Frag doch Onkel Max Stimmt es, dass man sich totlachen kann?

Frag doch Onkel Max: Stimmt es, dass man sich totlachen kann?
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NICHTE IDA D. fragt: Lieber Onkel Max! Wir alle kennen das, dass einem vor Lachen der ganze Körper wehtut und man meint, nicht aufhören zu können. Aber kann man sich tatsächlich totlachen, wie man oft so leichthin sagt?

Keine Angst, liebe Ida – vom Lachen ist noch niemand gestorben, und das wird auch kaum passieren.

Zwar ist so ein echter, herzhafter Heiterkeitsanfall ganz schön anstrengend – im Körper werden dabei etwa 200 verschiedene Muskeln in Bewegung versetzt, der Puls steigt, die Atmung wird schneller, und das Blut staut sich im Gehirn, weil im Brustkorb Druck aufgebaut wird. Daher kommt auch der typische rote Kopf beim Lachen. Innere Verletzungen oder ähnliches können dabei nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen aber nicht auftreten, und auch für Herzpatienten stellt der beschleunigte Puls kein Problem dar. Beim Niesen ist die Erschütterung des Körpers tatsächlich noch viel heftiger.

Auch ersticken kann man an einem Lachanfall nicht. Denn: Wenn man keine Luft mehr bekommt, wird sofort ein Schutzmechanismus im Gehirn aktiviert, der dem Körper zu atmen befiehlt. Und die Gefahr, sich zu verschlucken, ist ebenso gering, denn beim Lachen atmet man ja eher aus als ein. Da ist die Gefahr beim Erschrecken größer, denn dabei wird plötzlich und heftig Luft eingesogen.

Lachen ist vielmehr eine äußerst gesunde Sache: Es fördert den Stressabbau und die Ausschüttung von Glückshormonen, stärkt das Immunsystem und wirkt entspannend. Außerdem erfolgt eine leichte Schmerzlinderung, sobald man herzhaft lacht – lediglich der Bauch kann durch die starke Beanspruchung von Zwerchfell und Bauchmuskeln länger wehtun, was aber gänzlich unbedenklich ist. Gleichwohl gab es bereits Meldungen, nach denen sich einige Menschen angeblich totgelacht haben. Allerdings war das Lachen dabei nicht die direkte Todesursache. Es löste vielmehr einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder eine ähnliche tödliche Erkrankung aus, und die betroffenen Personen waren bereits vorbelastet. Bleibt die Frage, warum wir überhaupt von „totlachen“ sprechen. Vermutlich deshalb, weil wir bei einem heftigen Lachanfall einen gewissen Kontrollverlust erfahren und zuweilen meinen, überhaupt nicht mehr aufhören zu können – dass dieser Zustand vermeintlich bis zum Lebensende anhält, ist natürlich eine bewusste Übertreibung.

Der „letzte Seufzer“ erinnert an ein Lachen

Prof. Dr. Rainer Stollmann, Kulturwissenschaftler und Lachforscher an der Uni Bremen, zieht noch weitere Ursprünge in Betracht: „Auf Sterbestationen in Krankenhäusern weiß man, das sich bei Sterbenden das letzte Atemausstoßen manchmal nicht wie ‚ein letzter Seufzer‘ anhört, sondern an Lachen erinnern kann. Daher könnte es also zum ‚Totlachen‘ gekommen sein. Andererseits reden wir auch vom ‚Mordsspaß‘. Wir verwenden also eigentlich Wörter, die Gewalt oder Angst bezeichnen, auch sonst, um ein hohes Maß an Spaß oder Lust, also dem Gegenteil von Angst, zu benennen“, so Stollmann. Auch ein Wort wie „wahnsinnig“ werde ja im Alltag so verwendet. Und bei „toll“ merken wir schon gar nicht mehr, dass es von „Tollwut“ kommt. „Totlachen heißt meines Erachtens soviel wie: Ich lache so exzessiv, dass ich noch nicht einmal mehr Angst vor dem Tod habe. Ich bin im Lachen nichts weiter als lebendig.“

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