Erdgas ist noch immer extrem teuer, allerdings: Seit Ende August ist Erdgas in den meisten Städten und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen zum Teil deutlich billiger geworden. Das zeigt ein Vergleich von Daten, die wir für 74 von uns stichprobenartig ausgewählten Städte und Gemeinden erhoben haben.
Dabei haben wir sowohl die zu zahlenden Gaspreise in der Grundversorgung als auch die aktuellen Preise beim günstigsten Alternativanbieter erhoben. Berücksichtigt hatten wir unter den Alternativanbietern ausschließlich solche mit einer Preisbindung von mindestens einem Jahr.
Grundversorger zumeist noch immer am günstigsten
Für den Vergleich haben wir drei Durchschnitts-Kategorien ausgewählt: für eine 50, eine 100 und eine 150 Quadratmeter große Wohnung. Dabei zeigt sich noch immer ein Trend, der sich gleich nach Beginn des Ukraine-Krieges durchgesetzt hatte. Jahrelang war der Grundtarif des Grundversorgers regelmäßig der teuerste Tarif, mit Kriegsbeginn wurde er plötzlich überall zum günstigsten Tarif.
Warum das so war, hatte Lundquist Neubauer von Verivox seinerzeit unserer Redaktion so erläutert: „Der Grundversorger hat es mit einem festen Kundenstamm zu tun. Daher hat er langfristige Verträge mit seinen Gas-Lieferanten abgeschlossen und Gas zu festen Konditionen eingekauft.“
Inzwischen hat sich diese Entwicklung abgeflacht. Die alternativen Gas-Anbieter haben ihre Preise wieder deutlich gesenkt, sind wieder näher an die Preise der Grundversorger herangerückt.
Das zeigt unser Vergleich zwischen den Gaspreisen, die laut dem Vergleichsportal Verivox am 30. August und dem 15. November für eine Musterwohnung (100 Quadratmeter, 12.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch) zu zahlen waren.
In diesen elf Wochen sank der von den Alternativanbietern geforderte monatlich zu zahlende Preis in allen von uns untersuchten Städten und Gemeinden um mindestens 40 Prozent.
Bei den Grundversorgern gab es dagegen kein einheitliches Bild in dieser Periode zwischen Ende August und Mitte November. In 64 der von uns untersuchten Städte und Gemeinden senkten die Grundversorger zwar ihre Preise, allerdings unterschiedlich stark. Während der Rückgang des Preises für eine 100-Quadratmeter-Wohnung beispielsweise in Lünen gerade einmal bei 1,6 Prozent liegt, beträgt er in Selm stolze 39,6 Prozent.
Sonderfall Dortmund: Erst runter, dann kräftig rauf
Und dann gibt es da noch die zehn Städte und Gemeinden, in denen der Grundversorger heute einen höheren Preis fordern als am 30. August. Dazu gehören Ahaus, Stadtlohn, Südlohn, Vreden, Leverkusen, Herdecke, Rheine (absoluter Spitzenwert: plus 201,4 Prozent!), Aachen, Haltern und Dortmund.
In Dortmund ist die Entwicklung insofern bemerkenswert, als der Grundversorger dort (DEW; die Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH) die Preise zwischen August und Mitte Oktober gesenkt hat, um sie seither kräftig zu erhöhen. Mittlerweile liegen die Erdgaspreise der DEW im Vergleich bereits im oberen Drittel, zudem hat DEW vor wenigen Tagen bereits eine weitere Preiserhöhung angekündigt.
Wer darüber nachdenkt, seinen Erdgasanbieter zu wechseln, sollte unbedingt eines beachten: Grundversorgungs-Verträge sind aktuell zwar meist die günstigste Wahl, allerdings sind diese Verträge mit einer nur zweiwöchigen Frist jederzeit kündbar. Es kann sein, dass dort die Preise weiter fallen, sie können aber auch jederzeit wieder steigen. Das ist fast ein Glücksspiel.
Möglicherweise zahlt man aktuell bei einem Alternativanbieter etwas mehr, hat dafür aber die Gewissheit, dass zumindest dieser Preis für ein, zwei Jahre stabil bleibt.
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