Thomas Döring geht am frühen Donnerstagmorgen über sein Weizenfeld in Alte Heide und zeigt auf die gleichmäßig sprießenden Pflänzchen so weit das Auge reicht. „Wir sind noch weit von einer Dürre entfernt“, sagt der Landwirt aus Unna.
Es ist einer dieser Tage, die dieses Frühjahr prägen: kühl, bedeckter Himmel und vor allem trocken. Trotz Wolken kein Regen in Sicht. Die Daten der letzten Wochen belegen das Ausbleiben der Niederschläge, die die Landwirtschaft beim Getreideanbau benötigt – von Region zu Region mehr oder weniger dringend.
Halb so viel Regen wie im Durchschnitt
Als Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ruhr-Lippe wirft Thomas Döring regelmäßig einen Blick auf die Wetterstatistiken. Nur rund die Hälfte der Regenmengen des langjährigen Mittels hat die Region 2025 bislang abbekommen.
Die Bandbreite, weiß Döring, sei allerdings groß gewesen, reichte von gerade 2,5 Millimeter bis immerhin 40 Millimeter Niederschlag. „In Lünen und Werne war es weniger, am Haarstrang mehr“, sagt der 53-Jährige, dessen Kreisverband von Herne bis Hamm reicht. Der Kreis Unna liegt mittendrin.

Die Hälfte seiner Fläche, 27.185 Hektar, wird landwirtschaftlich genutzt. Ein satter Anteil des Kreisgebietes zählt landschaftlich zur Hellwegbörde. Die Bodenbeschaffenheit hier sei bei den augenblicklichen Wetterverhältnissen ein klarer Standortvorteil. „Das Wasserhaltungsvermögen ist ein Aspekt der fruchtbaren Böden bei uns“, erklärt Döring und sticht dabei mit einem Spaten eine kleine Weizenpflanze aus dem Acker heraus.
An dem durchwurzelten Stück Erde erkennt man, was Döring meint: Unter der angetrockneten hellbraunen Krume ist die untere Erdschicht viel dunkler und noch feucht. Die tiefgründigen Böden, wie sie in der Landwirtschaft genannt werden, können das Wasser viel besser speichern als sandige Untergründe etwa am Niederrhein.
Fruchtbare Böden speichern Regen gut
„Mein Schwager musste dort schon Futterpflanzen bewässern“, erzählt Döring. Auch in einigen Gebieten in Hamm gebe es eher sandige Böden. „Die jammern schon nach Wasser.“ Davon ist der Unnaer noch weit entfernt. Bis Januar habe es überdurchschnittlich viel geregnet.
Dieses Regenwasser ist in Dörings Äcker eingesickert, konnte vom Boden gespeichert werden und wird durch den Kapillareffekt aus der Tiefe zur Oberfläche gedrückt – ähnlich wie bei einem Strohhalm, den man in das Wasser in einem Glas steckt, wonach die Flüssigkeit im Röhrchen höher als im Glas steigt.
Der Landwirt, der auf 160 Hektar neben Weizen und Gerste auch Raps, Zuckerrüben und Mais sowie Erdbeeren anbaut, geht hinüber auf die andere Seite, wo Ackerbohnen stehen. Am Rand des Feldes ist ein noch recht gut gefüllter Wassergraben.
„Auch ein Indiz, dass die Böden noch nicht zu trocken sind“, sagt Döring und erklärt gleich, warum das so ist. Der Graben, der vielleicht eineinhalb Meter tief liegt, speist sich aus Grundwasser, das also offenbar noch relativ hoch steht.
Graben am Acker noch gut mit Wasser gefüllt
„In nassen Jahren dient der Graben der Entwässerung der Flächen“, erläutert der Landwirtevorsitzende. Unter den Feldern sind Drainagen verlegt, die das vom Boden nicht mehr aufnehmbare Wasser in den Graben leiten.
Denn zu viel Nässe verträgt der Ackerbau erst recht nicht. So war das Erntejahr 2024 stark geprägt vom regenreichen Winter 2023/24 und dem darauf folgenden ebenfalls nassen Frühjahr. Staunässe schadete den jungen Getreidepflanzen, selbst die Drainagen konnten so viel Wasser nicht aus dem Boden ableiten.

Zu viel Regen kann schädlich sein
- „Pflanzen brauchen Regen, aber zu viel davon ist auch schädlich“, so Thomas Döring. Er erklärt: „Wurzeln brauchen Sauerstoff, um ihre Zellen mit Energie zu versorgen. Wasser füllt die luftgefüllten Bodenporen auf, wodurch der Sauerstoffgehalt im Boden absinkt.“
- Auch Mikroorganismen im Boden brauchten Sauerstoff, um organisches Material in Nährstoffe umzusetzen. Unter Sauerstoffmangel könnten diese Vorgänge im Boden nicht ablaufen. Döring: „Dann laufen hauptsächlich Prozesse im Boden ab, die keinen Sauerstoff benötigen und bei denen dann Kohlendioxid, Essigsäure oder andere Stoffe, auf die die Pflanzen empfindlich reagieren, entstehen. Zu hohe Konzentrationen davon lassen Pflanzenwurzeln absterben.“
Dieses Jahr laufe es bisher daher fast schon ideal. Thomas Döring gräbt jetzt ein noch zartes Ackerbohnenpflänzchen aus, das er erst Ende Februar ausgesät hat. In der oberen Schicht konnten die Körner in der noch feuchten Schicht quellen, mittlerweile hängen zehn Zentimeter lange, feine Wurzeln am Keimling. „Die Ackerbohne wächst jetzt ins Wasser“, macht es Döring anschaulich.
„Trockene Jahre waren immer problemlos“
Trockenschäden würde er dagegen sofort sehen „an welken Blättern wie bei der Topfpflanze, die nicht begossen wurde.“ Am Hellweg sei die Wetterwelt bislang durchaus noch in Ordnung. „Die Trockenheit hat uns auch in die Karten gespielt“, so Thomas Döring: Alles was an Pflanzenschutz und Düngung nötig war, wurde nicht von Nässe beeinträchtigt.
Nach der jetzt begonnenen bzw. anstehenden Aussaat von Zuckerrüben bzw. Mais wünsche er sich allerdings bald schon einen „warmen Regen“, räumt Döring ein. Denn eigentlich regne es an der Hälfte der Tage des Aprils – bis zum 10. fiel diesmal aber noch kein einziger Tropfen.
Dennoch ist der Unnaer Landwirt weit entfernt von Dürre-Panik. „Die trockenen Jahre waren für uns immer problemlos“, sagt er mit Blick auf viele ähnliche Perioden in der Vergangenheit. Extreme Dürren wolle die Landwirtschaft natürlich nicht. So habe sein Großvater Karl auch immer mit Fug und Recht gesagt: „Die Sonne hat noch niemand vom Hof gejagt.“
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