Gefährliches Schweigen
Kommentar zur Schlägerei am Rathaus
Vorfälle wie den Gewaltausbruch vor dem Rathaus kann die Polizei der Öffentlichkeit durchaus mitteilen. Sie muss es sogar tun. Alles andere ist gefährlich. Ein Kommentar.
Behörden in Deutschland dienen den Menschen, die dort leben und sie mit ihren Steuermitteln finanzieren. Das allein ist ihre Daseinsberechtigung, und deshalb müssen sie ihre Arbeit auch öffentlich darstellen. Diese Öffentlichkeitsarbeit gehört genauso zu den Aufgaben der Behörde wie das eigentliche Kerngeschäft, und die Kreispolizeibehörde setzt sogar mehrere Personalkräfte für diese Aufgabe ein. Gelegentlich jedoch fragt sich der Beobachter, warum diese Arbeit dennoch unerledigt bleibt. Im aktuellen Fall ist die Erklärung der Polizei schlicht unverständlich – aus inhaltlichen und aus logischen Gründen. Denn wenn im öffentlichen Verkehrsraum eine Straftat vom Rang der Körperverletzungen begangen wird, ist die öffentliche Sicherheit und Ordnung bedroht, ein öffentliches Informationsinteresse sicher gegeben. Einen Vorfall wie die Massenschlägerei am Rathaus kann die Polizei nicht nur mitteilen, sie muss es auch, wenn sie für den Bürger ein verlässlicher Kommunikationspartner sein will. Völliger Humbug ist das Argument, dass Schlägereien schon deshalb nicht mitgeteilt werden müssten, weil sie im Sommer so oft geschehen. Dann nämlich müssten auch im Winter keine Einbrüche mehr gemeldet werden. Und: Zustände zu verschleiern, einfach weil es normal geworden ist, wie schlimm sie sind – das gibt jenen Recht, die der Polizei ein interessengeleitetes, vielleicht von oben verordnetes Filtern von Informationen vorwerfen. Eine Öffentlichkeitsarbeit nach diesem Schema ist nicht nur schlecht gemacht, sie ist sogar gefährlich.
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
