Tausende Amerikaner von Fleischallergie durch Zeckenbisse betroffen Syndrom auch in Deutschland?

Fleischallergie durch Zeckenbisse: Tausende Amerikaner von Alpha-Gal-Syndrom betroffen
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Ungewollt kein Fleisch mehr essen können, ohne dass bestimmte Symptone auftreten, davon sind Tausende Amerikaner betroffen. Laut einem aktuellen Bericht des "Center for Disease Control and Prevention" (CDC) haben mehr als 110.000 Amerikaner das neuartige Alpha-Gal-Syndrom. Zeckenbisse haben bei ihnen eine Allergie gegen rotes Fleisch ausgelöst.

Die Forscher des CDC befürchten sogar, dass bis zu 450.000 Amerikaner von dem Syndrom betroffen sein könnten ohne es zu wissen, da für das Feststellen von AGS ein positiver Diagnose-Test und eine klinische Untersuchung erforderlich sind.

Forscher vermuten auch, dass viele Personen mit Alpha-Gal-Syndrom bisher nicht darauf getestet wurden, weil die amerikanischen Gesundheitsdienstleister noch nicht damit bekannt sind. Besonders in den südlichen, mittelwestlichen und mittelatlantischen Regionen der Vereinigten Staaten wurden bislang mehr Menschen mit dem Syndrom identifiziert.

Es sei von entscheidender Bedeutung, dass Ärzte und Kliniken über das neuartige Syndrom Bescheid wissen, damit sie ihre Patienten richtig einschätzen, diagnostizieren und behandeln können. Personen mit entsprechenden Symptomen sollten sich laut dem CDC bei ihrem Arzt körperlich untersuchen lassen und einen Bluttest machen, bei dem nach spezifischen Antikörpern gegen Alpha-Gal gesucht wird.

Was genau löst das Syndrom aus?

Alpha-Gal ist ein Zucker, der in Fleisch von Säugetieren wie Schwein, Rind, Kaninchen, Lamm, Wild usw. und in aus Säugetieren hergestellten Produkten wie beispielsweise Gelatine, Kuhmilch und anderen Milchprodukten vorkommt. Die allergische Erkrankung tritt bei betroffenen Menschen nach dem Verzehr von Lebensmitteln oder Produkten auf, die Alpha-Gal enthalten.

Laut dem CDC gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass AGS in den Vereinigten Staaten hauptsächlich nach dem Biss der Lone-Star-Zecke auftritt, aber auch andere Zeckenarten sind nicht ausgeschlossen.

Was sind die Symptome?

Menschen, die an AGS leiden, können eine Vielzahl von Symptomen aufweisen: Juckender Hautausschlag, Übelkeit oder Erbrechen, Sodbrennen, Verdauungsstörungen, Durchfall, Husten, Kurzatmigkeit oder Atembeschwerden, Blutdruckabfall, Schwellungen der Lippen, des Rachens, der Zunge oder der Augenlider, Schwindel oder Ohnmacht oder starke Magenschmerzen.

Die Symptome treten laut dem CDC in der Regel zwei bis sechs Stunden nach dem Verzehr von bestimmten Nahrungsmitteln wie rotem Fleisch auf.

Gibt es das Syndrom auch in Deutschland?

Ja, AGS sei keine seltene Diagnose in Deutschland. Das sagte Hans Merk, emeritierter Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie an der RWTH Aachen dem WDR. Bei Allergie-Patienten würden seit einigen Jahren bereits immer häufiger Antikörper gegen Alpha-Gal festgestellt werden. Da es keine Meldepflicht gibt, sei schwer zu sagen, wie viele Deutsche unter dem Syndrom leiden.

Die Lone-Star-Zecke kann jedoch nicht für die Fälle in Deutschland verantwortlich sein, da sie in Europa nicht vorkommt. Es gebe allerdings andere Zeckenarten, in denen das Alpha-Gal-Molekül bereits nachgewiesen wurde. Insgesamt sei der Übertragungsweg in Deutschland jedoch wenig erforscht.

Müssen Betroffene wirklich auf das Fleischessen verzichten?

Betroffene müssen bestimmte Lebensmittel meiden. In der Regel seien das alle Arten von rotem Fleisch, manchmal aber auch Milchprodukte oder Gummibärchen mit Schweinegelatine. Ganz auf Fleisch verzichten müssten Betroffene aber nicht, betont Merk. Geflügel und Fisch seien gewöhnlich frei von dem Allergen. Eine Therapie gegen AGS gebe es zurzeit jedoch nicht.

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