Rosenmontag ist 2025 für Melanie Baumeister und ihren Mann Wilhelm Dunker aus Fröndenberg zu einem Tag des Grauens geworden. Sie wurden in einen schweren Unfall verwickelt, verloren mit ihrem Collie Annafee ein geliebtes Familienmitglied und können froh sein, selbst unverletzt geblieben zu sein.
Dabei sollte es ein ganz besonders schöner Tag werden: Wilhelm Dunker feierte am 3. März seinen 59. Geburtstag. So wollte das Ehepaar am Nachmittag einen schönen entspannten Spaziergang im Sauerland machen, und zwar mit ihren Liebsten. Das sind sechs Collies, mit denen sie unter „Collies vom kleinen Leuchtturm“ als Züchter bekannt sind.
Auf der Autobahn A445 geschah es dann: Alles begann mit einem platten Reifen: Wilhelm Dunker rollte auf den Randstreifen, um das Rad zu wechseln. Da hielt hinter ihnen ein Streifenwagen. „Die Autobahnpolizisten waren wirklich hilfsbereit“, erinnert er sich. Sie stellten einige Warnpoller auf, wollten dann ab- und wieder auffahren, um hinter dem Pannenfahrzeug mit Blaulicht für mehr Sicherheit zu sorgen.
Wilhelm Dunker wechselte schnell das Rad und verstaute den kaputten Reifen, als ihm seine Frau zurief er solle in Deckung gehen. „Ich bin einen Schritt nach hinten gegangen, und sah dann förmlich eine Wand an mir vorbeifliegen“, so Dunker. Was er im ersten Moment als Wand empfand, war ein 40 Tonnen-Lkw. Dieser war ohne zu bremsen über die Poller gefahren und rammte den Wagen der Eheleute weg.

Schließlich durchbrach der Sattelschlepper die Leitplanken und blieb am Abhang zum Ruhrtalradweg stehen, nachdem es den Fahrer nach draußen geschleudert hatte. Andere Verkehrsteilnehmer hielten sofort an und versperrten die Autobahn. Dann sahen Baumeister und Dunker ihre Collies verletzt auf der Autobahn umherirren. „Die haben wir sofort zusammen geholt“, sagt Melanie Baumeister.
Alle Tiere hatten sich beim Zusammenprall im Auto der Eheleute befunden und hatten dort Verletzungen erlitten. Einen Hund befreite Dunker noch aus einer zerstörten Gitterbox. Dann fiel sein Blick auf Annafee, einer fast dreijährigen Hündin, die offensichtlich schwer verletzt war. „Ich hatte sie in den Arm genommen und dann ist sie ganz ruhig eingeschlafen“, erinnert er sich nach fast einer Woche unter Tränen.

„Gerade sie war uns sehr ans Herz gewachsen, denn bei ihrer Geburt stand es auf der Kippe, ob sie durchkommen würde“, berichtet Melanie Baumeister berührt. Mit viel Geduld und Hingabe hatten sie die Hündin dann großgezogen und so schmerzt dieser Verlust sehr. „Wer kein Hundemensch ist, kann das kaum nachvollziehen“, sagt Baumeister und erklärt, für sie seien die Hunde echte Familienmitglieder.
Kurz nach dem Unfall seien dann auch Polizei und Feuerwehr eingetroffen: „Wir wurden durchgecheckt und der Lkw-Fahrer wurde versorgt“, berichtet Wilhelm Dunker. Dann habe aber die Frage im Raum gestanden, wie die Tiere versorgt werden. Eine Autofahrerin habe schon Kontakt zur Tierklinik aufgenommen. Schließlich brachte die Feuerwehr die Eheleute und ihre Hunde dorthin.
Die Feuerwehr hilft
„Da standen alle schon bereit, um die Hunde zu verarzten“, so Dunker. Einer hatte eine Platzwunde am Kopf und ein zugeschwollenes Auge, andere hatten Prellungen, einen Beinbruch und geschockt waren sie alle. „Wir waren heilfroh, alle in besten Händen zu wissen“, sagt Melanie Baumeister. Dann kam die Frage auf, wie sie alle wieder nach Hause kommen sollen. „Mein Mann und mich hätten Bekannte abholen können, aber was sollte aus den Hunden werden?“, erklärt Baumeister.
Die Rettung war da schließlich die Freiwillige Feuerwehr aus Werl, die sie schon zur Tierklinik gebracht hatten. „Die waren gut zweieinhalb Stunden dageblieben und brachten uns dann gemeinsam nach Fröndenberg“, sagt Baumeister dankbar. „Das war auch für uns nicht alltäglich, aber wir helfen doch gern“, sagte der Chef der Freiwilligen Feuerwehr Werl, Karsten Korte, dazu.

Wieder in Fröndenberg begann dann die Zeit der Aufarbeitung und der Trauer um die verunglückte Annafee. „Natürlich merkt man den Hunden die Trauer an und auch wir haben das noch nicht verarbeitet“, erklärt Wilhelm Dunker. Melanie Baumeister, berichtet, bei ihr sei an Schlaf kaum zu denken, und ihr Mann schlafe unten, um den Hunden Sicherheit zu geben und für sie da zu sein.
Dazu kommen all die Dinge, die nun auch erledigt werden müssten. „Wenn man überlegt, dass für unser Autowrack noch ein Gutachter kommen muss, möchte man mit dem Kopf schütteln“, so Dunker. Beim Anblick des Wracks wusste er sofort: Wenn sie wenige Augenblicke später im Auto gesessen hätten, wäre niemand unversehrt herausgekommen.

Was sie aber sehr überrascht habe, sei die riesige Welle der Hilfsbereitschaft und der Anteilnahme gewesen: „Mein Chef hat mir sofort ein Auto zur Verfügung gestellt“, sagt Melanie Baumeister dankbar. Anders hätten sie die vielen Wege, zum Tierarzt, Versicherung und Co. kaum leisten können. Der Geschäftsführer und der Logistikleiter des Aldi-Konzerns in der Region hätten sich auch gleich gemeldet.
„Die kamen zu uns und haben uns jede Hilfe zugesichert, derer wir bedürfen“, so Dunker. Besonders schön sei aber die Anteilnahme aus der Collie-Gemeinschaft: Sowohl die Züchter-Freundin, die ihnen im Anfang geholfen habe, wie auch ganz viele Bekannte auf dem Internet hätten ihnen ihr Mitgefühl und Beistand versichert. „Auch wenn wir noch Zeit brauchen werden, um alles zu verarbeiten, tut das gut“, so Baumeister.
