Familien-Coachin Elena Chucher Wie überforderte Eltern zu sich zurückzufinden

Von Claudia Lohmann
Familienberaterin Elena Chucher: „Eltern können viel bewegen“
Lesezeit

„Jeder gibt seinen Senf dazu und das ist ungerecht.“ Wenn es Probleme in der Familie gibt, dann sehen sich Eltern vielen unterschiedlichen Ratschlägen, Meinungen und auch Kritik ausgesetzt. Von einer Seite heißt es vielleicht, man greife nicht gut genug durch. Andere empfehlen, die Zügel lockerer zu lassen. Dadurch entsteht Druck, die Verunsicherung wächst. „Die Leute im eigenen Umfeld sind nicht wertfrei“, erklärt Elena Chucher.

Die Familienexpertin hat in ihrer beruflichen Laufbahn schon viele Familienprobleme kennengelernt und Eltern dabei unterstützt, sie zu lösen. Ratschläge, die auf Familien einprasseln, gepaart mit dem Anspruch, nach außen hin zu zeigen, dass alles gut läuft, können laut Chucher dazu führen, dass Eltern irgendwann überfordert sind – und ihnen dadurch keine Lösungsmöglichkeiten einfallen.

Die 36-Jährige will jenen Familien helfen, die sich in ihrer Überforderung und zwischen unterschiedlichsten Ratschlägen festgefahren haben. Seit diesem Monat bietet die Dreifach-Mama aus Unna Familien-Coaching an. Dabei ist sie nicht nur durch ihre eigene Familie erfahren auf diesem Gebiet: Chucher hat Sozial- und integrative Pädagogik und Psychologie studiert, bei der Werkstatt und beim Jugendamt in Unna gearbeitet und sich dann zur psychologischen Sachverständigen für Familienrecht weitergebildet. Heute arbeitet sie als Gutachterin beim Gericht. Wenn es zum Beispiel um Sorgerechtsentscheidungen geht, dann erstellt Chucher Gutachten, die das Urteil erleichtern sollen.

Das Problem aus einem anderen Blickwinkel betrachten

Zusätzlich setzt sie sich neuerdings als Familienberaterin auch dafür ein, dass es möglichst gar nicht erst zu Sorgerechtsfragen kommt. „Beratung war immer mein Schwerpunkt“, erklärt sie ihre Entscheidung, Familien-Coaching anzubieten. Für die dreifache Mutter ist es spannend, die Struktur und die Kommunikation in einer Familie zu ergründen. Und es erfüllt sie, Familien zu helfen und Dankbarkeit zurückzubekommen.

In ihren Beratungen stellt die 36-Jährige viele Fragen, durch die sich den Eltern bzw. einem Elternteil eine andere Sicht auf die Familiensituation eröffnen soll. Das überforderte Familiensystem soll so quasi einmal heruntergefahren und beruhigt werden, damit man aus der Überforderung herauskommt, erklärt sie.

„Ich will den Menschen zeigen, wie sie sich selber wiederfinden können. Sich und auch den Partner.“ Denn häufig leide auch die Paarebene. „Und dadurch dann mittelfristig auch die Elternebene. Und wenn diese beiden Ebenen leiden, dann leidet auch das ganze Familiensystem“, so Chucher.

Sei ein Kind zum Beispiel verhaltensauffällig, dann sei das ein Symptom eines gestörten Familiensystems – nicht aber die Ursache. Eltern begeben sich dann auf die Suche nach Ratschlägen, Therapien und Tests, die dem Kind helfen könnten. Aber verlieren die Ehe und die Familie, wo die Probleme ihren Ursprung haben könnten, aus dem Blick.

Elena Chucher aus Unna, Famfokus
Elena Chucher bietet ihre Beratungen auch digital an und in den Abendstunden – so will sie es Familien erleichtern, an Hilfe zu kommen. © Udo Hennes

Chucher will Eltern helfen, die Augen für die Ursachen von Familienproblemen zu öffnen. Sie leiste „ressourcenorientierte Hilfe zur Selbsthilfe“. Die Eltern müssen also auch selbst aktiv werden. „Coaching ist kein Allheilmittel“, erklärt Chucher. Sie stelle in den Sitzungen spezielle Fragen, die dann schon einiges bewirken und durch die sich viele Eltern schon besser fühlen, weil sie sich öffnen und Probleme aussprechen. Doch mit den Beratungsgesprächen ist es nicht getan: „Ich gebe den Eltern individuelle Aufgaben. Sie sollen sich zwischendurch zum Beispiel bestimmte Fragen stellen oder Tagebuch führen.“

Viel Arbeit muss damit aber nicht verbunden sein, wie die Unnaerin deutlich macht. Schon kleine Stellschrauben könnten ein ganzes System neu ausrichten. Und Eltern hätten mehr in der Hand, als sie manchmal glauben. „Viele Eltern fühlen sich häufig übermächtig“, so Chucher. Als Beispiel nennt sie den Glauben, dass sich das Kind nur von einem bestimmten Elternteil ins Bett bringen lässt. Dabei müsse es so nicht laufen. „Eltern können viel ändern.“

Wie, das können Eltern, die sich Hilfe wünschen, gemeinsam mit Chucher während ihrer Beratungen herausfinden. Chuchers Angebote beginnen mit einem ersten kostenlosen Gespräch. Die darauffolgenden Beratungsgespräche dauern jeweils 50 Minuten und können abends und auch digital stattfinden.

Als Mutter wisse Chucher, wie das Leben in einer Familie läuft und wie schwer es ist, tagsüber Zeit zu finden. Und sie weiß aus ihrer beruflichen Erfahrung, dass Eltern häufig lange auf Hilfe – etwa in Form von Therapien – warten müssen. Auch dem will sie sich entgegensetzen und verspricht, kurzfristig für die Ratsuchenden da zu sein. Die Unnaer Mutter ist überzeugt, dass sie mit ihrem Angebot eine Lücke füllt. Ob es so ist, will sie nun herausfinden. Eltern, die sich angesprochen fühlen, erfahren mehr unter www.famfokus.de oder Tel. (0152) 09 04 70 09.

Psychotherapeut rät zum Haustier: "Ein Tier streicheln - das ist fast wie Hypnose"

Mutter aus Unna erfindet Spiel, das Kinder selbstbewusst macht