NEFFE LENNARD B. fragt: Augenscheinlich besteht keine Einigkeit darüber, ob man, wenn nichts anderes zur Verfügung steht, besser ein Papiertaschentuch, eine Papierserviette, ein Toilet Tissue, Toilettenpapier (unparfümiert und ungeölt) oder ein Stück Küchenrolle zur streifenfreien Gläsertrocknung der Brille verwenden soll. Welche Papiervariante ist am ehesten geeignet? Macht es einen Unterschied, ob es sich um Gläser aus Kunststoff oder Glas handelt? Kommt es darauf an, ob die Brillengläser beschichtet sind? Was ist gegebenenfalls das ideale alternative Reinigungsmedium? Falls man doch zu einem rauen Papiermedium greifen muss – gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse über den erhöhten Abnutzungsgrad?
Leider ist keine der von dir genannten Varianten für die Reinigung deiner Brille geeignet, lieber Lennard. Denn Papiertaschentücher, Servietten, Küchenrolle oder Toilettenpapier sind grundsätzlich für die Brillenreinigung ungeeignet, da sie feinste Holzpartikel – für das Auge meistens unsichtbar – enthalten und dauerhafte Mikroschäden auf den Brillengläsern hinterlassen können. Daraus können dann Kratzer resultieren, die die optische Qualität der Gläser beeinträchtigen, teilte mir der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen mit.
Kunststoffgläser sind weicher als mineralische Brillengläser. Die meisten modernen Brillengläser bestehen aus Kunststoff, weshalb eine falsche Reinigung hier besonders problematisch ist. Mineralische (echte Glas-)Brillengläser hingegen sind härter und kratzfester.
Sowohl bei allgemein gängigen Kunststoff- als auch bei mineralischen Grundmaterialien, werden Beschichtungen wie Entspiegelungen, Tönungen, Lotuseffekte, etc. auf das Grundglas aufgetragen. Sie stellen die „oberste Schicht“ der gefertigten Brillengläser dar. Daher finden sich dort in der Regel auch die ersten, sichtbaren Beschädigungen wieder. Wichtig: Ist ein Brillenglas beziehungsweise die Beschichtung beschädigt oder verkratzt, ist dies irreversibel. Kratzer beispielsweise, lassen sich nicht wieder „herauspolieren“.
Brille mit lauwarmem Wasser abspülen
„Die beste und materialschonendste Methode zur täglichen Reinigung ist das Abspülen der Brille mit lauwarmem Wasser und einem Tropfen mildem, fettlösendem Spülmittel (kein Konzentrat, kein „Balsam für die Hände“). Damit die ganze Brille mit den Fingern leicht mechanisch reinigen und danach erneut gründlich mit lauwarmem Wasser abspülen sowie behutsam mit einem weichen, fusselfreien Tuch abtrocknen. Hierzu eignen sich zum Beispiel saubere, weiche, saugfähige Geschirrtücher“, so der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen.
Eine weitere gute Alternative sind Mikrofaser-Brillentücher. Diese sind speziell für Brillen konzipiert, verfügen über mindestens eine Seite gebürsteter Mikrofasern und können damit Fett und Schmutz aufnehmen, ohne zu kratzen. Sie lassen sich zudem problemlos waschen. Hierbei sollte aber kein Weichspüler verwendet werden, da dies die Fasern für Brillengläser unbrauchbar machen würde.
Jede mechanische Reibung verursacht Mikrokratzer
Nun zu deiner Frage nach der Abnutzung: Jede mechanische Reibung mit abrasiven Materialien ist optisch nachweisbar, da sie feine Mikrokratzer verursacht. Augenoptiker raten deswegen vor jeglicher trockenen Reibung mit ungeeigneten Materialien ab, da selbst feinste Kratzer im Licht Streuungseffekte erzeugen und die Sehqualität mindern.
Wichtig zu beachten ist, dass jegliche Trockenbehandlung der Brillenglasoberflächen zu irreversiblen Schädigungen mit dauerhaften Beeinträchtigungen beim Sehen führen können.
Falls wirklich nichts anderes zur Verfügung steht: Besser pusten und vorsichtig mit einem weichen, sauberen Kleidungsstück oder eben einem sauberen Geschirrtuch abtupfen, als mit einer Papierfaser zu reiben.
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