Gefahrstoff-Alarm im Kamener 3M-Werk. Um 4.03 Uhr erreicht die Feuerwehr Kamen die Nachricht, dass in der Produktionsstätte an der Edisonstraße Schwefelsäure unkontrolliert austreten soll. Als die Feuerwehr eintrifft, bestätigt sich für sie zunächst die Situation. Etwa 1.000 Liter eines zunächst unbekannten Gefahrstoff-Wassergemisches laufen aus einem Behälter auf dem Dach einer Produktionshalle aus und von dort teilweise in die Produktionshalle. „Es stellte sich sehr schnell heraus, dass das Gemisch unkritisch war und von ihm keine Gefahr ausging“, berichtet Feuerwehrsprecher Volker Rost. Ein technischer Defekt in einer Reinigungsanlage hatte zum Überlaufen der Flüssigkeit geführt.
Schaden tritt an einem sogenannten Ammoniakwäscher aus
Mitarbeiter des Betriebes haben die Produktionshalle bereits verlassen, als die Feuerwehr eintrifft. Ein Mitarbeiter wird vorsorglich dem Rettungsdienst übergeben und zur weiteren Untersuchung einem Krankenhaus zugeführt, so die Feuerwehr. „Der involvierte Mitarbeiter blieb unverletzt, wurde aber vorsichtshalber im Krankenhaus untersucht. Mittlerweile ist er wieder zurück im Werk“, so Sabine Karsch, Sprecherin von 3M.
Der Behälter, aus dem das Gemisch ausgetreten war, ist Bestandteil einer Produktionsanlage, die die Mitarbeiter bereits bei Schadenseintritt abgeschaltet hatten, so dass bei Eintreffen der Feuerwehr kein weiterer Gefahrstoffaustritt erfolgte. Bei dem Gerät handelte es sich um einen sogenannten Ammoniakwäscher für die Herstellung medizinischer Produkte. „Bei der Produktion von medizinischen Pflastern wird ammoniakhaltige Abluft nachträglich gereinigt. In der Reinigungsanlage wird der Ammoniakstrom mithilfe von Schwefelsäure und Wasser zu Ammoniumsulfat neutralisiert“, so Karsch. In dem Werk wird unter anderem das High-Tech-Pflaster Tegaderm hergestellt.

Weitere Kräfte der Feuerwehr nachalarmiert
Da zu Beginn der Einsatzmaßnahmen noch unklar war, welche Gefahren von dem ausgetretenen Stoff ausgingen, hatte Einsatzleiter Volker Rost weitere Kräfte nachalarmieren lassen – unter anderem den Fernmeldezug des Kreises Unna sowie ABC-Fachberater. Außerdem wurden die Verantwortlichen des Industriebetriebes hinzugezogen. Der Löschzug 3 der Feuerwehr Kamen wurde ebenfalls alarmiert, um den Grundschutz für das Stadtgebiet Kamen sicher zu stellen.
Vor dem Gebäude bauten die Kräfte aus Kamen einen sogenannten Dekontaminationsplatz auf. Zwei Trupps gingen unter Chemikalienschutzanzügen sowohl in die Produktionshalle als auch auf das Dach der Halle vor, um Proben von dem ausgetretenen Gemisch zu nehmen.

70 Einsatzkräfte der Feuerwehr beteiligt
Nach der Analyse der Proben gab die Feuerwehr endgültig Entwarnung. „Es handelte sich um ein Stoffgemisch, das zwar eine Säure enthielt, jedoch in so geringer Konzentration, dass hiervon keine weiteren Gefahren ausgingen“, so Volker Rost. „In der Zwischenzeit wurde offiziell bestätigt, dass die ausgetretene Flüssigkeit mit einem pH-Wert von 6-6,5 als unbedenklich einzustufen ist“, berichtete Karsch nach dem Einsatz. Es habe zu keinem Zeitpunkt eine Belastung der Umwelt und der Mitarbeiter vorgelegen. Da auch kein weiterer Austritt des Gefahrstoffes zu verzeichnen war, konnte der Einsatz der Feuerwehr Kamen gegen 6 Uhr beendet und die Einsatzstelle an die Verantwortlichen des Werkes übergeben werden.
Am Einsatz beteiligt waren die Feuerwehr Kamen mit rund 70 Einsatzkräften und allen drei Löschzügen, aus dem Kreis Unna der Leitende Notarzt sowie der Fernmeldezug, von der Feuerwehr Hamm ein Gerätewagen Atemschutz, Polizei und mehrere Kräfte des Rettungsdienstes.