Frag doch Onkel Max Stimmt es, dass Jungs früher Rosa getragen haben?

Frag doch Onkel Max: Stimmt es, dass Jungs früher Rosa getragen haben?
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NICHTE EMMA W. fragt: Lieber Onkel Max, wir alle wissen: Rosa ist die farbliche Kennzeichnung für Mädchen und Hellblau die für Jungen. Wie ist es dazu gekommen und gilt diese Rosa-Blau-Farbunterscheidung weltweit?

Nein, liebe Emma! Und auch bei uns ist die Zuordnung der Farbe Rosa für Mädchen und Hellblau für Jungen keineswegs seit alters her üblich. Vielmehr ist es noch gar nicht so lange her, da war es gang und gäbe, Jungen in Rosa zu kleiden und die Mädchen in Blau. Im Jahr 1918 schrieb eine amerikanische Frauenzeitschrift: Rosa sei nun mal „die kräftigere und damit für Jungen geeignete Farbe“. Und als Prinzessin Astrid von Belgien 1927 eine Tochter gebar, schrieb das Time Magazine: „Die Wiege war optimistischerweise rosa gestrichen, der Farbe für den Jungen.“

Farbig gekleidete Babys und Kleinkinder stammten in früheren Jahrhunderten übrigens aus adeligen Familien. Ansonsten trugen Babys ausnahmslos Weiß, da man ihre Kleidung oft waschen musste und Farben nicht beständig waren. Man verwendete höchstens farbige Bändchen.

Rosa galt einst als „das kleine Rot“. Es stand für Blut und Kampf – und damit für Männlichkeit. Zudem war Rot eine der vorherrschenden Militärfarben in einer Zeit, als Soldaten noch in farbenprächtigen Uniformen in den Krieg zogen. Schließlich wollte man den Gegner beeindrucken. Doch im Ersten Weltkrieg erhöhte sich die Reichweite der Geschosse und es war sinnvoll, sich zu tarnen. Fortan kamen die Soldaten in tristeren Farben daher, sprich in Grau, Grün oder Blau. Damit verschwand allmählich auch das immer noch präsente Rot aus der Männermode. Jetzt nahm man wahr, dass Matrosen und Arbeiter Blau trugen – und so wurde diese Farbe plötzlich als besonders männlich angesehen. Folglich wurden auch die Jungen in das „kleine Blau“, sprich Hellblau, gekleidet. Eine Farbe, die im Christentum bis ca. 1920 als weiblich galt. Auf alten Kirchenbildern trägt die Jungfrau Maria meist Blau. Sie galt als Farbe der Unschuld. Rote Schuhe waren dagegen dem Papst vorbehalten. Und auch die Kardinäle tragen bis heute die rote Farbe. Diese soll seit jeher die Würde des Amtes zum Ausdruck bringen und darauf hinweisen, dass die Träger bereit sind, bis zum Vergießen des eigenen Blutes für den christlichen Glauben einzustehen. Auch hier hat Rot also eine kämpferische Note. Diese Farbe wird mit Leidenschaft, Blut, aktivem Eros und Kampf verbunden.

Blau galt als weibliche Farbe

Dass Blau für Mädchen und Rosa für Jungen galt, kann man auch an den Familiennamen Rot(h) und Blau erkennen. Der Familienname Rot(h) ist sehr häufig, während der Familienname Blau nur sehr selten vorkommt. Dies hat vermutlich seinen Grund darin, dass Blau als weibliche Farbe galt und Familiennamen über die männliche Linie weitergegeben wurden.

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