Früchte der Fortpflanzung Bochumer Kammerspiele eröffnen Saison mit Stück über Mutterschaft

Früchte der Fortpflanzung
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Der Titel der Eröffnungspremiere bezieht sich auf John Steinbecks Roman „Früchte des Zorns“, der auf die Folgen kapitalistischer Verhältnisse auf die Arbeitswelt schaut. Saara Turunens Stück „Früchte der Vernunft“ ist eine Parade von Minidramen über die Bedeutung von Mutterschaft, eine meist witzig-absurd gehaltene Meditation über ein großes Thema, das gesellschaftlich stark von Klischees geprägt ist.

Das Mimen-Quintett hält über 90 Minuten die Spannung hoch und überspielt zuweilen dramaturgischen Minimalismus meisterhaft. Inszeniert werden die Szenen in einem kargen realistisch anmutenden Raum, geprägt von einer dynamischen Lichtdramaturgie und klickerndem Soundtrack, der im schönen Dialog mit Mozart und anderer klassischer Musik steht.

Überzeugendes Ensemble

Das Ensemble überzeugt. Allen voran Anna Drexler, deren Solo als Psychotherapeutin im Voll-Hippie-Modus nichts weniger als erstaunlich ist.

Auch Jing Xiang darf ihr Talent zur Entäußerung immer wieder zur Freude des Publikums zeigen. Großartig Michael Lippold als tanzender Geistlicher in einer Religions-Persiflage, stark Lukas von der Lühe in Drag und gruselig gut Veronika Nickl als personifiziert schlechtes Gewissen.

Vom Publikum bejubelt

Eine Inszenierung, die ein großes, beladenes Thema ironisch lässig und lustig thematisiert. Freunde von Filmen von Chantal Akerman, Kaurismäkis, Louis Bunuels oder Alejandro Jodorowskys finden hier Referenzen, Elemente surrealer oder absurder spielerischer Kunst werden auf die Bühne gebracht.

Zuweilen wird die Grenze zum Klamauk überschritten. Nicht schlimm. Das Publikum in den leider wieder nur zu drei Vierteln gefüllten Kammerspielen bejubelt das spielfreudige Ensemble lange und laut. Zumindest länger und lauter als den „Danton“ am Folgeabend. Ein starker Auftakt.

Termine: 10. / 24. 9., 1. / 25. 10.2023; Karten: Tel. (0234) 33 33 55 55.

www.schauspielhausbochum.de

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