In Deutschland sind im Jahr 2022 168.500 Menschen eingebürgert worden. Seit 2002 gab es deutschlandweit nicht mehr so viele Einbürgerungen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in einer Pressemitteilung erklärt, erhöhte sich die Zahl der Einbürgerungen im Vergleich von 2022 zum Vorjahr um rund 28 % (37.000).
Den deutlichsten Anstieg gab es bei Einbürgerungen von Syrerinnen und Syrern (+29.200), gefolgt von ukrainischen (+3.700), irakischen (+2.400) und türkischen (+2.000) Staatsangehörigen. Durch den Ukraine-Krieg wurden im Jahr 2022 dreimal so viele Ukrainerinnen und Ukrainer eingebürgert wie im Vorjahr.
In Nordrhein-Westfalen erhielten im Jahr 2022 40.824 Ausländerinnen und Ausländer die deutsche Staatsangehörigkeit. Laut IT NRW sind das 39,6 Prozent mehr Einbürgerungen als noch ein Jahr zuvor (2021: 29.250). Es ist die höchste Zahl an Einbürgerungen seit 2003, damals lag die Zahl sogar bei 44.318.
NRW: 30 Kommunen nehmen mehr Geflüchtete auf, als verpflichtend ist
In 30 Kommunen in NRW werden derzeit mehr Geflüchtete aufgenommen als verpflichtend ist. Soest ist dabei Spitzenreiter. Die "Erfüllungsquote" der Aufnahmezahlen liegt hier bei 183 Prozent, also deutlich über dem Wert, der erfüllt werden müsste. Auch Unna mit 171 Prozent und Oberhausen mit 134 Prozent liegen über der verpflichtenden Anzahl, wie der WDR berichtet.
Einige Kommunen liegen allerdings unter dem Soll-Wert von Flüchtlingsaufnahmen, beispielsweise die Städte Hürth und Bottrop sind darunter. Die beiden Städte haben eine Erfüllungsquote von 83 Prozent. Sie müssten demnach eigentlich noch Flüchtlinge aufnehmen.
Flüchtlingszahlen: Organisation fordert Bekämpfung der Fluchtursache
Weltweit ist die Zahl der Vertriebenen und Flüchtlinge auf eine Rekordhöhe gestiegen. Zurzeit sind rund 110 Millionen Menschen auf der Flucht, Zweidrittel davon in ihren Heimatländern, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf berichtete.
Die Hilfsorganisation fordert mehr Maßnahmen, um Fluchtursachen zu bekämpfen. Im Juni 2022 waren rund 100 Millionen Menschen auf der Flucht. Die Zahlen seien verheerend, sagte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi. "Es ist ein Armutszeugnis für den Zustand unserer Welt", meinte er.
Es gebe immer mehr Krisen, aber kaum Lösungen. Für 5,7 Millionen im eigenen Land Vertriebene endete die Flucht im vergangenen Jahr, aber nur 340.000 Flüchtlinge kehrten aus dem Ausland in ihre Heimat zurück.
Wenn reichere Länder mehr legale Wege der Einwanderung für Menschen böten, die in einem anderen als ihrem Heimatland Arbeit suchten, würden weniger Migranten Asyl beantragen, sagte er. Asyl und ähnlicher Schutz ist Menschen vorbehalten, die vor Krieg, Konflikten, Verfolgung und Gewalt fliehen. Nach der UN-Flüchtlingskonvention sind alle Länder verpflichtet, sie aufzunehmen.
Asylsysteme sind überlastet
Die Asylsysteme seien überlastet, weil legale Migrationswege fehlen, erklärt Grandi. Angegebene Fluchtgründe werden oft von Behörden nicht anerkannt. Schutzbedürftige gerieten dadurch in Verruf.
In Deutschland wurden 2022 bei knapp 230.000 Asylentscheiden die Anträge von fast 50.000 Personen abgelehnt. Rund 50.000 weitere Fälle erledigten sich - etwa, weil Personen in anderen Ländern registriert waren oder Anträge zurückzogen.
Grandi äußerte die Befürchtung, dass sich die aktuelle Krise im Sudan ausweiten könnte. Noch seien Hunderttausende Geflohene in Nachbarländern untergekommen. Aber der Osten des Landes sei als Terrain von Menschenschmugglern bekannt. Wenn Recht und Ordnung im Sudan nicht bald wieder hergestellt würden, könnten diese Schmuggler Sudanesen auf die Fluchtrouten "nach Libyen und weiter" bringen, wie Grandi sagte.
Vom Mittelmeerstaat Libyen starten viele Flüchtlingsboote Richtung Europa. Im Sudan gibt es seit Mitte April einen Machtkampf zwischen Truppen des De-facto-Präsidenten und dessen bisherigem Stellvertreter. Seit dem Beginn der Gewalt sind UN-Angaben zufolge mittlerweile fast 1,9 Millionen Menschen geflohen
EU-Reform im Asylwesen geplant
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat nach UNHCR-Angaben 2022 die schnellste Flüchtlingsbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Ende 2022 waren demnach 5,7 Millionen Menschen innerhalb der Grenzen in der Ukraine vertrieben worden oder ins Ausland geflüchtet.
Ende 2022 seien weltweit insgesamt 108,4 Millionen Menschen auf der Flucht vor Verfolgung, Krieg, Gewalt, Menschenrechtsverletzungen und den Folgen des Klimawandels gewesen, 19,1 Millionen mehr als ein Jahr zuvor.
Die geplante Reform des EU-Asylwesens lobte Grandi. Die EU will Asylsuchende, die aus einem Staat anreisen, der als relativ sicher gilt, künftig nach dem Grenzübertritt in einer Aufnahmeeinrichtung unter haftähnlichen Bedingungen festhalten. Nach einer zügigen Prüfung der Gesuche sollen Abgelehnte umgehend zurückgeschickt werden.
Wenigstens habe sich die EU überhaupt auf etwas geeinigt, aber nicht alles sei perfekt, sagte Grandi. Er fügte hinzu: "Wir sind klar der Ansicht, dass Asylsuchende nicht in Gefängnisse gesteckt werden sollten. Asyl zu beantragen, ist keine Straftat."
bani/ mit dpa