Es müssen schreckliche Szenen gewesen sein, die sich vor rund acht Monaten in einer Gelsenkirchener Dachgeschosswohnung abgespielt haben. Eine dreifache Mutter wird von ihrem Mann erstochen, während die kleinen Kinder des Paares in der Wohnung spielen. Jetzt steht ihr Ehemann wegen Mordes vor Gericht.
Als der 31-jährige Rumäne von den Wachtmeistern in den Saal geführt wurde, zitterte er am ganzen Körper. Später brach er immer wieder in Tränen aus. Reden wollte er zum Prozessauftakt am Essener Schwurgericht nicht. Das übernahm seine Verteidigerin Ottilia Bojo-Lamers, die eine Erklärung des Angeklagten verlas. Darin hieß es unter anderem: „Ich habe unser aller Leben zerstört.“

In der Ehe hatte es schon oft Auseinandersetzungen gegeben. „Ich musste immer mit ihr streiten, damit sie selbstverständliche Sachen tut – wie kochen oder putzen“, ließ der 31-Jährige die Richter wissen. Er habe sie auch geschlagen. Aber nur, wenn sie die gemeinsamen Kinder verprügelt habe.
Der jüngste Sohn war zur Tatzeit gerade acht Monate alt, der älteste drei Jahre. Man kann nur hoffen, dass die Kinder nicht gesehen haben, wie der Vater immer wieder mit einem Küchenmesser auf die Mutter eingestochen hat. Die Ärzte hatten später 20 Stichverletzungen gezählt – im Hals und im Gesicht. Außerdem soll der Angeklagte seiner sterbenden Frau vor die Wange und die Brust getreten haben. „Hiermit brachte er seine deutliche Verachtung ihr gegenüber zum Ausdruck, da er nicht akzeptieren wollte, dass sie sich von ihm getrennt hatte“, heißt es in der Anklage.
Festnahme in Belgien
Nach der Tat war der Gelsenkirchener mit dem Auto in Richtung Belgien geflüchtet. Die Kinder ließ er in der Wohnung zurück. Neben der Leiche seiner Ehefrau, über die er zumindest noch eine Decke warf. „Damit die Kinder sie nicht so sehen.“
An die Tat selbst will sich der 31-Jährige nicht erinnern können. Irgendwann habe einer der Söhne geweint. „Ich rief nach meiner Frau, sie solle sich kümmern“, so seine Erklärung. „Als sie nichts erwiderte, ging ich in die Küche und sah das ganze Blut und sie da liegen.“ Danach habe er nur noch weggewollt. Die Festnahme erfolgte an der deutsch-belgischen Grenze.
Kein gutes Wort über das Opfer
Das Paar hatte 2020 in Rumänien nach Roma-Recht geheiratet. Seine Frau war 16, er zehn Jahre älter. Die beiden zogen nach England, später ging es nach Gelsenkirchen. „Meine Ehefrau war cholerisch“, hieß es in der Erklärung des Angeklagten. Auch von Tobsuchtsanfällen war die Rede.
Auch am Tattag soll ihn seine Frau zuerst angegriffen haben. „Sie kam mit einem Messer auf mich zu.“ Dann habe es einen Kamp gegeben. Im Falle einer Verurteilung wegen Mordes droht lebenslange Haft. Urteil wohl Anfang Mai.
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