Die ersten Angaben der Polizei sind inzwischen überholt, und der Vorfall im Café Sahara, mitten in der Hertener Innenstadt, stellt sich als weitaus schlimmer dar als zunächst dargestellt.
Das Opfer, ein 58-jähriger Hertener türkischer Nationalität, wurde nicht „ambulant“ im Krankenhaus behandelt, wie die Polizei am Montag noch mitgeteilt hatte, sondern kam auf die Intensivstation und konnte wegen massiver Schwellungen im Gesicht erst am Dienstag im Recklinghäuser Prosper-Hospital einer mehrstündigen Operation unterzogen werden.
Polizeisprecher Andreas Lesch sagte am Dienstag (1.10.), dass sich die Ersteinschätzung der Verletzungen vor Ort später als schlimmer herausstellten.
Ein beidseitiger Kieferbruch, eine beidseitige Fraktur der Augenhöhlen, ein gebrochenes Nasenbein und eine schwere offene Platzwunde über den gesamten Schädel, die vom ersten Schlag mit einem Baseballschläger stammte, stellten die Ärzte vor eine schwierige Aufgabe. Dies bestätigen ein Mediziner und Familienangehörige des Opfers: „Ein Pfleger des Krankenhauses sagte uns am ersten Abend, das sei fürchterlich. Er habe so etwas noch nicht gesehen“, sagte eine Familienangehörige, die ihren Namen aus Sorge um weitere Attacken nicht öffentlich nennen möchte. Inzwischen gehe es dem 58-Jährigen etwas besser.

Augenzeugen berichten, die Angreifer-Gruppe sei deutlich größer gewesen als die „etwa zehn Männer“, die die Polizei mit Berufung auf Zeugenaussagen bis heute nennt: „Sie waren bewaffnet mit Baseballschlägern aus Metall, mit Totschlägern, Holzlatten und Ähnlichem, kamen herein und schlugen sofort auf ihn ein. Er stand an einem Tisch, die anderen saßen dort beim Kartenspiel. Er stand mit dem Rücken zur Tür. Den ersten Schlag bekam er von hinten ab. Es ging blitzschnell, es wurde kein Wort gesprochen.“
In der Folge sind die Berichte von Familie, Augenzeugen und Polizei deckungsgleich: Die anderen Gäste im Café Sahara griffen sich Stühle und drängten damit die Angreifer aus dem Café heraus. Dann schlossen sie die Tür ab, wählten den Notruf. Die Angreifer, die angeblich allen Beteiligten unbekannt waren, stiegen in mehrere Autos und fuhren davon. Genaue Täterbeschreibungen liegen der Polizei nicht vor.
Die dritte Attacke in zehn Tagen
Nach einem Messerangriff in einer Langenbochumer Kneipe in der Vorwoche und einem weiteren Messerangriff kurz darauf in Dorsten, stellt sich die Frage nach den Ursachen dieser eskalierenden Gewalt, die Kneipen- und Café-Gäste in der Region trifft; und die Frage nach möglichen Zusammenhängen.
Polizeisprecher Lesch schließt einen Zusammenhang dieser Taten jedoch aus: Es deute absolut nichts darauf hin. Die Häufung der Attacken sei ein trauriger Zufall.