Wenn sich die Sommerzeit dem Ende entgegen neigt, ist es eigentlich schon zu spät, um über den Umstieg auf eine Fernwärme-Heizung nachzudenken. Schließlich naht jetzt die Zeit, in der man den Wohnraum muckelig warm haben will.
Angesichts der sinkenden Erdgas-Preise bei den Hertener Stadtwerken stellt sich aber die Frage: Lohnt sich ein Umstieg überhaupt? Wir rechnen nach:

Für den Vergleich beschränken wir uns auf die verschiedenen Angebote der Hertener Stadtwerke. Sie sind im Stadtgebiet für die Grundversorgung mit Gas verantwortlich und betreiben ebenso das Fernwärmenetz der Stadt.
In die Grundversorgung fällt jeder automatisch, der in seinem Haus oder in seiner Wohnung mit Gas heizt, ohne einen gesonderten Vertrag mit einem Gas-Anbieter zu haben. Die Grundversorgung hat keine Mindestlaufzeit und kann beendet werden, sobald ein Sondervertrag geschlossen wird. Sie ist jedoch anfällig für Preisschwankungen.
Wir vergleichen die Preise für eine Wohnung mit 70 Quadratmetern und einem jährlichen Energieverbrauch von 8500 Kilowattstunden (kWh), sowie einem Haushalt mit 110 Quadratmetern und einem jährlichen Energiebedarf von 14.000 kWh.
Die Grundversorgung: Preisentlastung kommt im November
Ein Haushalt, der sein Gas über die Grundversorgung der Hertener Stadtwerke bezieht, zahlt derzeit
- 13,26 Cent/kWh
- 14,39 Euro mtl. Grundgebühr
- 1299,78 Euro für die 70m² Wohnung
- 2029,08 Euro für den größeren Haushalt mit 110m²
Wichtig: Ab November reduzieren die Stadtwerke die Gaspreise um 1,55Cent/kWh. Für die Preise bedeutet das
- 11,71 Cent/kWh.
- 14,39 Euro mtl. Grundgebühr
- 1168,03 Euro (Ersparnis: 131,75 Euro) für die kleinere Wohnung
- 1818,65 Euro (Ersparnis: 210,52 Euro) für die größere Wohnung
Sonderverträge: Erst ab November lohnt sich ein neuer
Sonderverträge können Hertener Gaskunden mit Anbietern aus ganz Deutschland schließen. Zum Zeitpunkt der Recherche (16.9.) wurden bezogen auf die Stadt 75 verschiedene Tarife auf dem Vergleichsportal Check24 angeboten. Meist sind sie günstiger als die Grundversorgung.
Die Hertener Stadtwerke bieten derzeit den Sondervertrag „Hertengas ‚fix’“ an, der eine Preisgarantie von einem Jahr beinhaltet. Die Preise liegen bei
- 12,45 Cent/kWh
- 17,08 Euro mtl. Grundgebühr
- 1262,82 Euro/Jahr Für die kleinere Wohnung
- 1947,29 Euro/Jahr für die größere Wohnung
- eine Grundversorgung ab November wäre damit sogar günstiger
Nach der Preissenkung liegt der Preis für den Sondervertrag bei
- 10,9 Cent/kWh
- 17,08 Euro mtl. Grundgebühr
- 1131,46 Euro (Ersparnis: 131,36 Euro/Jahr) für die kleinere Wohnung
- 1730,96 Euro (Ersparnis: 216,33 Euro/Jahr) für die größere Wohnung.
Aufpassen! Wer aktuell über einen Umstieg zu den Stadtwerken nachdenkt, sollte definitiv bis November warten! Denn wer vor November einen Sondervertrag abschließt, wird nicht von der Senkung profitieren und bis Ende 2025 den „alten“ Preis bezahlen. Erst danach werden die Preise angepasst.
Fernwärme: Die Stadt möchte ausbauen
In Herten sind knapp 30 Prozent der Haushalte an das Fernwärme Netz angeschlossen. Etwas geringer (23 Prozent) fallen die Angaben der Zensus-Umfrage von 2022 aus. Die Wärme stammt aus der Fernwärmeschiene der Iqony, in die auch die Wärme der Müllverbrennungsanlage in Herten Süd fließt. Erdgas wird für die Erzeugung der Fernwärme, anders als in anderen Städten, nicht verwendet. Bis 2040 möchten die Stadtwerke sogar ganz weg von Erdgas als Heizmittel.
Die reinen Tarifkosten für das Heizen mit Fernwärme setzen sich aus dem Kilowattstundenpreis von derzeit 9,31 Cent, einem Grundpreis und einem Messpreis zusammen. Der Grundpreis richtet sich danach aus, für wie viel Energie die Fernwärmeleitung im Haus ausgelegt ist. Aktuell kostet ein Kilowatt Leistung 50,88 Euro im Jahr. Die kleine Wohnung bräuchte 7KW, die größere 12KW. Der Messpreis von 110,97 Euro fällt für das Ablesen des Zählers einmal jährlich an.
Die Kosten für das Heizen mit Fernwärme lauten dementsprechend
- 9,31 Cent/kWh
- 50,88 Euro/KW im Jahr Grundpreis
- 110,97 Euro Messpreis im Jahr
- 1258,48 Euro im Jahr für die kleinere Wohnung
- 2024,93 Euro im Jahr für die größere Wohnung
Verglichen mit den Erdgastarifen zeigt, sich:
Vor der Preissenkung kann die Fernwärme mithalten und ist sogar ein wenig günstiger. Im Vergleich zur Grundversorgung spart der Fernwärme-Kunde 41,30 Euro jährlich in der kleinen Wohnung. Im größeren Haushalt würde er 4,15 Euro sparen.
Im Vergleich zu „Hertengas fix“ spart nur der Fernwärme-Kunde der kleinen Wohnung. 4,34 Euro zahlt er weniger als er mit Erdgas zahlen würde. Im größeren Haushalt würde er dagegen 77,64 mehr bezahlen als ein Erdgas-Nutzer.
Nach der Preissenkung im November freut sich der Erdgaskunde:
In der Grundversorgung wird Erdgas um 90,45 Euro (kleine Wohnung), beziehungsweise um 206,37 Euro (große Wohnung) im Jahr günstiger als Fernwärme.
Bei „Hertengas fix“ zahlt der Erdgas-Kunde 127,02 Euro (kleine Wohnung) und 293,97 Euro (große Wohnung) weniger im Jahr.
Abgesehen vom höheren Unterhaltsniveau, muss für eine Umstellung auf Fernwärme auch die Anschaffung beachtet werden. Laut dem Energieberaterportal co2online.de liegen die Kosten für eine Umstellung von Gas auf Fernwärme zwischen 5000 Euro und 10.000 Euro. Hier können jedoch verschiedene Förderungen greifen.