knie soll immer noch zu sehen sein. Außerdem soll er seinem Sohn ein Kissen aufs Gesicht gedrückt und ihn dadurch in Atemnot versetzt haben.

Messer an den Hals gehalten

Unfassbar ist auch dieser Vorwurf: Als die Kinder in der Gelsenkirchener Wohnung spielten und dabei ein Luftballon platzte, soll der Angeklagte völlig ausgerastet sein. Laut Anklage würgte er zwei der Kinder, hielt einem dann ein Messer an den Hals. Dabei sollen diese Worte gefallen sein: „Wenn du der Mama was erzählst, bringe ich sie um.“

Zum Prozessauftakt am Essener Landgericht hat der Angeklagte alle Gewaltvorwürfe zurückgewiesen. „Ich habe die Kinder geliebt“, sagte er den Richtern. „Sie haben alle Papa zu mir gesagt.“ Auch seiner Frau habe er keine Gewalt angetan. „Das, was der Staatsanwalt vorgelesen hat, ist alles gelogen.“

Schon einmal im Gefängnis

Der Angeklagte ist in der Türkei großgeworden und nach eigenen Angaben mit 18 illegal nach Deutschland eingereist. Gearbeitet hat er anschließend kaum. Kontakt nach Gelsenkirchen hat er nach eigenen Angaben inzwischen nicht mehr. Er will die Beziehung 2022 von sich aus beendet haben.

Was folgte, war allerdings noch eine ganze Serie von Hass-Mails, die er seiner Ex-Partnerin geschickt hat. Dabei drohte er auch, das Haus in Gelsenkirchen abzufackeln und die Kinder mit in die Türkei zu nehmen. Auch im Gefängnis hat der 48-Jährige schon gesessen. Sollte er nun erneut verurteilt werden, drohen weitere Jahre Haft. Der Prozess wird fortgesetzt.