
Ein Lieblingsplatz im Klara Hospiz: Die Vorsitzende des Fördervereins Dr. Ulrike Bertlich nimmt sich am Eröffnungsabend einen Moment im Raum der Stille. © Martina Möller
Feierstunde im Klara Hospiz: „Niemand ist heute glücklicher als ich“
Eröffnung
Das Klara Hospiz ist nun auch offiziell eröffnet. Für Dr. Ulrike Bertlich war die Feierstunde ein bewegendes Ereignis. Sie hat mit Pfarrer Ulrich Müller das Hospizprojekt ins Rollen gebracht.
„Ich stehe jeden Morgen mit Klara auf und gehe jeden Abend mit Klara schlafen.“ Wer Dr. Ulrike Bertlich kennt, hat diesen Satz in den vergangenen Jahren oft gehört. Mit strahlendem Lächeln unter der Corona-Maske genießt die Vorsitzende des Fördervereins Klara Hospiz diesen Moment. Das neu errichtete Klara Hospiz am Lipper Weg wird mit einer kleinen Feierstunde offiziell eröffnet. Seit Juli werden hier schwerstkranke Gäste umsorgt, gepflegt und auf ihrem letzten Lebensabschnitt begleitet. „Niemand ist heute glücklicher als ich“, sagt Ulrike Bertlich.
Vor sechs Jahren hat die Medizinerin aus Sickingmühle zusammen mit Pfarrer Ulrich Müller die Idee in die Öffentlichkeit getragen, in Marl ein stationäres Hospiz zu errichten. Der Seelsorger ist an diesem Eröffnungsabend verhindert und kann nicht hören, wie einige der Anwesenden zurückblicken: „Ich war skeptisch“, gesteht Landrat Bodo Klimpel. Er war Bürgermeister in Haltern am See, als der Förderverein Klara Hospiz bei ihm vorsprach und um Unterstützung bat.

In der ersten Reihe saßen bei der Feierstunde v.l. Halterns Bürgermeister Andreas Stegemann, Landrat Bodo Klimpel und Marls Bürgermeister Werner Arndt. © Martina Möller
Neun Gesellschafter gehören dazu
Ein Hospiz für Marl und Umgebung zu bauen, war das Ziel. Sechseinhalb Jahre nach der Gründung des Fördervereins, fünf Jahre nachdem die Klara Hospiz gGmbH ins Leben gerufen wurde, ist viel erreicht.
Zur Trägergesellschaft gehören neun Gesellschafter: der Förderverein Klara Hospiz, das Hospiz zum hl. Franziskus in Recklinghausen, der ambulante Hospizverein Marl, das Diakonische Werk im Kirchenkreis Recklinghausen, die Kirchengemeinde St. Franziskus Marl, die Evangelische Stadt-Kirchengemeinde (ESM) Marl, der Hospiz-Freundeskreis Dorsten, die Kirchengemeinde St. Sixtus in Haltern am See und der Endlich e.V. in Herten. Der Förderverein Klara Hospiz hat aktuell rund 1080 Mitglieder. Von den 4 Millionen Euro, die das Hospiz gekostet hat, wurden 2,4 Millionen durch Spenden und Stiftungen finanziert. „Ohne diesen Zuspruch hätten wir nie den Mut gehabt, dieses Gebäude zu errichten“, betont Wilhelm Grothus, Mitgründer des Fördervereins.
„Das Hospiz erfüllt eine gesellschaftliche Aufgabe, die immer wichtiger wird“, betont Marls Bürgermeister Werner Arndt im Grußwort. „Der Wert einer Gesellschaft bemisst sich auch an ihrer Humanität und daran, wie sie mit ihren Sterbenden umgeht.“

Manfred Rosenberg war fünf Jahre lang ehrenamtlicher Geschäftsführer der Klara Hospiz gGmbH. Jetzt steht er an der Einfahrt zum Neubau, an dem er maßgeblich mitgewirkt hat. © Martina Möller

Rainer Namockel, Vorstandsmitglied des Fördervereins Klara Hospiz, mit dem scheidenden Geschäftsführer Dr. Andres Schützendübel (Mitte) und der neuen Geschäftsführerin Uta Heinrich. © Martina Möller
Hospizarbeit als Lebensaufgabe
Manfred Rosenberg und Dr. Andres Schützendübel haben als ehrenamtliche Geschäftsführer für das Klara Hospiz gearbeitet. Vor allem für den pensionierten Banker Manfred Rosenberg wurde die Hospizarbeit zur Lebensaufgabe. Nicht umsonst bedankt sich der Polsumer an diesem Abend bei seiner Frau. Während er mit Architekten, Stadtverwaltung, Krankenkassen, Architekt, Baufirmen und möglichen Geldgebern verhandelte, habe sie ihm geduldig den Rücken freigehalten. Während der Bauphase traf man Manfred Rosenberg beinahe täglich auf der Klara-Baustelle.
Am Ende war er federführend bei der Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Hospizleiterin Michaela Sommer und 17 Pflegekräfte umsorgen nun die Gäste am Lipper Weg. Und nicht zuletzt sind 40 ehrenamtliche Hospizbegleiter im Einsatz. Ihren Befähigungskurs haben sie beim ambulanten Hospizverein absolviert, dort wo die Marler Hospizbewegung ihren Anfang nahm.
Die Geschäftsführung haben Manfred Rosenberg und Andres Schützendübel mit dem Start des Hospizes an Marls frühere Bürgermeisterin Uta Heinrich abgegeben. Auch auf sie kommt einiges an Arbeit zu. Die Baufinanzierung wurde ohne öffentliche Förderung mit Spenden und Unterstützung der Banken gestemmt. Es bleibt aber dabei, dass Hospize 5 Prozent ihrer Kosten selbst erwirtschaften müssen, rund 200.000 bis 250.000 Euro im Jahr.
Während der Feierstunde erinnert das Gästebuch für das Klara Hospiz auf einem Tisch im Eingangsbereich daran, dass Menschen hier ihren letzten Weg gehen. Eine Seite ist aufgeschlagen, auf der der Name eines Marlers steht, der am Tag zuvor gestorben ist.
Geboren und aufgewachsen in Haltern am See, nach der Schulzeit zunächst für einige Jahre an der Waterkant in Hamburg heimisch geworden. Nach der Rückkehr zunächst in Marl und dann wieder in Haltern zu Hause. Seit 2007 im Medienhaus Bauer verwurzelt, anfangs in der Regionalredaktion, seit 2014 in der Marler Redaktion, seit 2017 als Ressortleiterin. Mag die Menschen im Revier besonders wegen ihrer direkten Art, ihre Meinung kundzutun.Die Menschen in ihrem Alltag und den Wandel der Stadt zu begleiten, bietet uns jeden Tag aufs Neue eine Fülle von spannenden Themen und Geschichten, die unter die Haut gehen. Ist beruflich und privat kulturinteressiert, leidenschaftliche Museumsbesucherin, Konzert- und Theatergängerin.